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Nachdem sich die drei umgezogen hatten, trafen sich die drei vor der Dienststelle wieder. Hannah, welche in der Umkleide von ihrem Vorhaben erfahren hatte, wollte sich ihnen anschließen. Also machten sie sich zu viert auf den Weg. Da Micha sowie Paul mit dem Wagen da waren, teilten sie sich auf. Während Hannah mit Paul fuhr, begleitete Victoria Micha. Der Großteil der Fahrt verlief schweigend. Weder Tori noch Micha wussten was sie sagen sollten und hingen ihren Gedanken nach. Nach einer halben Stunde kamen sie an Stephan's Wohnung an. Sie parkten und trafen sich kurz darauf vor der Haustür auf Paul und Hannah. Paul drückte die Klingel. Da sich nichts rührte, klingelte er erneut. Wieder nichts. Wo steckte Stephan bloß? „Alle guten Dinge sind drei", meinte Paul und drückte nochmals auf die Klingel. Auch beim dritten Mal blieb es ruhig. So sah es zumindest aus. Doch dann öffnete sich die Haustür und eine ältere Dame trat ins Freie. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?", begrüßte die Dame die vier Beamten. Sie besah sich die Männer und Frauen genau und entdeckte ein ihr bekanntes Gesicht. „Oh, hallo Tori", Frau Heinrich lächelte die Angesprochene freundlich an, kam auf sie zu und umarmte die junge Beamtin. Auch die junge Beamtin freute sich die ältere Dame mal wieder zu sehen. Nachdem sie sich mit Stephan schon zwei- oder dreimal besucht hatte, liefen die Beiden irgendwann Frau Heinrich über den Weg. Sie hatte sich kurz mit den beiden jungen Leuten unterhalten und sie zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Dankend hatten sowohl Stephan als auch Tori zu gesagt. Zu dritt verbrachten sie einen lustigen und entspannten Nachmittag. Seit diesem Tag sah Tori immer mal wieder bei der älteren Dame vorbei wenn sie Stephan besuchte. Da sich bei Stephan in der Wohnung immer noch nichts tat, erkundigte sich Tori bei seiner Nachbarin, nachdem diese sie wieder losgelassen hatte. „Hallo Frau Heinrich, schön sie mal wieder zusehen. Wir sind auf der Suche nach Stephan. Haben sie ihn vielleicht gesehen?" Frau Heinrich sah sie im ersten Moment skeptisch an und antwortete dann: „Ist was passiert?" Sie schüttelte kurz den Kopf und fuhr dann fort: „Ich habe ihn vorhin kurz getroffen wie er nach Hause kam. Er ist an mir vorbei ins Haus gerauscht und kam kurze Zeit später wieder raus. Er wollte, glaube ich, joggen." Während sich Tori bei Frau Heinrichs bedankte, wechselten die anderen drei ratlose Blicke. Was sollten sie jetzt machen? Sollten sie ihn suchen oder lieber später noch einmal wieder kommen? Köln war eine Großstadt und Stephan könnte im Moment quasi überall stecken. Nachdem Frau Heinrichs ins Haus zurück gekehrt war, drehte sich Victoria zu ihren Freunden um. Auch sie war etwas ratlos was sie nun als nächstes machen sollten. „Und was machen wir jetzt", sprach Paul die Frage aus, welche allen im Kopf herum schwirrte. Während Hannah nur mit den Schultern zuckte, antwortete Micha ihm: „Es hat vermutlich keinen Sinn, wenn wir jetzt hier auf ihn warten. Wir wissen schließlich nicht wann er wieder kommt. Ich denke es ist besser, wenn wir wann anders wieder kommen." „Da hast du vermutlich recht", bestätigte Paul und auch Hannah nickte. Nur Tori schien nicht wirklich überzeugt. „Kommt lasst uns fahren", meinte Micha und wies mit seinem Kopf in Richtung der Autos. Hannah, Paul und Micha machten sich auf den Weg, nur Tori blieb wo sie war. Als die anderen drei das bemerkten, kehrten sie um und Hannah erkundigte sich: „Tori, alles okay? Was hast du?" „Ja alles okay, mir geht nur so viel im Kopf herum", erklärte sie. „Komm ich fahr dich nach Hause", bot Micha an. Doch Victoria schüttelte den Kopf: „Danke für das Angebot, aber ich geh lieber zu Fuß um einen klaren Kopf zu bekommen." „Bist du sicher?", harkte Micha nach. „Ja bin ich. Wir sehen uns morgen." Die vier verabschiedeten sich voneinander. Dann gingen Micha, Paul und Hannah zu den Wagen hinüber, stiegen ein und fuhren los.

Nachdem die Autos von Micha und Paul um die nächste Ecke verschwunden waren, drehte sich Victoria noch einmal um und sah zu Stephan's Wohnung hinauf. Sie hatte bei der ganzen Sache ein ungutes Gefühl. Wieso behauptete jemand das Stephan ein Vergewaltiger war? Tori hatte mit vielen Vorwürfen gerechnet, aber das überstieg wirklich ihrer Vorstellung. Stephan war ein pflichtbewusster und rücksichtsvoller Mann und so konnte sie sich das erst recht nicht vorstellen. Aber es brachte jetzt nichts darüber nachzugrübeln was wirklich dahinter steckte oder ob es vielleicht sogar stimmte. Nein, wies Tori sich selbst in Gedanken zurecht. Stephan war ihr bester Freund und sie vertraute ihm. Sie würde zu ihm halten und ihm glauben, egal was auch kommen mag. Da immer noch nichts von Stephan zu sehen war, machte sie sich auf den Nachhauseweg. Auf dem Weg versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen und das Gesehene zuverarbeiten. In ihrer Wohnung angekommen ging sie direkt ins Badezimmer. Dort ließ sie sich Wasser in die Badewanne. Danach holte sie noch ihr Buch, welches sie gerade las, aus ihrem Zimmer und stieg dann in die Wanne. Das warme Wasser umspülte ihren Körper und sie merkte wie sich ihre Muskeln entspannten. Um nicht die ganze Zeit über Stephan weiter zu grübeln, schnappte sie sich das Buch und las. Als das Wasser langsam immer kälter wurde, entschloss Tori sich das es reichte. Sie stieg wieder aus der Wanne, angelte sich ein Handtuch vom Ständer und wickelte sich darin ein. Nachdem sie alles im Bad aufgeräumt hatte, ging sie in ihr Zimmer zog sich ihre Schlafsachen an und kroch unter die Bettdecke. Mit dem Rücken an Kopfteil des Bettes lehnend las sie noch etwas, bis es an der Zeit war endgültig schlafen zu gehen. Bevor sie das jedoch tat, schnappte sie sich ihr Handy und tippte eine SMS an Stephan:

Hey! Ich kann mir vorstellen das die derzeitige Situation beschissen für dich ist, aber du sollst wissen ich bin für dich da. Falls du reden oder einfach nur nicht allein sein willst, meld dich.

Ich bin für dich da!

Noch einmal las sie sich durch was sie geschrieben hatte und drückte dann auf Senden. Sie hoffte das Stephan sich nicht abkapseln, sondern sich helfen lassen würde. Aber sie konnte ihn auch verstehen, wenn er jetzt erstmal alleine und seine Ruhe haben wollte. Egal was, sie würde ihn unterstützt und beistehen. Mit diesem Gedanken schlief sie ein.

Freundschaft auf dem PrüfstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt