Kapitel 8

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Kapitel 8: Jordayn

Das erste mal wachte ich auf, ohne es direkt zu bedauern und in Selbstmitleid zu versinken. Etwas Gutes hatte es ja schon, hier zu sein. Vielleicht hatte meine Mutter das mit dem Jungen ja gar nicht ernst genommen und mich nur wegen dem Sprechenlernen hierher geschickt. Auf jeden Fall freute ich mich schon auf weitere Versuche meinen 'Wortschatz' zu erweitern, die hoffentlich erfolgreich enden würden. Verdammt, ich war echt glücklich. Das war schon länger nicht mehr so gewesen. Denn wenn ich erst einmal wieder sprechen könnte, würden meine Eltern mich bestimmt sofort aus dieser Anstalt abholen, wo es teilweise schon... naja, Verrückte gab. Hmm, wenn ich es noch einmal recht bedachte, ich war schon ziemlich abhängig von meinen Schöpfern. Das musste sich schleunigst ändern. Immerhin war ich kein Mama-Kind. Oder Papa-Kind, wie man es halt nimmt. 

Ich stand auf, von meinem neuen Elan gepackt und ging ins Bad, um zu duschen. Allerdings kam ich nicht sehr weit, denn etwas hielt mich zurück. Jemand hatte mein Handgelenk umfasst und ließ auch nicht locker, als ich zog und versuchte, mich aus dem Griff zu befreien. Oh nein. Ich wusste ganz genau, wer mich da festhielt. Wie auf Kommando hörte ich eine tiefe, melodische Stimme. "Hiergeblieben!" Jetzt kriegte ich es langsam mit der Angst zu tun. Wieso tauchte er immer auf? Ich sah mich um und versank in seinen Augen. Dunkelgrün blickten sie mich starrend an. "Wa- Was willts- willst do vun mer - du von mir?" Ein vollständiger, wenn auch kläglicher Satz. Aber ein Satz! Er lachte. Es klang wie ein Glockenspiel, ein tiefes natürlich. Alexis! Wenn du nicht aufpasst, nachher verliebst du dich noch! Das wäre ja die Härte!, dachte ich und zog meine Augenbrauen zusammen. "Was ich will? Von dir ganz bestimmt nichts!" Wieder lachte er mich an. Nein, halt, er lachte mich aus. "Nein, ich will nichts. Aber mein Vater will dich. Keine Ahnung, wieso. Genug geredet, komm!" Die Hand an meinem Gelenk packte fester zu und er zog mich vom Bett. "Ha- Halt! Lass mich in Ruhe! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du kannst dir nicht einfach erlauben, nach Lust und Laune bei mir herumzuschleichen und" Scheinbar hatte ich meine Stimme wieder unter meiner Gewalt. Yes! "mich zu entführen, oder was das gerade werden soll!" Er öffnete erbost den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen. Endlich konnte ich mein 'Immer-viel-zu-viel-am-Reden' einsetzten. "Nein, wer auch immer du sein magst, jetzt rede ich! Lass gefälligst mich und vor allem meine Familie in Ruhe und geh zu deinem Daddy! Sag ihm viele Grüße von mir und er soll sich bloß von mir fernhalten! Sonst ruf ich die Bullen und -" "Die Bullen? Was meinst du, was die sagen, wenn sie dich sehen? Ich wäre an deiner Stelle nicht so scharf darauf, die Bullen zu rufen, denn ansonsten könnte der Todesfall auf der Arbeit deines Vater, ehm, eventuell aufgeklärt werden." Ich war baff. Woher wusste er - Oh Gott. "Du hast Kings umgebracht?" "Ja. Und? Mich kennen sie nicht, und sehen können die mich sowieso nicht!" Noch einmal lachte er. Hä? Wieso nicht sehen? "Dir ist schon klar, dass wenn ich dich sehe, auch die Polizei dich sehen kann?!" Jetzt war ich an der Reihe zu lachen, doch das blieb mir im Hals stecken, als er bedrohlich auf mich zu kam. "Du weißt echt gar nichts. Ich habe Vater gesagt, die Blonde ist dumm. Aber keine Ahnung, er wollte dich. Also gehorche ich. Und jetzt hör mir ganz genau zu, nochmal werde ich dir nichts sagen!" Stumm nickte ich. Woher weiß er, dass ich blond bin? Von meinen braunen Haaren ganz bestimmt nicht! "Also. Mein Vater ist ein König. Das heißt, ich bin ein Prinz. Mein Name ist Jordayn und - aus welchen Gründen auch immer - will mein Vater dich in seinem Palast. Es folgt, du kommst mit, ob du willst oder nicht, das ist mir scheißegal. Anscheinend hast du irgendeine besondere Gabe oder was weiß ich."

"Okaaay, von welchem Land denn?"

"Loyola."

"Nie von gehört, jetzt verpiss dich und verschwinde aus meinem Leben!" So stark ich konnte zog ich an meiner Hand, doch er ließ einfach nicht locker. Mit der anderen Hand schlug ich ihm kräftig ins Gesicht. "Lass mich los", zischte ich. Leise murmelte er etwas Unverständliches und plötzlich wurde ich sehr müde. Meine Augenlider wurden immer schwerer und schwerer. Dann sank ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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