12. türchen - gemma's last christmas

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(gemma ist hier die kleine schwester)
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„Es wird schon alles gut", flüsterte Niall und ich biss mir auf die Lippe und nickte.

„Ich hoffe es", sagte ich mit gebrochener Stimme und Niall sah mich nur besorgt an.

„Das hatten wir doch schon, Hazza. Sie schafft das."

Ich schloss die Augen und zwei einsame Tränen lösten sich aus meinen Wimpern und liefen meine Wangen herab. „Aber was wenn nicht?"

Eine Zeit lang sagte Niall nichts, sondern strich nur weiter sanft über meine Schulter und ich wusste auch ohne ihn zu sehen wie er mich gerade ansah. „Auch dann wirst du okay sein", sagte er und ich spürte, dass er Angst hatte wie ich auf diesen Satz reagieren würde.

„Aber sie nicht", hauchte ich ganz leise und Niall zog mich an sich.

„Doch. Sie auch."

Ich heulte in die Schulter meines besten Freundes.

„Du musst heute für sie stark sein, okay?", flüsterte er und ich nickte.

„Ich weiß."

„Denn falls sie es wirklich nicht schafft, sollte sie diese Welt mit einem Lächeln verlassen."

„Ich verstehe das einfach nicht", schniefte ich nach einigen Minuten. „Warum kann ich es nicht sein? Oder...oder irgendeins der Arschlöcher dieser Welt...warum...warum musste es ausgerechnet..." Ich schaffte es nicht den Satz zu Ende zu bringen und vergrub mein Gesicht wieder in seinem Shirt.

„Vielleicht braucht Gott seine Engel einfach im Himmel", flüsterte Niall und sorgte damit nur dafür, dass ich noch mehr weinte.

Erst über zehn Minuten später schaffte ich es Niall loszulassen und meine Tränen wegzuwischen. Er brachte mich nach unten und wir gingen zusammen in die Küche. Meine Eltern saßen dort bei Nialls Eltern und lächelten mir müde zu. Ich lächelte schwach zurück und sah zu meinem besten Freund.

„Danke", meinte ich.

„Keine Ursache, Harry." Niall lächelte. „Ich bin immer für dich da."

Er umarmte mich nochmal und dann standen meine Eltern auf und wir verließen zusammen das Haus der Horans. Niall würde Heiligabend jetzt mit seiner Familie verbringen.

Genau wie ich.

Nur hatte Niall das Privileg das zu Hause zu machen.

Ich stieg wieder ins Auto und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Eigentlich hatten wir gar nicht hier hin gewollt. Aber ich war irgendwann auf der Fahrt in Tränen ausgebrochen und meine Eltern hatten entschieden, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, wenn ich meinem besten Freund sein Geschenk jetzt schon gab und er mich im Gegenzug noch etwas beruhigen konnte.

Sie waren ja selber kaum imstande sich zusammenzureißen.

Von der Fahrt bekam ich nicht viel mit, ich versuchte hauptsächlich mich wieder zu beruhigen, damit ich nicht mehr verheult aussah wenn wir ankamen.

Auf dem Parkplatz war einiges los. Viel mehr als sonst, aber es war immerhin Weihnachten, es ergab Sinn, dass mehr Besuch hier war.

Als wir ausstiegen entdeckte ich einen Van, auf dem draußen ein Weihnachtsmann abgebildet war. Ich wandte den Blick ab.

Das hier war kein Weihnachten. Nicht wie sonst.

Das hier fühlte sich nicht gut an. Mit jedem Schritt, den ich weiter auf den Eingang des Krankenhauses zuging wurde mein Herz schwerer.

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