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Am nächsten Tag hatte sie zwar frei, doch sie wollte unbedingt mit Klaus reden. Da sie wusste das er Frühschicht hatte, fuhr sie zum Dienstende zur Dienststelle. Zuerstging sie zu seinem Büro und klopfte an. Auch nach dem zweiten klopfen regte sich im Innerem des Büros nichts. Vermutlich war er noch unterwegs, daher beschloss sie erst mal in den Aufenthaltsraum zu gehen. Ein paar Kollegen der Tagschicht waren bereits anwesend und auch der ein oder andere Kollege der Frühschicht. Der Großteil der Kollegen tauschten sich über ihre Einsätze aus, als Tom sie bemerkte. „Hey Tori. Hast du heute nicht frei?", fragte er. Nun waren auch die anderen auf sie aufmerksam geworden. Während sie antwortete, ließ sie sich neben Robin auf einen Stuhl nieder: „Hey ja eigentlich schon, aber ich wollte dringend was mit Klaus besprechen." „Klaus ist noch mit Gino unterwegs, müsste aber gleich kommen. Ist denn alles okay?", erkundigte sich nun Muri. „Ja alles okay, ist auch nicht so wichtig." Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten über Gott und die Welt. Als sich dann Tom und Muri sowie Robin und Arne und Jule und André auf den Weg zu den Streifenwagen machten, kamen Klaus und Gino in den Aufenthaltsraum. Auch Klaus schaute überrascht als er Tori erblickte. „Tori? Was machst du den hier?" „Hey Klaus. Ich wollte kurz mit dir reden. Hast du vielleicht kurz Zeit?" Skeptisch sah Klaus seine Beamtin an, doch dann stimmte er zu. „Klar. Komm wir gehen in mein Büro, da können wir ungestört reden." Zu zweit machten sie sich also auf den Weg zu seinem Büro. Dort angekommen ließ sich Klaus auf seinem Bürostuhl nieder und sah zu Tori, welche sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder gelassen hat. „Also worum geht es?" Klaus hatte ein ungutes Gefühl. Irgendetwas sagte ihm das es ihm nicht gefallen würde, was seine junge Beamtin ihm jetzt zu sagen hatte. „Also.... Es geht um die Anschuldigungen gegen Stephan", begann sie. Er hatte es gewusst. Worum hätte es auch sonst gehen sollen? „Okay. Worum genau?" „Ich weiß das wir nicht selbst ermitteln sollten, aber ich konnte nicht anders", kam sie direkt auf den Punkt. Das durfte doch nicht wahr sein? „Ich hatte euch doch gesagt, dass ihr euch daraus halten sollt. War das so schlecht zu verstehen?" Klaus war wirklich sauer. Victoria hatte sich wissentlich seinen Anweisungen widersetzt. Warum tat sie das? „Ich weiß Klaus, aber lass mich doch bitte erst mal erzählen, was ich raus gefunden habe", versuchte sich Tori zu rechtfertigen. Klaus war sich nicht sicher was er machen sollte. Sollte er ihr zu hören oder nicht? Eigentlich sollte er es nicht machen, schließlich hatte sie sich seinen Anweisungen widersetzt, doch sein Gefühl sagte ihm das er ihr zu hören sollte. Daher gab er ihr ein Zeichenf ortzufahren, aber nicht ohne seinen Unmut bekannt zu geben: „Okay dann lass mal hören, aber ich heiße das trotzdem nicht gut, dass das klar ist", meinte Klaus bestimmend. Tori atmete noch einmal tief durch und begann dann zu berichten: „ Also ich habe etwas über diese Annabell recherchiert. Bevor sie nach Köln kam, wohnte sie in Berlin. Alles nichts interessante, doch dann fand ich einen Vermerk über eine Einstweilige Verfügung gegen sie. Diese wurde von einem gewissen Vincent Meisner vor knapp zwei Jahren in Berlin beantragt. Zu dem habe ich herausbekommen das ihr leiblicher Vater früher einmal Polizist war. Zuerst hier in Köln und dann in Berlin." Klaus saß in seinem Bürostuhl und sah neugierig zu seiner jungen Beamtin vor ihm. Er musste zu geben das ihr Engagement ihn beeindruckte, doch das würde er ihr so nicht sagen, schließlich hatte sie gegen seine Anweisungen weiter geforscht. Tori holte ihn aus seiner Gedankenwelt zurück, in dem sie weiter sprach: „Der Name des Vaters ist Thomas Michels. Kennst du ihn vielleicht?" Klaus erstarrte und versuchte den Kloß, welcher sich in seinem Hals bildete, hinunter zu schlucken. Ja, er kannte Thomas Michels von früher. Aber konnte das wirklich sein? Was hatte Thomas mit der ganzen Sache zu tun? Wollte er sich vielleicht rächen? Klar war es damals kein schöner Abgang, aber trotzdem traute er ihm so etwas nicht zu. Zu dem war das schon über 18 Jahre her und Klaus hatte damals mit der ganzen Sache auch nichts zu tun gehabt. Also warum sollte er sich ausgerechnet jetzt und dann an Stephan rächen. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Aber nur weil er es sich nicht vorstellen konnte, musste das ja noch nichts heißen. Doch was sollten sie jetzt machen? Die Kollegen in Berlin um Mithilfe bitten? Das kam nicht in Frage, schließlich hatten sie keine Beweise,sondern nur Hinweise, und außerdem war es nicht ihr Fall. Klaus ging in seinem Kopf die verschiedenen Möglichkeiten durch, doch so recht wollte ihm keine Passende einfallen. Nach ein paar Minuten wurde er durch Victoria erneut ins hier und jetzt zurück geholt. Diese räusperte sich kurz und berichtete dem Polizeihauptkommissar dann von ihrem Telefonat mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten und deren Idee: „Klaus? Ich hab mit meinem ehemaligen Vorgesetzten und Freund gesprochen und er hatte eine Idee wie wir jetzt weiter machen könnten. Die Idee ist eigentlich gar nicht mal so schlecht, aber ich wollte deine Meinung dazu hören. Also er meinte, das es eine gute Idee wäre wenn ich mich nach Berlin versetzen lassen würde und dann vor Ort ermitteln würde." Klaus sah überrascht zu seiner Beamtin hinüber und im ersten Moment dachte er, das er sich verhört hätte. Doch dann fing er sich wieder und schüttelte er vehement den Kopf: „Nein auf gar keinen Fall. Das ist erstens viel zu gefährlich und zweitens muss das auch anders gehen." Klaus hielt das ganze für keine gute Idee. Er konnte und wollte Tori nicht helfen diese Idee umzusetzen. Es musste einfach eine andere Möglichkeit geben. Doch welche? Mit dieser Reaktion hatte Tori gerechnet, doch sie sah keinen anderen Weg: „Klaus, das weiß ich. Und ich bin auch unsicher ob das das richtig ist, aber ich sehe keine andere Möglichkeit und wenn du ehrlich bist du auch nicht, oder? Außerdem möchte ich Stephan helfen und wenn das nur so geht, dann ist das eben so." Klaus war immer noch nicht wirklich überzeugt, aber er konnte Tori verstehen. Auch er würde seinem Kollegen gerne helfen, aber er wusste nicht wie. Er fuhr sich kurz mit beiden Händen übers Gesicht, seufzte und sagte dann: „Ich weiß nicht recht, aber ich denke auf jeden Fall darüber nach." „Danke." Mehr konnte Tori nicht von ihm verlangen. Sie kannte Klaus nun schon eine Weile und wusste das er solche Entscheidungen nicht übers Knie brach und das wollte sie auch gar nicht. Kurz darauf verabschiedete sie sich von ihrem Vorgesetzten und machte sich dann auf den Heimweg. Jetzt konnte sie nichts anderes machen als abzuwarten und zu hoffen. Entweder hatte Klaus noch eine andere Idee oder sie würde nach Berlin gehen, egal ob mit oder ohne sein Einverständnis.

Nachdem Tori sein Büro verlassen hatte, sah Klaus noch einige Momente die Tür an, hinter der sie verschwunden war. Frustriert schloss er seine Augen und ging noch einmal das Gespräch durch. Klar wollte sie Stephan helfen, aber ob das der richtige Weg war? Er öffnete die Augen und blätterte ihre gesammelten Ergebnisse durch, welche sie ihm da gelassen hatte. Merkwürdig war die ganze Sache schon. Plötzlich tauchte diese junge Frau auf behauptete von einem seiner Polizisten vergewaltigt worden zu sein und deren Vater ein ehemaliger Kollege war.

Freundschaft auf dem PrüfstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt