16. türchen - 18

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„Ich glaube, ich bin bereit für eine richtige Beziehung."

Das war der Satz, der mich dazu gebracht hatte meinen Glühwein auf den weißen Teppich zu spucken.

Das hieß jetzt durfte ich einen neuen Teppich kaufen (und diesmal definitiv nicht weiß), denn den Fleck würde ich vermutlich nicht mehr so einfach rausbekommen.

Louis hatte mich nur ausgelacht. Und mir dann von irgendwo ein Taschentuch gegeben, weil ich immer noch am Husten gewesen war. Heilige Scheiße, so sehr hatte ich mich noch nie verschluckt.

Jetzt stand ich in der Abstellkammer und suchte zumindest nach irgendeinem Fleckenentferner der vielleicht in der Lage war, den roten Fleck aus meinem Teppich zu bekommen. Es sah fast schon aus wie Blut.

Louis hörte ich in der Küche rumräumen, ich glaube er spülte den Topf in dem ich den Glühwein gemacht hatte. Normalerweise würde ich ihn nie alleine in die Küche gehen lassen, aber ich war gerade einfach komplett aus der Bahn geworfen.

„Ich glaube ich bin bereit für eine richtige Beziehung."

Louis. Louis Tomlinson. War bereit für eine richtige Beziehung.

Klar, no big deal, ist ja nicht so als hätte ich darauf schon gewartet seit wir 18 gewesen waren.

Louis und ich kannten uns schon Ewigkeiten. Seit der weiterführenden Schule um genau zu sein. In der fünften Klasse hatten wir uns zwar absolut nicht ausstehen können, aber die Klassenfahrt in der sechsten hatte das dann irgendwie einmal um 180° gedreht. Wir waren beste Freunde geworden.

Ab dem Zeitpunkt hatten Louis und ich unser Leben gewissermaßen Seite an Seite bestritten. Wir hatten die Hochs und Tiefs des Teenagerleben gut überstanden, hatten immer uns gehabt.

Louis war da gewesen und hatte mich beruhigt als ich rausgefunden hatte, dass ich auf Jungs stand und nicht wusste wie ich es meiner Familie sagen sollte. Ich war da gewesen, als Louis unerwartet seine Schwester und seine Mutter in einem Autounfall verloren hatte. Louis war da gewesen als mir zum ersten Mal das Herz gebrochen wurde, ich war da gewesen, als er zum ersten Mal viel zu viel getrunken hatte und bestimmt zwei Stunden kotzend über der Kloschüssel hing.

Wir waren beste Freunde.

Gewesen.

Also nein, versteht das jetzt nicht falsch, wir waren immer noch beste Freunde.

Aber als wir mit achtzehn aus unserer Heimatstadt ausgezogen waren, ich in eine kleine Dachgeschosswohnung und Louis in eine Studenten-WG, um zusammen in London zu studieren...

Ja, mit achtzehn war mir aufgefallen, dass ich mich irgendwie in Louis verliebt hatte.

Es war wirklich nicht so, dass ich mein ganzes Leben in ihn verliebt gewesen war, Himmel nein. Ich wusste noch genau, wie ich, als ich mich damals bei ihm geoutet und er das typische „Ähm, aber...du stehst doch nicht...äh...auf mich, oder?" gestottert hatte, nur laut angefangen hatte zu lachen und ihm versichert hatte, dass „Himmel nein, nicht in eine Millionen Jahren".

Tja. Sah aus als wären diese Millionen Jahre mit achtzehn vorbei gewesen, denn verdammt noch mal, ich hatte mich wirklich in ihn verliebt.

Vielleicht war es dieser kurze Skiurlaub gewesen, den wir damals spontan gemacht hatten. Nur zu zweit. Wo wir unsere kalten Füße unter der Decke aufgewärmt hatten, wo es nur ein Ehebett gab, weil wir zu broke waren eine Hütte mit mehr Betten zu mieten, wo Louis zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben tatsächlich mal etwas Genießbares gekocht hatte...

Es war so richtig ein „1000 Mal berührt, 1000 Mal ist nichts passiert, 1000 und eine Nacht und es hat Zoom gemacht." gewesen.

Bei mir zumindest. Denn bei Louis schien sich nichts verändert zu haben.

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