Kapitel 2

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Kapitel 2: Schulanfang

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker und ich schlug die Augen auf. Och nee, Schule. Naja, das kriege ich auch noch hin! Ein Jahr musste ich noch und dann war ich frei. Aber vielleicht war dieses Jahr besser als die anderen. Schließlich war es ja das letzte. 

Ich machte mich fertig, zog meine weiße Lieblingsbluse, einen schwarzen Blazer mit prunkvollen Goldknöpfen, die natürlich nicht aus echtem Gold bestanden, und eine lange, schwarze Röhrenjeans an. Ich legte mir meine Kette, die ich zu meinem 1. Geburtstag bekommen hatte, um und überlegte dann, wie ich meine Haare gestalten sollte. Am Ende entschied ich mich für einen einfachen Pferdeschwanz. Da ich morgens nie frühstückte, nicht weil ich magersüchtig war, sondern weil ich so früh einfach noch nichts essen konnte, keinen Hunger hatte, setzte ich mich an den Küchentresen und holte mein iPhone raus. Ups, siebzehn neue Nachrichten. Ich beantwortete diese und jene, löschte andere. Danach steckte ich das Smartphone wieder ein. 

Es klingelte an der Tür und ich lächelte. Das war sicher Matt, der kam, um mich abzuholen. Ich hatte zwar jetzt ein eigenes Auto, aber er bestand weiterhin darauf, mich zur Schule zu bringen und abzuholen. Na, wenn er wollte. Ich öffnete die Tür und stutzte. Das war nicht Matt. 

"Ein Paket für Mrs. Janine Carver. Sind Sie Janine?", fragte der kleine, untersetzte Mann. 

"Nein, die Tochter. Aber ich nehme das Paket gerne entgegen.", antwortete ich und unterschrieb ein Formular. Obwohl ich wirklich sehr neugierig war, wie schon immer, ließ ich die Versuchung Versuchung sein und machte mich leicht angesäuert auf den Weg zu meinem Auto. Matt hat doch gesagt er kommt mich holen! Oder hatte ich irgendetwas verpasst? Na gut, dann fuhr ich halt! Die Sonne prallte schon jetzt erbarmungslos auf das Pflaster und ich setzte meine Dolce & Gabbana-Sonnenbrille auf. Ich stieg in meinen roten Ferrari ein, ließ das Dach sich öffnen und fuhr dann los. 

An der Schule angekommen, musste ich mich beeilen, da es schon spät war. Als erstes ging ich in das Sekretariat, um meinen Stundenplan abzuholen und begab mich dann in Gebäude C, wo in Raum 147 Geschichte bei Mr. Harper stattfand. Vier Stunden später traf ich mich mit meiner besten Freundin in der Cafeteria, wo ich einen Salat aß. "Und wie waren deine Ferien?", fragte sie. 

"Super, aber das weißt du doch!", erwiderte ich lachend und sie nickte mir zustimmend zu. Nach und nach wurde unser Tisch voller und unser kompletter Freundeskreis saß um uns herum. Schon bald und viel zu früh klingelte die Schulglocke und wir gingen wieder in den Unterricht. Ich hatte jetzt zusammen mit Mary, meiner besten Freundin, Englisch. Diese und die restlichen drei Stunden vergingen wie im Flug, was hauptsächlich daran lag, dass heute der erste Schultag war. Damit würde morgen jedoch Schluss sein, leider. Allerdings bestand dieses Schuljahr, wenn man es noch so nennen mochte, größtenteils fast nur aus Prüfungen und Klausuren. 

Zuhause angekommen, rief ich Matt an, der, da er ein Jahr älter war als ich, nicht mehr zur Schule ging, um ihn zur Schnecke zu machen. Er nahm nicht ab. Na toll! In der Küche brutzelten auf dem Herd Hühnchenschenkel in der Pfanne und der Fernseher lief. Katie saß auf dem Teppich und schaute mit offenem Mund zwei kleinen Schmetterlingen zu, die über den Bildschirm flogen. Erst als ich ihr sanft unter das Kinn fasste, klappte sie ihren Mund zu. Sie stand auf und rief: "Ally!" 

"Na, meine Kleine?" Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. 

"Bin nicht klein!", rief sie und verschränkte trotzig die Arme. Lachend antwortete ich: "Na gut. Du bist schon gaanz groß." Mum kam ins Wohnzimmer, um uns zu sagen, dass das Essen fertig war. Ich trug meine kleine Schwester zum Esstisch und setzte sie auf ihren Stuhl. Dann nahm ich selbst Platz und freute mich auf das Essen. Meine Mum konnte einfach super kochen! 

Nachdem ich auch meine letzten Hausaufgaben erledigt hatte, überlegte ich. Mein nächstgrößtes Geschenk zum Geburtstag, nach dem Auto, war von meiner Patentante, Liza: die Renovierung meines Zimmers. Zwischen zwei Favoriten musste ich mich entscheiden. Soll ich mein Zimmer komplett in Naturtönen mit vielleicht ein paar klassischen Akzenten oder in Weiß mit allen möglichen, verschiedenen Blautönen gestalten? Naja, ich würde mich entscheiden müssen. Wahrscheinlich Natur. Oder doch Blau? Egal, ich hatte ja noch genug Zeit. 

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Fünf Uhr. In einer halben Stunde fing Tanzen an. Meine Sachen, bestehend aus einer dunkelblauen Jogginghose und einem weißen Top, lagen schon griffbereit neben meinem Bett auf dem Sofa. Schnell zog ich mich um und griff mir dann meine Tasche, wo ich eine kleine Flasche Wasser reinlegte. Meine Mutter und meine Schwester bekamen beide einen Abschiedskuss, Mum auf die Wange und Katie auf den Kopf. Dann ging ich nach draußen und schloss mein Fahrrad auf. Den kurzen Weg mit dem Auto zu fahren, lohnte sich nicht. Nach etwa zehn Minuten kam ich bei Mary an, die mit mir tanzen ging. Ich war jetzt seit zwölf Jahren dabei, Mary seit neun. Dieses Jahr würde ihr zehntes Jubiläum werden und ich hatte mir schon etwas ganz besonderes ausgedacht. Mehr dazu, wenn es soweit ist. 

Wir machten uns auf den Weg. Das Tanzen machte, wie immer, total Spaß. Nachdem die zwei Stunden vergangen waren, gingen wir noch in die Moonlight Bar, wo wir unsere komplette Stufe vorfanden, die den ersten überstandenen Schultag feierten. Eigentlich lächerlich. Nach zwei Drinks verabschiedete ich mich, ich musste ja schließlich noch Fahrrad fahren. Zuhause angekommen, machte Dad mir die Tür auf. "Du... Schon hier?", fragte ich erstaunt und er antwortete: "Ja, auf der Arbeit gab es einen Vorfall... Die nächsten vier Wochen bin ich sozusagen in verlängerten Ferien." 

"Oh" Ich suchte nach passenden Worten. "Was ist denn passiert?" 

Er zögerte. "Ein Arbeitskollege ist... umgebracht worden. Um circa vier Uhr. Und bis eben wurden wir alle noch befragt, wegen Zeugen, du weißt ja." Dad atmete tief ein und aus. "Kein Wort zu Katie, sie kriegt nur Angst. Deiner Mum werde ich erzählen, was passiert ist. Geh doch noch ein bisschen fernsehen." 

Nickend drehte ich mich um und ging ins Wohnzimmer. Jemand umgebracht? Gott sei Dank, wusste ich was ich um vier Uhr gemacht hatte. Obwohl. Nein, ich wusste überhaupt nicht, was ich zu dieser Zeit getan hatte. Aber ich brachte ja keine Menschen um! Oder?

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