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Am Tanzstudio angekommen wartete Susan bereits vor diesem auf sie. „Hey Susan. Was gibt's? Du klangst am Telefon völlig durcheinander", begrüßte sie das Mädchen. Susan trat von einem Fuß auf den anderen und spielte nervös an ihrem Oberteil herum. „Hey, danke das du gekommen bist. Ich hab morgen ein wichtiges Vortanzen und ich...... ähm.....", stotterte sie. Auch ohne das Susan es aussprach wusste Tori worauf sie hinaus wollte. Sie hatte Lampenfieber und zwar von der schlimmen Sorte. Tori kannte das Gefühl gut. Auch sie hatte oft Lampenfieber vor ihren Auftritten und hätte am Liebsten alles über den Haufen geworfen und sich eine neue Choreo ausgedacht, doch so kurz vor einem Auftritt war das nur Kontraproduktiv. Ihre Mutter hatte sie dann immer beruhigt und ihr versichert das sie das schaffte. Doch Susan hatte so jemanden nicht. Ihre Eltern waren berufsbedingt oft unterwegs und ihr Onkel, welchem das Studio gehörte, wollte nur das sie gewann, der Rest war ihm egal. Deshalb wollte Tori Susan die Stütze sein, welche früher ihre Mutter für sie gewesen war. „Hey das kriegen wir schon hin. Komm lass uns reingehen und du zeigst mir mal deine Choreo." Gesagt, getan. Zu zweit gingen sie in den großen Tanzsaal. Dort ging Tori hinüber zur Spiegelwand und ließ sich auf dem Boden nieder. Von hier hatte sie einen guten Überblick und konnte sich ganz und garauf Susan und ihre Choreo konzentrieren. Susan startete derweil die Musik und nahm dann auf Stellung in der Mitte des Saals. So gut es ging führte sie Tori ihre Choreo vor. Tori beobachtete alles ganz genau und musste feststellen das sie wirklich gut war. Hier und da ein wenig wacklig, aber das lag vermutlich nur an der Nervosität. „Und was sagst du? Schlecht oder? Ich sollte den Mittelteil vielleicht noch einmal überdenken", sprudelte es aus Susan heraus als sie geendet hatte. Tori erhob sich und ging zu Susan. Sie nahm die Hände des Mädchen in ihre und drückte sie kurz. „Susan, das war wirklich gut. Hier und da zwar ein wenig wacklig, aber das liegt an der Nervosität." „Du meinst also ich kann das so lassen?Meinst du wirklich?" „Ja das mein ich so, also hör auf dir deswegen Sorgen zu machen. Lass uns das ganze doch einfach noch mal durchgehen." Susan nickte und wieder wurde die Musik gestartet. Erneut beobachtete Tori ihre Freundin genau und musste leider feststellen das sie immer steifer wurde. Susan schien alles richtig machen zu wollen und verkrampfte dabei total. Nachdem das Lied das zweite Mal durch war, kam Susan zu Tori und wollte erneut ihre Meinung wissen. Diese versuchte so vorsichtig und zurückhaltend zu erklären das es schlimmer war als das erste Mal. Tori versuchte ihres anhand von bestimmten Posen zu demonstrieren. Sie zeigte auf ihre Füße und demonstrierte damit den falschen Stand von Susan, wodurch sie den Schwung der Drehung minderte. Dann wies sie auf ihren Rücken und zeigte Susan wie sehr sie diesen beim zweiten Mal angespannt hatte. Klar gehörte auch Körperspannung zum Tanzen dazu, aber wenn man sich zu sehr anspannte wirkten die Schritte zu gepresst und auf lange Sicht konnte man mit dieser Haltung auch seine Rückenmuskulatur schädigen. Nach diesen Hinweisen wollte Susan es erneut probieren, doch schon nach den ersten Takten war es vorbei. Sie blieb einfach stehen und schien nicht mehr zu wissen wie es weiter geht. Tori bemerkte das es ihrer Freundin schwer fiel nicht zu weinen und daher ging sie zur ihr um sie zu trösten und aufzubauen. „Hey, alles ist gut. Wir kriegen das schon." Etwas wütend über diese Aussage, aber vor allem von sich selbst enttäuscht hob Susan den Kopf und antwortete: „Nichts ist gut. Ich bin eine totale Niete und wenn ich morgen nicht gewinne, dann wird mein Onkel wieder sauer und ich muss noch mehr trainieren." Nun liefen doch Tränen Susan's Wangen hinunter und sie ließ den Kopf hängen. „Susan, sieh mich mal an. Wir beiden kriegen das schon hin. Vergiss einfach mal deinen Onkel und das morgen ein Vortanzen ist. Du musst einfach Spaß dabei haben und dann wird das schon." Susan schien nicht wirklich überzeugt, daher fuhr Tori fort: „Ich weiß dass das jetzt leichter gesagt ist als getan, aber Tanzen hat was mit Gefühl und Ausdruck zu tun und wenn man beim Tanzen total verkrampft wirkt schadet das nur. Also musst du einfach nur daraus gehen und den Leuten zeigen wie viel Spaß du beim Tanzen hast und dann kommt das andere von ganz alleine." „Ich weiß nicht." „Ich aber. Ob du's glaubst oder nicht, aber ich hatte früher auch oft Lampenfieber und dann hat meine Mum genau das gesagt und dann haben wir beide einfach aus Spaß getanzt und danach war fast die ganze Aufregung weg." Bei dem Gedanken an diese Spaßtänze schlich sich ein breites Grinsen auf Tori's Gesicht. Ihre Mutter war immer für sie da gewesen und hatte sie unterstützt. Susan schien so jemanden nicht zu haben, daher wollte Tori diesen Part für sie übernehmen. Darum ging sie zur Wand des Tanzsaals, zog ihre Jacke und Schuhe aus und kehrte dann zu Susan zurück. „Okay, dann wollen wir mal sehen, das wir dich locker bekommen." Damit drehte sie Susan so, das sie sich nun beide gegenüber standen. „Schließ am besten erst mal die Augen und versucht dich zu entspannen." Während Susan versuchte sich zu entspannen, startete Tori das Lied erneut. Dann stellte sie sich wieder gegenüber von Susan und schloss ebenfalls die Augen. „Lausch einfach der Musik und lass dich von ihr tragen. Versuch an nichts zu denken und dich einfach nur auf die Musik zu konzentrieren", erklärte Tori und gab Susan dann Zeit sich auf die Musik zu fokussieren. Nach ein paar Minuten begann sie weiter zu erklären: „Jetzt öffne die Augen und tanze einfach. Denk an nichts, tanze einfach." Und das machte Susan dann auch. Anfangs wirkte sie zwar immer noch ein wenig verspannt, doch je länger sie einfach so tanzte entspannte sie sich und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Auch Tori musste Lächeln, denn es war einfach schön zu sehen wie viel Spaß Susan beim Tanzen hatte. Nachdem das Lied geendet hatte, kam Susan freudestrahlend zu Tori zurück und umarmte sie. „Danke." „Gern geschehen. Wenn du morgen tanzt, dann denk einfach an eben und dann wird das schon was."„Danke, ich weiß gar nicht wie ich das wieder gut machen soll."„Ach was, das habe ich doch gerne gemacht. Ich drück dir auf jeden Fall für morgen die Daumen, aber jetzt solltest du wirklich nach Hause und dich ausruhen." „Du hast recht. Kommst du mit raus oder willst du noch bleiben?" „Ich bleib noch ein bisschen." „Gut, hier ist der Schlüssel. Schließ einfach ab, wenn du gehst und dann gibst du ihn mir beim nächsten Mal wieder." „Danke, wir sehen uns." „Gerne, ja bis dann." Und damit schnappte Susan sich ihre Sachen und verließ das Tanzstudio. Tori ging derweil zu ihren Sachen herüber und schnappte sich ihr Handy. Schnell tippte sie eine SMS ein, drückte auf Senden und legte dann ihr Handy zurück. Sie tratan die Musikanlage heran, suchte sich einen Song und startete diesen. Sie setze sich auf den Boden, lauschte der Musik und wartete.

Freundschaft auf dem PrüfstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt