Türchen 17

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Wir bekamen täglich immer wieder Blutbeutel gebracht und es war echt der Horror, dass es immer weniger wurde. Ich wurde fast wahnsinnig, genau, wie Ruth.

Plötzlich ging die Tür auf und wir beide hofften sofort auf neues Essen. Doch es kam nur Aro rein und zwar ohne Blutbeutel. Knurrend lehnte ich mich wieder gegen die Wand und schloss die Augen. Ruth ließ ihren Kopf wieder auf meinen Schoß sinken und blieb so liegen.

,,Nette Begrüßung...", meinte Aro leise. Ich öffnete meine Augen wieder und knurrte ihn abermals an. ,,Was ist denn los mit dir?", Aro schüttelte den Kopf. Ich sah ihn ungläubig an. Seit Tagen saßen wir hier unten und bekamen immer weniger Blut und dann fragte er uns, warum wir so reizbar waren? War er so dumm oder tat er nur so?

,,Hast du Blut für uns?", stöhnte ich entnervt und ließ meine Augen wieder zufallen. ,,Ja. Für jeden einen Beutel. Ihr bekommt die Beutel und wenn ich sehe, dass ihr euch so weit unter Kontrolle habt, diesen Beutel normal zu trinken und nicht zu verschlingen, könnt ihr hier raus.", meinte er. Ruckartig riss ich die Augen wieder auf und auch Ruth setzte sich gierig auf. Bestimmt sahen wir nun aus, wie zwei Löwen, die ihr Fressen erwarteten. Es fehlte nur noch, dass wir uns die Lippen entlangleckten oder so.

Aro runzelte die Stirn und sah uns leicht verstört an. ,,Übrigens hört man eure Eskapaden immer noch im ganzen Schloss." meinte er dann angewidert, bevor er uns die Blutbeutel reichte. Normalerweise würde ich ihm darauf irgendeine sarkastische Antwort geben, doch nun war ich gefesselt von dem Blutbeutel in meinen Händen.

Langsam drehte ich das Röhrchen auf, bevor ich dieses in den Mund nahm und begann, jeden einzelnen Schluck dieses Beutels zu genießen.

Ruth tat es mir gleich.

,,Das sieht doch schon mal viel besser aus.", meinte Aro zufrieden. Er trat raus auf den Gang und gab Handzeichen. Es kamen zwei Wachen rein, die uns von unseren Ketten lösten.

Zusammen gingen wir hoch. Ruth hatte großen Hunger, weswegen Sulpicia mit ihr in die Küche ging, damit sie dort noch ein paar Blutbeutel bekam. Ich jedoch wartete die paar Minuten bis zum richtigen Essen noch. Denn ich konnte Blutbeuel langsam nicht mehr sehen.

Genüsslich trank ich dann zwei Menschen aus, ohne komplett die Kontrolle zu verlieren. Aro und Marcus waren sehr zufrieden. Nach dem Essen saß ich dann wieder auf meinem Thron und Ruth kam rein. Sie hatte sich umgezogen und schien komplett zu strahlen. So ließ sie sich dann auf meinen Schoß sinken und kuschelte sich an mich.

,,Wir müssen noch deine Gabe trainieren, Principessa.", meinte ich lächelnd. Sie nickte, beugte sich zu mir und drückte mir einen kurzen Kuss auf. Diesen erwiderte ich.

Danach drehte sie sich so auf meinem Schoß um, dass wir uns sozusagen gegenübersaßen.

,,Versuch dich darauf zu konzentrieren, dass es regnet.", meinte ich sanft zu ihr. Sie nickte und schloss die Augen. Ich blickte nach oben zum Teil des Daches, der verglast war. Doch es begann nicht zu regnen. ,,Versuch deinen ganzen Willen darauf zu setzen, dass es regnet.", murmelte ich und sie nickte wieder. Ich sah, wie sie ihre Augen angestrengt zusammenkniff, doch es geschah weiter nichts. ,,Stell dir vor, ich würde sterben...", raunte ich ihr zu. Auf einmal wurden ihre Gesichtszüge unsagbar traurig und draußen begann es wie in Strömen zu regnen. ,,Und jetzt denk an die Person, die mich dann getötet hat.", flüsterte ich ihr zu. Ihr Gesicht wurde wütend und draußen begann es zu donnern und zu blitzen. ,,Und jetzt denk daran, dass wir für immer zusammenbleiben.", hauchte ich ihr zu und strich ihr über die Wange. Sie begann zu lächeln und draußen wurde es klar, da die Sonne begann zu strahlen.

Ruth öffnete ihre Augen wieder. ,,Hast du dir gemerkt, wie es sich angefühlt hat, als du die verschiedenen Wetterarten hervorgerufen hast?", fragte ich leise. Sie nickte. ,,Dann versuch es jetzt nochmal.", meinte ich. Sie nickte wieder und schloss ihre Augen.

Im nächsten Moment begann es draußen zu regnen.

Wir trainierten noch eine Weile und sie bekam es immer besser hin.

,,Wir konnten theoretisch auch als sofortigen Tod nehmen, dass Ruth einen Blitz in den Vampir einschlagen lässt.", fiel mir plötzlich auf. Aro begann zu lachen. ,,Das war mein Ernst.", murrte ich. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. ,,Wieso nehmt ihr mich in letzter Zeit alle nicht ernst?", ich rollte mit den Augen, was Ruth zum Kichern brachte.

,,Wenn hier jetzt wieder so eine Lach-Eskapade beginnt, bin ich weg.", murrte ich drohend. Ruth begann zu lachen und auch Aro prustete los. ,,Ich bin wieder im Irrenhaus...", murrte ich und erhob mich. Dabei setzte ich Ruth einfach auf meinem Thron ab. Doch in dem Moment kam unsere zweite Mahlzeit rein, weswegen ich dann doch nicht den Thronsaal verließ.

Uncontrollable *Adventskalender*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt