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Drei Tage waren seit dem Gespräch zwischen Tori und Klaus vergangen. Bis jetzt hatte sie nicht noch einmal über das Thema geredet und Tori hielt das für ein schlechtes Zeichen. Warum sonst sollte sich Klaus so viel Zeit bei der Entscheidung lassen? Auf der einen Seite war sie sogar froh darüber, aber wie sollte es dann weitergehen? Sie wollte Stephan unbedingt helfen, aber sie wusste nicht so wirklich wie. Zusammen mit dem Großteil der anderen Kollegen befand sich Tori im Aufenthaltsraum und unterhielt sich gerade mit Peggy als Klaus den Raum betrat. Kurz blickte er sich suchend um. Als er Tori erblickt hatte, ging er zu ihr herüber und räusperte sich. Schnell hatte er die Aufmerksamkeit aller und er begann zu sprechen: „Tori? Mitkommen sofort." Klaus Tonfall ließ Tori einen Schauer über den Rücken laufen. Auch die anderen Anwesenden bemerkten natürlich die schlechte Laune des Polizeihauptkommissars. Nur was hatte den sonst so ruhigen Beamten dermaßen aufgeregt. Ingrid versuchte ihren jahrelangen Kollegen und Freund zu beruhigen, denn sie konnte einfach nicht verstehen warum dieser sich so aufregte. Sie kannte ihn so nicht und hatte ihn so auch noch nie erlebt. Klar war Klaus schon des öfteren wütend gewesen, doch das – das übertraf alles. „Was ist los Klaus? So kenne ich dich gar nicht", versuchte Ingrid ihn zu beruhigen und legte ihre Hand auf seine Schulter. Doch anstatt sich zu beruhigen drehte er sich zu seiner Kollegin und Freundin um und funkelte sie wütend an: "Was los ist? Ich hatte gerade einen Anruf von Kommissar Gomez von der internen Ermittlung. Er hat mich darauf hingewiesen, dass eine meiner Beamtinnen sich nicht an meine Anweisungen gehalten hat und auf eigene Faust weiter ermittelt hat." Und dem war wirklich so. Kommissar Gomez hatte ihn gestern kurz vor dem Feierabend angerufen und mehr oder weniger gedroht. Er solle seine Leute und vor allem Tori unter Kontrolle halten, sonst müsse er andere Maßnahmen durchziehen. Nachdem er mit dem Bericht fertig war, drehte er sich wieder zu Tori um. Auch die anderen blickte sich nun zu ihrer jungen Kollegin um. Unruhig rutschte diese auf ihrem Stuhl umher. Ihre Gedanken begann Salto zu hüpfen und Purzelbäume zuschlagen. Doch eine Frage drängte sich trotz allem immer weiter in den Vordergrund. Was hatte Klaus vor? Sie versuchte sich auf Klaus' Gesicht zu konzentrieren um vielleicht einen Hinweis für den Grund dieses Auftrittes zu bekommen. Doch da war nichts. Nur Enttäuschung und Wut. Bevor sie sich nun weiter Gedanken machen konnte, mischte sich nun auch Micha ins Gespräch ein: „Okay, Tori hat sich deinen Anweisungen widersetzt, aber das ist noch lange kein Grund hier so hoch zufahren. Also was ist noch?" Tori sah überrascht zu ihrem Kollegen. Da war noch etwas? Sie hatte das Gefühl gar nichts mehr zu verstehen. Was sollte denn noch sein? Frustriert atmete Klaus tief aus und holte Tori damit wieder aus ihren Gedanken. „Du kennst mich wirklich gut, ähm", begann er und sah zu Micha, welcher ihm kurz zu nickte. Dann fuhr Klaus fort: „Kommissar Gomez will eine Dienstbeschwerde gegen Tori einreichen und wenn es ganz schlecht läuft könnte sie suspendiert werden." „Aber das kann er doch nicht machen!", rief Paul. „Doch leider kann er das und er hat jedes Recht dazu", stellte Micha sachlich da. OMG, wo hab ich mich nur rein geritten, dachte Tori, das durfte doch alles nicht wahr sein. Sie kniff sich kurz in den Unterarm um aus diesem Alptraum auf zuwachen, doch nichts geschah. Also doch kein Traum, sondern die Wirklichkeit. Sie traute sich kaum ihre Frage aus zusprechen, aber sie brauchte einfach eine Antwort: „Und jetzt?" Klaus' Blick kam wieder auf ihr zu stehen und er bedachte sie kurz mit einem Blick in dem so viel lag: Enttäuschung, Wut aber auch Hoffnung und Entschlossenheit. Tori hoffte sie wäre genauso Entschlossen von der Sache die er daraufhin offenbarte: „Ich werde dich versetzen." Bitte was?? Aber das konnte er doch nicht einfach so machen, sie wollte doch hier bleiben und ...........

Langsam fiel bei ihr der Groschen. Er wollte sie versetzen! Das bedeute, er hatte über die Idee nachgedacht und hielt sie für gut. Am liebsten wäre sie jetzt aufgesprungen und hatte ihn umarmt, doch das ging nicht. Klaus hatte bestimmt einen guten Grund warum er das so machen wollte. Also versuchte sie ruhig zu bleiben und weiterhin so zu tun als fände sie die Idee mit der Versetzung furchtbar. Das sahen auch die anderen Kollegen so, denn die meisten begann zu protestieren. „Das kannst du doch nicht machen!", meinte Paul. Auch Micha hielt es für eine schlechte Idee: „Es muss doch noch einen anderen Weg geben." „Ja genau. Wir müssen uns nur was anderes überlegen", stimmte nun auch Daniel ein und sah zu Victoria hinüber. „Ich wünschte es gebe eine andere Möglichkeit, aber ich sehe im Moment keinen. Die Versetzung ist doch nur vorübergehend. Ich will Tori nur aus der Schusslinie nehmen", erklärte Klaus sein Vorgehen. Ingrid bemerkte das es ihrem Freund schwer fiel seine Entscheidung durch zu setzen, daher versuchte sie ihn nicht um zustimmen. Das würde sowieso nichts bringen, also wollte sie lieber eine Antwort auf die Frage: „Und wohin wird sie versetzt?" „Nach Berlin." „Nach Berlin? Aber warum denn ausgerechnet nach Berlin?", wollte nun Peggy wissen. Schließlich könnte sie auch einfach in eine andere Dienststelle in der Nähe versetzt werden und nicht gefühlte tausende Kilometer weit entfernt. „Ja nach Berlin. Ich hab mit dem Polizeipräsidenten gesprochen und er war der Meinung das sie dort am besten aufgehoben wäre." „Aber......", begann Paul, wurde aber von Tori unterbrochen. „Wie lange?" Klaus ging noch einen Schritt auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Schwer zu sagen, aber ich habe mit dem Polizeipräsidenten erst mal einen Monat vereinbart. Nach Ablauf des Monats werden wir sehen wie es weitergeht. Entweder wird die Versetzung verlängert oder du kommst zurück." Okay einen Monat also. Einen Monat hatte sie Zeit vor Ort zu ermitteln und Beweise für Stephan's Unschuld zu finden. „Am besten du kommst direkt mit in mein Büro und ich gebe dir alle wichtigen Unterlagen", sagte Klaus und drehte sich bereits in Richtung Tür. „Gut", sagte sie und erhob sie und folgte ihrem Vorgesetzten in sein Büro. Zurück blieben verwirrte, wütende, enttäuschte und fassungslose Beamten. Was bitte war das denn gerade? Das durfte doch alles nicht wahr sein. Paul und Daniel wechselten einen kurzen Blick, standen dann auf und verließen ebenfalls den Aufenthaltsraum. Sie wollte die Sache nicht einfach so hinnehmen.

Freundschaft auf dem PrüfstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt