Zwei Tage später trafen sich Victoria und Stephan zur Frühschicht auf der Dienststelle. Nachdem sie sich umgezogen hatten, gingen sie in den Aufenthaltsraum und trafen die anderen Kollegen, welche ebenfalls Frühschicht hatten. Dazu gehörten unter anderem Micha, Muri, Ralf, Christian, Peggy und Claudia. Stephan schnappte sich eine Tasse mit Kaffee und ließ sich neben Ralf auf einem der Stühle nieder. Tori setzte sich zwischen Peggy und Claudia und sofort erkundigten sich die anderen Kollegen nach ihrem gemeinsam Urlaub. Gerade als Stephan anfangen wollte zu erzählen, betrat Klaus zusammen mit Robin und zwei weiteren Männern den Aufenthaltsraum. Mit zügigen Schritten kamen die vier auf den Tisch zu an dem die anderen saßen und sich unterhielten. Ein kurzes aber deutliches Räuspern seitens Klaus und die Gespräche verstummten sofort und alle Blicke richteten sich auf die dazugekommen. Klaus atmete noch einmal tief ein und aus, bevor er zusprechen anfing: „Alle mal her hören, das sind Kommissar Kaiser und Kommissar Gomez von der internen Ermittlung. Es gibt da Anschuldigungen denen Sie nachgehen müssen. Ich möchte das ihr für Gespräche zur Verfügung steht und sie ihre Arbeit machen lasst." Es entstand eine kurze Pause bevor Klaus weiter sprach: „Stephan, würdest du uns bitte in mein Büro begleiten?" Stephan sah überrascht zu Klaus. Im Kopf ging er seine Einsätze der letzten Wochen durch, doch ihm fiel keiner ein die eine interne Ermittlung nach sich ziehen würde. Also warum ausgerechnet er? Egal was sie ihm vorwerfen würden, er würde es erfahren. Daher warf er noch einen kurzen Blick auf Tori und erhob sich dann von seinem Stuhl. Tori war verwirrt. Was hatte Stephan gemacht? Doch sie wusste das sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr erfahren würden, daher bohrte sie nicht weiter nach. Sie musste jetzt abwarten und dann würde sich das bestimmt aufklären. Während Stephan mit den Kommissaren Kaiser und Gomez bereits den Aufenthaltsraum verließ, wandte sich Klaus noch einmal an seine Leute: „Ich weiß das ihr euch alle jetzt Gedanken macht, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Tori, da Stephan verhindert ist fährst du heute mit Paul. Wie es weiter geht, sehen wir nach dem Dienst. Und jetzt ab mit euch." Wie auf Kommando erhoben sich die anwesenden Beamten und machten sich auf den Weg zu ihren Dienstfahrzeugen. Auf dem Weg dorthin vereinbarten sie sich nach dem Dienst noch einmal zusammen zu setzen und über die ganze Sache zu quatschen.
Zwischen den einzelnen Einsätzen hatten die eingesetzten Streifenteams immer mal wieder über den Grund spekuliert, weshalb die interne Ermittlung bei ihnen war. Doch keinem fiel ein guter Grund ein. Auf den Rückweg zur Wache hing Tori ihren Gedanken nach und sah aus dem Fenster. Paul, welcher auf dem Fahrersitz saß, warf ihr einen kurzen Blick zu als sie an einer roten Ampel anhalten mussten. „Mach dir keinen Kopf. Das wird schon", versuchte er sie aufzumuntern. Tori war davon nicht ganz so überzeugt wie Paul, aber sie wollte unbedingt daran glauben das es so kommen würde. Daher nickte sie und sah zu Paul hinüber: „Du hast recht. Noch wissen wir ja nicht worum es geht." „Na siehst du. Da ist bestimmt mal wieder einer der Meinung ungerecht behandelt worden zu sein und will sich nun beschweren." Diese Aussage konnte Tori nur bejahen. Es würde immer schwerer ihren Beruf ohne irgendwelche Vorkommnisse auszuüben. Sie wurden angepöbelt, angegangen oder gar angegriffen. Klar, meist gingen Vorkommnisse gut aus, aber warum ging der Respekt gegenüber den Polizeibeamten immer mehr verloren? Es gab die ein oder andere Theorie, doch nichts konkretes. Tori war so in ihren Gedanken versunken, das sie gar nicht mitbekommen hatte wie Paul den Wagen auf den Parkplatz der Dienststelle abgeparkt hatte. Erst als Paul sie sachte am linken Unterarm berührte. Überrascht kehrte Tori ins hier und jetzt zurück und sah zu Paul. Dieser sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an und meinte: „Lass uns rein gehen. Vielleicht gibt's was neues." Tori nickte und kurze Zeit später waren die beiden Beamten auf den Weg ins Innere der Dienststelle. Auf dem Flur vor dem Aufenthaltsraum trafen sie Micha und Christian. Die beiden waren auch gerade erst wieder angekommen. Zu viert betraten sie den Raum und suchten sich einen Platz. Es herrschte eine komische Stimmung. Viele Beamte der Dienststelle waren anwesend, doch eine fröhliche und entspannte Atmosphäre wie sonst, wollte sich nicht einstellen. Hier und da wurde leise getuschelt und wieder andere hingen ihren eigenen Gedanken nach. Paul, Victoria, Michael und Christian setzten sich zu Hannah, Heidi und Ralf. „Was ist den eigentlich los?", wollte Heidi wissen. Da keiner der anderen ihr eine Antwort gab, übernahm Micha das: „Das wissen wir auch nicht so genau. Klaus kam heute morgen mit Kollegen der internen Ermittlung. Sie haben Stephan zum Gespräch mitgenommen." „Oh", war Heidi's einzige Reaktion auf das eben gehörte. „Habt ihr Stephan gesehen?", mischte sich nun Ralf in das nicht vorhandene Gespräche. Doch keiner hatte seit heute morgen etwas von Stephan gehört. Tori hatte in der Pause versucht ihren Freund zu erreichen, doch es war sofort die Mailbox dran gewesen. So langsam machte sie sich wirklich Sorgen. Aber bevor sie sich weiter Gedanken machen konnte, betrat Klaus den Raum.
Er stellte sich in die Mitte des Raumes und räusperte sich einmal deutlich. Schnell hatte er die Aufmerksamkeit aller anwesenden Beamten und nun begann er zu erklären: „Es hat sich bestimmt bereits herum gesprochen das die Interne derzeit gegen einen von uns ermittelt. Damit keine Spekulationen entstehen: Stephan wird der versuchten Vergewaltigung beschuldigt." Klaus machte eine kurze Pause und ließ das Gesagte erstmal sacken. Nach ein paar Minuten fuhr er fort: „Die Interne ermittelt derzeit. Ich erwarte von euch, das ihr die Kollegen unterstützt und ihnen für eventuelle Fragen zur Verfügung stehen. Ihr habt jetzt sicher eine Menge Fragen, aber mehr weiß ich im Moment auch nicht." Eigentlich war damit alles gesagt, doch Klaus hatte noch einen wichtigen Punkt: „Ich kann mir vorstellen das ihr Stephan helfen wollt, aber ihr haltet euch aus diesem Fall raus. Die Ermittlung ist Sache der Internen. Haben wir uns verstanden?" Klaus sah zu seinen Beamten und erhielt zustimmendes Gemurmel. Er konnte verstehen das sie am liebsten alles unternehmen wollten, um ihren Freund und Kollegen zu helfen. Ihm ging es ähnlich. Doch nicht umsonst war die interne Ermittlung dafür verantwortlich. „Und wie geht es nun weiter", erkundigte sich Paul. „Stephan wurde vorerst vom Dienst suspendiert. Den bestehenden Dienstplan habe ich bereits geändert." Klaus zeigte auf den großen Plan an der Pinnwand in der einen Ecke des Raumes. „Falls ihr noch irgendwelche Fragen habt, dann kommt einfach auf mich zu." Mit diesem Satz verließ er den Aufenthaltsraum und ging in sein Büro. Dort ließ er sich auf seinen Bürostuhl nieder und seufzte tief. Wie sollte es nun weiter gehen? Das das jetzt erst der Anfang war, wusste zu diesem Zeitpunkt noch keiner.
Nach Klaus Ansage herrschte im Aufenthaltsraum Schweigen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Da Victoria diese unbehagliche Stille nicht mehr aushielt, stand sie auf und ging in ihr Büro. Dort setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann die Berichte des heutigen Tages zu schreiben. Während des Schreibens versuchte sie ihre Gedanken an Stephan zu verdrängen und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Doch das gelang ihr nur teilweise. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Stephan zurück. Sie hatte ihn noch immer nicht erreicht und er meldete sich auch nicht. Wo steckte er nur? Hoffentlich machte er jetzt keinen Mist. Als sie den letzten Bericht fertig hatte, klopfte es an der Bürotür. Nach einem kurzen „Herein" von Tori, kamen Micha und Paul hinein. Beide musterten die junge Beamtin besorgt. „Alles okay bei dir?", erkundigte sich Micha. Victoria schaltete ihren Computer aus und sah dann zu ihren beiden Kollegen. „Geht schon", antwortete sie betrübt. Paul ging vor Tori in die Hocke und hakte nach: „Du machst dir Sorgen um Stephan, stimmt's?" Tori nickte nur. „Wir wollen zu Stephan und sehen wie es ihm geht. Möchtest du mitkommen?", fuhr Micha fort. Wieder ein Nicken seitens Tori. „Dann wollen wir mal", meinte Paul, erhob sich und hielt ihr die Hand hin. Diese ergriff sie und zu dritt verließen sie das Büro.
DU LIEST GERADE
Freundschaft auf dem Prüfstand
FanficDie neu gefundene Freundschaft der Polizisten und Rettungsdienstler wir auf eine harte Probe gestellt. Wird ihre Freundschaft die Schwierigkeiten überstehen oder wird sie daran kaputtgehen? Wenn ihr es erfahren wollt, dann lest einfach mal rein. (F...