30

231 7 0
                                    

Nach ihrem Besuch bei Kommissar Gomez hatte sie sich auf den direkten Weg zu sich nach Hause gemacht. Dort angekommen schloss sie die Wohnungstür auf, betrat die Wohnung und lauschte. Stille. Vermutlich war Mia bei Daniel oder Arbeiten. Vielleicht wollte sie ihr auch einfach nur aus dem Weg gehen und das konnte Tori wirklich gut verstehen. Sie war in den letzten Wochen keine wirklich gute Freundin gewesen. Das änderte auch die Tatsache nicht, das sie das alles für ihre Freunde und vor allem für Stephan getan hatte. Wenn das alles vorbei ist, dann rede ich in Ruhe mit ihr und erkläre ihr alles, schwor sie sich. Sie ging in die Küche, holte sich eine Flasche Wasser und schlurfte dann in ihr Zimmer. Dort ließ sie sich auf dem Bett nieder und starrte zur Decke. Jetzt wussten sie zwar das die ganzen Vorfälle zusammen gehörten, aber nicht wer dahinter steckte. Es musste doch irgendeine Lösung geben. Sie richtete sich wieder auf und starrte die Pinnwände an. Irgendwo dort befand sich die Lösung. Sie musste sie nur finden. Immer noch grübelnd griff sie nach ihrem Handy und wählte Klaus' Nummer. Der Polizeihauptkommissar ging fast direkt ran und erkundigte sich fast schon panisch klingend, ob irgendetwas passiert sei. Anscheinend gingen die letzten Wochen auch nichts purlos an ihm vorbei. Schnell beruhigte sie ihn und brachte ihn auf den neusten Stand. Der Polizeihauptkommissar freute sich wirklich über Stephan's Entlassung und versprach ihr, für ihn da zu sein, auch wenn er nicht ganz verstand warum sie das nicht tat. Trotz allem versprach er es ihr und sie war froh darüber. Nachdem sie aufgelegt hatte, wählte sie die nächste Nummer. Diesmal die von Kai-Uwe. Dieser nahm nach dem dritten Klingeln ab.

„Kardagis", meldete er sich. Anscheinend hatte er nicht auf das Display gesehen.

„Hey Kai-Uwe, hier Tori. Stör ich gerade?"

„Tori? Nein quatsch, du störst nicht. Alles gut bei dir?"

„Ja soweit alles gut. Ich hab noch einmal mit allen geredet und die interne Ermittlung informiert", berichtete sie.

„Das hört sich gut an. Ich hab übrigens noch einmal über diese komischen Zettelchen nachgedacht."

„Und?"

„Ich denke das es eine Art Geheimbotschaft ist. Das bedeutet wir müssen nur den Code herausbekommen und dann sollten wir die Botschaft knacken können."

Tori überlegte kurz und dann machte es klick. Hatte Thomas Michels nicht irgendetwas von geheimen Botschaften, welche sich seine Kinder immer geschrieben hatten? Was wenn nicht nur Annabell in die ganze Sache verwickelt war, sondern auch ihre Brüder. Da sie die Puzzelteile nur in ihrem Kopf zusammen setzte, herrschte ein paar Minuten schweigen. Nach einer Weile fragte sich Kai-Uwe, ob sie noch dran war oder ob sie einfach nur vergessen hatte aufzulegen.
„Tori? Bist du noch da?"

Damit aus ihren Gedanken gerissen, antwortete sie:

„Ja ich bin noch dran. Kai-Uwe, du bist ein Genie!", rief sie freudig. So nah wie jetzt waren sie der Lösung die ganze Zeit nicht gewesen. Kai-Uwe dagegen verstand nur Bahnhof.

„Das ist ja nett, das du das so siehst. Aber dürfte ich erfahren wie du zu dieser Annahme kommst?"

„Klar. Erinnerst du dich noch an unser Gespräch mit Herrn Michels? Er hat doch erzählt, dass seine Kinder sich gerne kleine Geheimbotschaften geschrieben haben. Was wenn das genau das ist? Eine Botschaft in ihrer Geheimsprache, damit nicht gleich jeder Bescheid weiß."

„Das ergibt Sinn, aber würde auch bedeuten, das die Zwillinge ebenfalls in die Sache verstrickt sind."
„Das sehe ich auch so. Das bedeutet das wir nur noch diese Botschaft knacken müssen und dann wissen wir hoffentlich mit wem wir es zu tun haben."

„Guter Plan, aber wie willst du das machen? Man braucht doch dafür einen bestimmten Code sonst kann das ganze ewig dauern", meinte er etwas ratlos.

