10. türchen - new year's eve

2K 191 221
                                    

Der Schnee war viel zu hell. Am liebsten hätte Harry eine Sonnenbrille aufgesetzt.

Er seufzte.

Die Welt sollte nicht so schön aussehen, wenn es ihm so dreckig ging, das war einfach nicht fair.

Weihnachten war jetzt eh vorbei, wozu also noch Schnee? Morgen würden da nur der ganze Müll von Silvester drin rumliegen und alles eklig rotbraun machen.

Er sah wie seine Mutter und seine Schwester Gemma aus dem Auto stiegen, das auf der Auffahrt geparkt hatte. Sie schlugen die Türen zu und holten dann die Einkäufe aus dem Kofferraum. Seine Mutter musste natürlich ausgerechnet dieses Jahr die Nachbarn für Silvester einladen und dafür ein riesiges Festmahl kochen.

Gut, vielleicht war Harry auch einfach verbittert, weil er eigentlich gedacht hatte er würde jetzt mit seinen Freunden eine Silvesterparty vorbereiten. Heute um null Uhr seinen Freund küssen.

Und jetzt war er hier.

Und sein Freund sein Ex-Freund.

Er kratzte mit der Spitze seines Schuhs im Schnee herum und zog dann ein letztes Mal an seiner Zigarette, bevor er zur Fensterbank hinter sich ging und sie in den Aschenbecher drückte, der dort stand.

Gemma war schon mit ein paar Einkäufen im Haus verschwunden, aber Harry ging zu seiner Mutter, um ihr beim Tragen zu helfen.

„Hast du schon wieder geraucht?", fragte sie und musterte ihn besorgt. Harry seufzte nur und nahm ihr die Tüten aus der Hand.

„Bedank dich bei Mike", sagte er trocken und ging ins Haus.

In der Küche half er Gemma die Lebensmittel wegzupacken als seine Mutter auch die letzten Sachen in einer Kiste reintrug.

„Harry-Schatz, ich dachte Weihnachten hätte dich schon ein bisschen auf andere Gedanken gebracht?" Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Mum, gib ihm etwas Zeit", meinte Gemma und Harry kratzte sich an der Nase und seufzte.

„Hat es auch", sagte er dann. „Aber heute ist Silvester und bis vor zwei Wochen dachte ich noch..." Er brach ab.

„Können wir einfach nicht darüber reden?", fragte er dann und seine Mutter lächelte nur mitfühlend.

„Klar. Willst du mit mir zusammen kochen? Vielleicht hilft das?"

„Ja, auf jeden Fall." Harry lächelte. „Wollte ich eh fragen."

„Na, sehr gut, dass du das machst, ich hätte gar keine Lust beim Kochen zu helfen." Gemma lachte. „Ich geh mal das Feuerwerk aus dem Keller holen, ja?"

Und damit verschwand sie aus der Küche.

Harry starrte noch eine Sekunde auf den Tisch, dann schloss er die Augen, atmete tief durch und nickte dann.

„Okay. Auf geht's, Mum."

Das war das Stichwort. Die nächsten zwei Stunden waren Harry und seine Mutter nur mit Kochen, spülen und die Tafel im Wohnzimmer decken beschäftigt.

Es kamen eine Menge Leute und für die musste eine Menge Essen gemacht werden. Harry war sogar so sehr in Stress, dass ihm fast warm wurde.

Die letzten zwei Wochen war er eigentlich durchgehend am frieren gewesen. Und er wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber das kam eindeutig von seiner Psyche. Mike hatte ihn ziemlich upgefuckt.

So entschied er sich allerdings als alles fertig aufgeräumt war und der Braten als letztes im Ofen, noch eben duschen zu gehen und als er damit fertig war waren schon die meisten Gäste da.

larry adventskalender 2o20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt