Seit gefühlten zwei Tagen saß ich nun oben in diesem Turm fest. Ich wurde immer und immer aufgebrachter. Seitdem ich hier drinnen saß und sich meine Wut immer weiter anstaute, stürmte es draußen nur noch. Ich hatte bestimmt schon sämtliches Mobilar hier dem Turmzimmer auseinandergenommen. Der Hunger in mir wurde immer größer.
Plötzlich ging die Turmzimmertür auf. Ich versuchte mich gegen die Ketten zu stemmen, die um meine Handgelenke und meine Fußknöchel lagen und an der Wand verankert waren.
Felix kam rein. ,,Lasst mich sofort hier raus.", fauchte ich. ,,Das kann ich nicht. Meister Aro und Meister Marcus warten, bis Meister Caius wieder da ist. Sie sind der Meinung, dass nur er es schaffen wird, dir zu helfen, weil er unter den selben Umständen verwandelt wurde.", erwiderte Felix. Wütend schrie ich auf und zerrte an den Ketten. Plötzlich schlug ein Blitz in den Turm ein. Felix zuckte zusammen und wich ein Stück zurück.
Dann stieß er plötzlich zwei Menschen in den Turm. ,,Das ist dein Essen. Versuch nicht so viel zu kleckern, dann hast du mehr davon.", meinte Felix schnell, bevor er sich abwandte und den Turm verließ. Die Tür schloss er hinter sich wieder ab.
Sofort stürzte ich mich auf den ersten Menschen und das Geschrei war wahrscheinlich im ganzen Schloss zu hören.
Caius
Ich betrat das Schloss und hinter mir liefen Demitri und Alec. Meine Laune war im Keller und meine Klamotten staubig. Durch das Unwetter draußen war ich klitschnass, wie auch Demitri und Alec. Schnellen Schrittes lief ich den Gang entlang und die Beiden folgten mir auch Schritt und Tritt.
Genervt stieß ich die Thronsaaltür auf und betrat eben diesen. ,,Bruder.", begrüßte mich Aro erfreut. Ich nickte ihm und Marcus zu. ,,Wie lief es?", wollte Aro wissen. ,,An sich gut, aber nervenaufreibend und stressig. Und warum zum Teufel schüttet es, wie aus Eimern?", erwiderte ich. ,,Keine Ahnung. Es stürmt seit drei Tagen so.", meinte Marcus schulterzuckend. ,,Ich gehe mir frische Sachen anziehen.", schnaubte ich und verschwand.
Wieder zurück im Thronsaal setzte ich mich wortlos auf meinen Thron. ,,Bruder, da gibt es etwas, was du wissen solltest.", begann Aro, weswegen ich mich sofort weiter verspannte. ,,Aro, vielleicht solltest du ihm das sagen, wenn er ein wenig bessere Laune hat.", meinte Marcus plötzlich. ,,Nein. Ich will es jetzt hören.", knurrte ich. ,,Wir haben eine Neugeborene hier im Schloss. Sie hat in Volterrra gejagt, aber das hat sie nur getan, weil sie verwandelt wurde und alleine aufgewacht ist. Also wusste sie nichts von den Gesetzen und so weiter. Wir müssen ihr beibringen, als Vampir zu leben, doch so wie es scheint, ist sie völlig unkontrollierbar. Ich möchte, dass du sie übernimmst. Sie wurde, so wie du einfach verwandelt und ist alleine in einer Gasse aufgewacht. Eigentlich direkt danach hat sie ihre beste Freundin aus Versehen getötet. Gerade befindet sie sich angekettet oben in einem der Türme. Wenn du dort hochgehst wirst du wahrscheinlich ein komplettes Chaos vorfinden, da wir sie seit zwei Tagen dort oben festhalten und sie erst heute wieder Menschenblut bekommen hat. Du wirst das am besten von uns hinbekommen. Ihr Name ist Ruth.", erklärte mir Aro. ,,Ihr habt doch einen Schuss.", kopfschüttelnd erhob ich mich. ,,Wieso habt ihr sie nicht gleich getötet?", wollte ich augenrollend wissen. ,,Weil ich in ihre Gedanken gesehen habe. Sie ist komplett verzweifelt und kommt gar nicht mehr klar. Sie weiß nicht, was mit ihr los ist. Nur du kannst ihr helfen, Caius.", antwortete Aro. Ich seufzte. ,,Meister Caius, da ist vielleicht noch etwas, was Sie wissen sollten.", meldete sich plötzlich Felix zu Wort. ,,Und das wäre?", harkte ich nach. ,,Ich denke, dass sie eine Gabe hat. Denn seit sie verwandelt wurde und so verzweifelt ist, stürmt es so und vorhin, als ich bei ihr oben war, war sie kurz vorm Ausrasten, weil ich sie nicht rausgelassen habe. Und dann ist plötzlich ein Blitz in den Turm eingeschlagen.", meinte er. Ich nickte nur.
Langsam machte ich mich auf den Weg nach oben. In der Innentasche meiner Robe hatte ich zwei Blutbeutel und die Schlüssel ihrer Ketten waren an meinem Schlüsselbund, mit dem ich nun den Turm aufschloss. Sobald ich die Tür öffnete flog etwas in meine Richtung und ich duckte mich schnell runter. ,,Hey, ganz ruhig. Ich habe doch noch gar nichts gemacht.", verwirrt schüttelte ich den Kopf und schloss hinter mir die Tür. Sie wütete jedoch weiter, zerrte an ihren Ketten und schrie wütend in meine Richtung. ,,Ganz ruhig.", wiederholte ich mich und schloss die Tür ab. Nun konnte niemand einfach hier reinkommen.
Meine Beruhigung brachte jedoch nichts. ,,Du heißt Ruth, richtig? Ich bin Caius. Der dritte König. Der, der dich nicht hier eingesperrt hat und der gar nichts mit all dem bis jetzt zu tun hatte.", sprach ich langsam auf sie ein. Sie hielt inne und blickte in meine Richtung. Ihre braunen Haare waren komplett verwildet und sie sah aus, wie ein Wildtier. Ihre Augen konnte ich nicht richtig sehen. ,,Ich bin hier, um dir zu helfen. Um ehrlich zu sein, siehst du grauenvoll aus und es wäre am besten, wenn du dich erstmal frisch machen könntest, aber ich kann dich noch nicht auf das Schloss loslassen.", meinte ich und trat näher an sie ran. Durch das Fenster sah ich, dass es ein bisschen weniger stürmte. Das war gut. ,,Es ist so kalt...", kam es leise von ihr. ,,Das sind deine ganzen Gefühle, die dich überwältigen und die Angst. Aber das wird alles besser. Du musst dir nur von mir helfen lassen.", sprach ich weiter auf sie ein. ,,Es wird nicht wieder wärmer...", murmelte sie. Da fiel mir etwas ein. Vampire hatten alle die selbse Körpertemperatur. ,,Ich bin warm... Soll ich zu dir kommen?", wollte ich vorsichtig wissen. Sie zögerte, nickte dann jedoch. Langsam ging ich auf sie zu und streckte ihr erstmals eine Hand hin. Diese nahm sie dann und keuchte leise auf. ,,Ist dir immer noch kalt?", wollte ich leise wissen. Sie nickte langsam. ,,Soll ich dich wärmen?", harkte ich vorsichtig nach. Wieder nickte sie zögerlich. Langsam schloss ich ihre Ketten auf. Sanft führte ich sie zum Bett, auf welches sie sich dann setzte. Dann setzte ich mich neben sie. Ich erstarrte halb, als sie meinen Umhang und dann auch noch das Oberteil meiner Robe öffnete. Geschockt blickte ich sie an, als ihre zitternden Finger meine Klamotten lösten. Im nächsten Moment kuschelte sie sich an meine nackte Brust. Ihre Arme schlangen sich um meine Taille und ihr Kopf ruhte an meiner Brust. Vorsichtig legte ich einen Arm um sie. Mit meiner anderen Hand griff ich nach einem der Blutbeutel. Diesen drehte ich ein wenig auf und reichte ihr den Schlauch, welchen sie sich in den Mund schob. ,,Versuch langsam und ruhig zu trinken. Lass dir Zeit. Dein Essen läuft dir nicht weg. Und wenn du langsamer trinkst, kleckerst du nicht und es ist viel besser.", sagte ich sanft zu ihr und strich ihr über die Haare. In der anderen Hand hielt ich die Blutkonserve, damit ich sofort das Blut abdrücken konnte, falls sie zu gierig trank. Sie begann zu trinken und trank sofort sehr schnell und gierig. Sofort drückte ich ihr das Blut ab. Sie fauchte mich an. ,,Trink langsamer. Das ist das Erste, was ich dir beibringen werde. Genießen und satt werden.", erklärte ich es ihr. Langsam ließ ich die Konserve wieder etwas lockerer und sie trank weiter. Diesmal auch langsamer. Zwar immer noch etwas gierig, aber wenn ich so ausgehungert sein würde, würde ich auch sehr gierig sein.
Der Sturm draußen verging und es regnete nur noch. Sie schien sich langsam an meiner Brust und bluttrinkend zu beruhigen.
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Uncontrollable *Adventskalender*
FanfictionEs war nachts in einer Gasse, als alles startete. Als diese qualvollen Schmerzen begannen und plötzlich dieser Durst startete. Und als sie die Kontrolle verlor. Ruth Hatman war ein ganz normales Mädchen, das einen Urlaub mit ihrer besten Freundin Ni...