„Ich rufe Herrn Michels an, vielleicht kann der uns weiterhelfen. Und wenn nicht muss ich das eben so raus bekommen. Irgendwie wird das schon" ,sagte sie bestimmend. Kai-Uwe musste kurz lachen:

„Deinen Optimismus hätte ich wirklich gern. Egal was ist ich helfe dir so gut ich kann. Also irgendeine Idee?"

„Im Moment nicht, aber ich melde mich sobald ich mit Herrn Michels gesprochen habe und vielleicht haben wir die Lösung dann schon. Wenn nicht, dann sehen wir weiter. Einverstanden?"

„Das hört sich nach einem Plan an. Bis gleich?"

„Ja bis gleich." Und damit legte sie auf und atmete tief durch. Ihre Hände zitterten leicht vor Aufregung. Nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, wählte sie die Nummer von Herrn Michels und wartete. Der ehemalige Beamte ließ sich Zeit um dem Anruf entgegen zu nehmen und Tori war schon kurz davor auf zu legen als er sich dann doch meldete.
„Ja, hallo?"

„Herr Michels? Beck von der Berliner Polizei hier."'

„Oh, hallo Frau Beck. Was kann ich für sie tun?"

„Ich hätte da noch eine Frage. Sie haben uns erzählt das ihre Kinder sich gerne Zettelchen mit geheimen Botschaften geschrieben haben. Wissen sie zufällig noch wie sie diese geschrieben haben?" Nun herrschte erstmal schweigen und Tori ließ ihn in Ruhe überlegen. Nach kurzer Zeit meldete er sich dann doch wieder zu Wort:

„Ich glaube das war eine Mischung aus Buchstaben und Zahlen. Warum fragen sie?"

„Wissen sie zufällig auch den Code zum Entschlüsseln dieser Botschaften? Denn wir haben hier so eine Botschaft und müssten dringend wissen, was sie bedeutete."

Wieder überlegte er kurz. „Wenn ich mich recht erinnere, standen die Zahlen für Buchstaben im Alphabet. Aber für welche genau und in welcher Reihenfolge sie sie benutzt haben weiß ich leider nicht. Ich hoffe das hilft ihnen trotzdem weiter?" Das letzte klang mehr wie eine Frage als eine Aussage.

„Ja das hilft uns auf jeden Fall weiter. Ich danke ihnen."
„Kein Problem. Falls noch was sein sollte, können sie gerne noch einmal anrufen."

„Das werde ich. Danke nochmal für ihre Hilfe." Nach einer knappen Verabschiedung legte sie auf und sah sie die Fotos mit den Zetteln drauf noch einmal genauer an. Wenn die Zahlen für Buchstaben standen, musste sie nur noch heraus bekommen welche Zahl für welchenBuchstaben stand. Schnell schrieb sie sich die Botschaften von dem Foto ab und wählte dann erneut Kai-Uwe's Nummer. Doch dieses Mal meldete sich nur die Mailbox. Vermutlich hatte er gerade zu tun und konnte nicht drangehen. Daher beschloss sie ihm eine kurze SMS zu schicken. Wenn er diese gelesen hatte, konnte er sich ja noch einmal melden. Und in der Zwischenzeit versuchte sie die Lösung zu finden. Also tippte sie die SMS:

>> Hab mit Michels telefoniert. Der weiß nur das die Zahlen für Buchstaben stehen, mehr leider nicht. Wenn du das gelesen hast, meld dich doch mal. Tori<<

Daraufhin legte sie ihr Handy bei Seite und begann zu grübeln.


 Unsanft fuhr sie aus dem Schlaf. Als sie sich umsah, erkannte sie das sie an ihrem Schreibtisch eingeschlafen war. Aber warum war sie aufgewacht? Und da hörte sie es. Irgendjemand klingelte an der Wohnungstür. Tori wühlte über dem Schreibtisch nach ihrem Handy. Als sie es hatte, ließ sie den Bildschirm kurz aufleuchten und sah auf die Uhr. 23:26 Uhr. Wer klingelte denn um diese Uhrzeit an ihrer Tür? Missmutig und immer noch etwas schläfrig, erhob sie sich und schlurfte zur Wohnungstür. Dort angekommen sah sie durch den Spion, doch sie konnte nichts erkennen da es im Flur stockduster war. Wer klingelte denn bitte so spät und zog es dann auch noch vor im dunkeln zu stehen? Unsicher ob sie wirklich die Tür öffnen sollte, klingelte es erneut. Nach kurzer Grübelei entschied sie sich die Tür zu öffnen um zu sehen wer zu so später Stunde störte. Langsam öffnete sie die Tür und versuchte so früh wie möglich einen Blick auf den nächtlichen Besucher zu erhaschen. Doch als sie es geschafft hatte, war es bereits zu spät. Sie spürte nur noch einen kräftigen Schlag gegen den Kopf und sah wie der Boden immer näher kam. Dann wurde alles schwarz.

Freundschaft auf dem PrüfstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt