Türchen 11

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Für einen Moment sah sie mich echt perplex an. Doch dann beugte sie sich vor und ihre Lippen trafen auf meine. Ich erwiderte den Kuss sofort und merkte, wie sich über uns das Wetter aufklärte.

Sanft löste ich mich. ,,Lass uns zurück zum Schloss gehen und uns trockene Sachen anziehen. Außerdem sollten wir Aro beruhigen, auch wenn er es eigentlich verdient hat, noch ein wenig Angst zu haben.", meinte ich leise. ,,Wieso hat er Angst?", wollte Ruth wissen. ,,Weil ich ihm sozusagen das Versprechen gegeben habe, dass wenn ich dich nicht wiederfinde, ich ihn umbringen werde. Es würde mir zwar dann für Sulpicia leid tun, weil sie so werden würde, wie Marcus, aber ich würde ihn trotzdem umbringen.", ich zuckte die Schultern und Ruth musste lachen. ,,Dann sollten wir wohl wirklich zurück.", meinte sie leicht lächelnd.

Zusammen gingen wir also zurück in das Schloss und sofort in mein Gemach. Dort zogen wir uns trockene Sachen an, bevor wir uns dann auf den Weg in den Thronsaal machten.

Drinnen tigerte Aro auf und ab und blieb beinahe versteinert stehen, als ich den Thronsaal betrat. Als hinter mir dann jedoch Ruth eintrat, atmete er erleichtert auf und er ließ sich wieder auf seinen Thron sinken.

Ja, er hatte wohl ziemlich Glück gehabt.

Ich lief auf meinen Thron zu und ließ mich auf diesen sinken. Ruth folgte mir und ließ sich auf meinen Schoß sinken. Ich fuhr mit den Fingern durch ihre braunen Haare und entspannte mich dabei komplett.

,,Also, Aro. Du wolltest vorhin etwas von mir.", wandte ich mich nach rechts. Aro sah mich an und auch Marcus hatte nun seinen Blick auf mir ruhen.

,,Ja, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht einen Auftrag außerhalb erledigen könntest. Bei diesem Auftrag muss einer von uns Meistern anwesend sein und da würde ich am ehesten dich schicken.", meinte er und sah mich fragend an. Ich legte meinen Kopf leicht schief. ,,Und was ist das für ein Auftrag?", wollte ich dann wissen. ,,Es geht um eine Verhandlung mit einem sehr mächtigen Ehepaar. Sie sind zwar Menschen, aber sie ahnen etwas über uns. Außerdem haben sie einen Vampir bei sich im Keller gefangen gehalten, an dem sie Experimente durchführen. Sie wollen alles über uns herausfinden. Nun haben wir ein Treffen in einem Restaurant ausgemacht und wir müssen darüber verhandeln, dass wir den Vampir bekommen, noch bevor sie alles über uns rausgefunden haben. Und du bist derjenige von uns, der am besten verhandeln kann.", erklärte mir Aro. Dann hielt er mir eine Akte hin, in der mehr Infos stehen würden. ,,Du kannst Ruth auch mitnehmen, aber ihr könnt nicht so austicken, wie hier.", fügte er noch hinzu. Ich nickte nur und schlug die Akte auf.

Wenig später befanden Ruth und ich uns in meinem Auto, auf dem Weg zu diesem edlen Restaurant. Ruth hatte ein edles Kleid an, während ich einen Smoking trug. Noch dazu hatten wir beide farbige Kontaktlinsen drinnen, damit wir wenigstens etwas normal aussahen.

,,Es wird wahrscheinlich ein bisschen heikel zugehen, da dieses Ehepaar anscheinend ziemlich verkracht ist. Also wunder dich nicht, wenn sich der Typ an dich ranmacht und die Frau an mich. Sie versuchen sich gegenseitig eins auszuwischen und wären sie nicht gemeinsam so mächtig und erfolgreich, wären sie wahrscheinlich schon längst geschieden.", meinte ich zu Ruth. Sie nickte.

Bevor wir losgefahren waren, hatten wir nochmals ausreichend gegessen, damit Ruth nicht die Kontrolle verlor. Denn in einem Restaurant voll mit Menschen konnte es mit einer hungrigen Neugeborenen schwierig werden.

Vor dem Restaurant hielt ich und wir stiegen aus.

Wir wurden von einem Kellner an einen Tisch geführt, an welchem schon ein Paar saß, die sich aber keines Blickes würdigten. Ich stellte es mir grauenvoll vor, in so einer Beziehung zu stecken. Da konnte ich nur von Glück reden, dass es bei Ruth und mir komplett anders war.

Als wir an den Tisch traten, erhoben sich die Beiden. Ich reichte dem Mann meine Hand und gab der Frau ganz traditionell einen Handkuss. Diese schien danach ein wenig zu sehr zu strahlen.

,,Mister und Misses Lagune, nehme ich an?", erhob ich dann das Wort, als wir saßen. ,,Ja. Von Ihnen gibt es ja drei. Mit wem haben wir denn nun das Vergnügen?", entgegnete Mister Lagune. ,,Caius Volturi. Und meine Freundin. Ruth Hatman.", war meine Antwort darauf.

Uns wurden vier Weingläser hingestellt und sofort eingeschenkt. Es war ein sehr edles Restaurant und dementsprechend war hier auch die Qualität.

,,Nun, dann kommen wir zum Geschäft.", meinte ich. Mister Lagune legte leicht den Kopf schief, während Misses Lagune auflachte. ,,Oh, Mister Volturi. Sie sind so fordernd und stürmisch. Was halten Sie davon wenn wir einfach mal noch ein wenig plaudern? Wenn wir sofort das Geschäft erledigen, dann ist dieser Abend so schnell wieder vorbei.", meinte sie dann. Innerlich knirschte ich mit den Zähnen, da sie sich meinem Willen widersetzten, doch äußerlich setzte ich einfach ein gekünsteltes Lächeln auf. ,,Sicher.", meinte ich dann höflich. Unter dem Tisch ergriff Ruth meine Hand, um mich zu beruhigen. Diese drückte ich dankbar und nahm mit meiner anderen Hand mein Weinglas.

,,Wo kommen Sie her, Mister Volturi? Aus welchem Land stammen Ihre guten Gene?", wollte Misses Lagune wissen. ,,Ich bin in Griechenland geboren. Lebe aber nun schon eine Weile hier in Italien.", war meine knappe Antwort darauf. ,,Und woher kommen Sie, Miss Hatman?", wollte sie dann wissen. ,,Ich komme aus England.", war Ruths Antwort darauf. ,,Und wie haben Sie beide sich dann kennengelernt, wenn ich fragen darf?", wollte nun Mister Hatman wissen. ,,Ich kam in meinen Semesterferien hierher nach Italien. Irgendwann sind wir dann aufeinander getroffen und die Chemie hat sofort gestimmt.", antwortete Ruth höflich.

Um diesen beiden Menschen nicht sofort den Hals umzudrehen, da sie meine Zeit mit banalen Fragen verschwendeten, ergriff ich wieder mein Weinglas und trank einen großen Schluck.

,,Sie haben einen starken Zug, Mister Volturi.", bemerkte Mister Lagune schmunzelnd. In meiner Kehle bildete sich ein Knurren und ich wollte ihm an den Kopf werfen, dass er meine Zeit verschwendete und ich ihn am liebsten umbringen würde, doch ich musste mich beherrschen. Also schaute ich ihn nur stumm an und trank einen weiteren Schluck.

,,Caius hat keine leichte Vergangenheit. Der Alkohol hat ihm eine Zeit lang geholfen und auch sein Leben etwas kaputt gemacht. Inzwischen ist er wieder weg, aber wenn er angespannt ist oder irgendwas in der Art, kommt sein starker Zug zurück.", meinte Ruth einfach. Ich blickte sie an und musste mich anstrengen, den Wein in meinem Mund zu behalten und nicht einfach vor Lachen auszuspucken. Sie hatte gerade ernsthaft zwei Menschen auf die Nase gebunden, ich wäre mal ein Alkoholiker gewesen. Auch ihr einer Mundwinkel zuckte.

,,Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Sie sind doch gar nicht so alt, Mister Volturi...", Misses Lagune sah mich erschrocken an. Wieder musste ich ein Lachen unterdrücken. Sicher, ich war noch ganz jung. Ruth presste ihre Lippen aufeinander, um nicht zu lachen.

,,Ja, ich bin zwanzig Jahre alt.", war meine Antwort darauf. ,,Und wie kam es dann dazu, dass sie zum Alkoholiker wurden?", wollte Mister Lagune nun wissen. ,,Ich wurde zum Vollwaise und direkt danach ist auch meine Schwester gestorben.", meinte ich einfach.

Kurz herrschte betretenes Schweigen am Tisch. Ich begann ungeduldig mit dem Fuß auf und ab zu wippen, weswegen ich von Ruth mit einem mahnenden Blick gestraft wurde.

Plötzlich lächelte Mister Lagune ziemlich komisch in Ruths Richtung. ,,Miss Hatman, würden Sie mir einen Tanz gewähren?", wollte er wissen. Ruth schluckte und blickte zu der Tanzfläche. Es wurde schon die ganze Zeit klassische Musik gespielt und Paare tanzten zur Musik. ,,Sicher...", lächelte Ruth dann falsch, erhob sich und nahm Mister Lagunes Hand an. Sie beide verschwanden auf die Tanzfläche.

Zähneknirschend blickte ich ihnen hinterher. Sah dabei zu, wie dieser nutzlose Mensch seine widerlichen Griffel an meine Freundin legte und sie begannen, zu tanzen.

,,Sie sollten aufpassen, Mister Volturi...", begann Misses Lagune, die sich nun zu mir gebeugt hatte. Ich sah sie fragend an.

Uncontrollable *Adventskalender*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt