Zurück in Hyrule
Mit leisen Schritten schlich Flo das Treppenhaus hinauf und zog seinen Ersatzschlüssen unter der Fußmatte hervor. Hatte Frodo das nicht auch getan, bevor er den Krankenwagen gerufen hatte und ihm damit das Leben rettete?
„Und jetzt ist der in Hyrule. Das ist deine Schuld, Flo. Nur deine!“
Wann die Schwestern wohl bemerken würden, dass er verschwunden war? Vielleicht bereits jetzt, also durfte er keine Zeit verlieren.
Auch, wenn der grüne Stoff zerschnitten und über und über voll von seinem eigenen, getrockneten Blut war, zog er sich an, legte den Waffengürtel an… Sein Schwert und sein Schild! Das hatte er komplett vergessen! Wie sollte er sich ohne seine Waffen verteidigen? Mit dem Enterhaken, oder dem Bogen? Nein, er sollte Ganondorf einfach mit den Eisenstiefeln gegens Schienbein treten!
Verzweifelt rieb er sich die Augen, doch das half jetzt auch nichts mehr. Die Zeit saß ihm im Nacken, genauso wie das schlechte Gewissen und die Angst um Frodo und Malon… Also schritt er, ohne weiter nachzudenken ein weiteres Mal durch das Gemälde.
Unter seinen Füßen knarrte Holz.
„Flo! Ich hatte solche Angst um dich! Ich dachte du wärst Tod!“
Plötzlich fiel ihm jemand so stürmisch um den Hals, dass ihn der Schmerz in seiner Brust erschrocken zusammenzucken ließ.
„Oh! Hast du schmerzen? Bist du verletzt?“
Hastig machte das Mädchen einen Schritt zurück und schon wurde Flo von durchdringenden, blauen Augen gemustert.
„Malon?“
Erleichterung überrollte ihn und jetzt zog er die junge Frau an sich. Dieses Mal etwas vorsichtiger.
„Was ist denn passiert? Wieso stand das Gemälde plötzlich in Ganondorfs Thronsaal?“
„Er hat es in seinen Thronsaal gestellt?“ Malon wurde leichenblass und löste sich aus seiner freundschaftlichen Umarmung.
„Setz dich zuerst und ich kümmere mich um deine Wunde. Dann kann ich dir alles erzählen.“
Sie führte Flo zu einem der einfachen Stühle und zog ihm sanft das zerrissene, grüne Oberteil über den Kopf, damit sie den Schnitt an seiner Brust begutachten konnte.
„Bei den Göttinnen…“
Sie schlug sich die zarte Hand vor die Lippen und starrte auf den tiefen Schnitt.
„Dass du damit noch am Leben bist ist ein Wunder!“ Sie sah ihm tief in die Augen. „Ein Glück, dass deine Welt gut darin ist Leben zu retten, aber wenn es darum geht Krieger wieder zusammen zu flicken, dann ist Hyrule euch weit voraus.“ Sie stand auf und eilte zu ihrer kleinen Küchenzeile, und begann sofort damit ein paar Kräuter zusammen zu suchen.
Plötzlich fiel Flo etwas auf. Malons Küche sah nicht länger ärmlich aus. Ihre Kleider waren nicht mehr abgetragen und hatten unzählige Löcher, die notdürftig geflickt waren. Die Farben leuchteten, der Stoff wirkte neu und ihre roten, langen Haare schimmerten, wie ihre Augen.
„Was ist passiert, Malon? Warum ist das Bild wieder bei dir?“
Die Frau hielt mitten in ihrer geschäftigen Arbeit inne und drehte sich zu ihm um.
„Die Gerudos kamen. Es war ein sehr schlechter Monat und ich hatte kaum etwas, was ich versteuern konnte. Es reichte nicht einmal mehr, um Futter für die Tiere zu kaufen, doch Ganondorf war wohl der Meinung die Lon-Lon-Farm würde ihm mehr schulden, als eine Hand voll Rubine. Ich musste Epona sofort hinaus auf die Ebene jagen, damit sie ihr nichts tun konnten. Diese Stute ist unter den Kriegerinnen des Herrschers schon fast so bekannt, wie du. Sie drohten mir damit mein Haus und die Ställe abbrennen zu lassen, wenn ich ihnen nicht sofort mein Einkommen übergeben würde. Ich sagte ihnen, dass ich nichts hätte, was ich ihnen geben könnte, außer das lächerliche bisschen Milch, was meine Kühe geben. Sie stellten mein ganzes Haus auf den Kopf, suchten sogar in den Ställen. Ich habe versucht sie aufzuhalten, Flo! Ich habe sie angefleht mir zu glauben, doch sie fanden das Versteck des Bildes und stahlen mir meinen ganzen Schmuck auch die Kette mit dem Ring und die Ohrringe meiner Mutter... Sie zündeten den Stall an, damit ich mit löschen beschäftigt war und ihnen nicht folgen konnte …“
Eine Träne lief über ihre blasse Haut.
„Ein paar Tage später machte ein Gerücht die Runde. Erst wollte ich es nicht glauben, ich hielt es nur für das Geschwätz eines Wahnsinnigen, aber spätestens als die Gerudos verschwanden glaubte auch ich es. Ganondorf war besiegt worden. Hyrule ist jetzt frei, Flo. Ich bin sofort ins Schloss gegangen, um das Bild und den Ring zurück zu holen… da fand ich es.“
Malon zog etwas aus einem Regal, was in einfaches Leinen gewickelt war und legte es vor ihn auf den Tisch. Vorsichtig schlug Flo eine Ecke des grauen Stoffes zurück und sah auf das zerbrochene Masterschwert.
„Ich dachte du hättest für Hyrules Freiheit mit dem Leben bezahlt und ich würde dich nie wieder sehen!“
Inzwischen hatte sie mit flinken Fingern einige Kräuter zusammengemischt und zu einer bitter riechenden Paste gemörsert.
„Achtung, Floid. Das könnte jetzt etwas brennen…“
Vorsichtig strich sie etwas von der Paste auf den tödlichen Stich in seiner Brust und zum ersten Mal, seit Flo aus dem Koma erwacht war schrie er vor Schmerz auf, doch beinahe augenblicklich machte das unerträgliche Brennen einer sanften Taubheit Platz und er entspannte sich wieder.
„Malon, ich muss dich etwas fragen…“
„Was?“
„Vor etwa zwei Wochen, nachdem ich gegen Ganondorf gekämpft habe, ist mir jemand in meine Wohnung gefolgt. Ich konnte nicht sehen wer, aber er hat meinen besten Freund mitgenommen. Ich lag diese zwei Wochen im Koma und wieder hat ihn jeder, außer mir, vergessen! Ich muss ihn finden, Malon! Ich kann nicht zulassen, dass er einfach so verschwindet, wie damals meine Schwester! Es würde mich wahnsinnig machen…“
Flo stoppte kurz und versuchte sich von dem schrecklichen Gedanken zu erholen er müsse Frodo genau so vergessen, wie Joeleen.
„Hast du etwas von ihm gehör? Hast du etwas von einem jungen Mann gehört, unser Alter, blaue Augen und helle, braune Haare, der hier nicht her gehört? Oder von einem neuen Gefangenen von irgendeinem von Ganondorfs Anhänger?“
Stumm hatte Malon sich neben ihm auf einen weiteren, einfachen Holzstuhl gesetzt und stumm seinen verzweifelten Fragen gelauscht.
„Es tut mir Leid, Flo… Ich habe nichts von ihm gehört. Dein bester Freund, sagst du? Frodo etwa?“
„Ja…“ Er schluckte schwer. „Ich muss los! Ich muss sofort los und ihn suchen! Ich kann ihn keine Sekunde länger da draußen allein lassen! Es ist meine Schuld…“
LeFloid wollte aufstehen, sofort aus der Tür stürmen und seinen besten Freund suchen, doch Malon packte ihm an den Schultern und drückte ihn zurück auf den Stuhl.
„Das wirst du nicht, Flo. Zumindest nicht in dieser Nacht! Vergiss nicht, dass sie Wunde an deiner Brust noch immer existiert, aber gib ihr wenigstens diese Nacht, um etwas abzuheilen! Außerdem, wie willst du bitte durch ganz Hyrule ziehen, und so wie ich dich kenne heißt ganz Hyrule für dich auch die Gerudo Wüste, die verlorenen Wälder und sogar der Todesberg, ohne dein Schwert und dein Schild? Du musst dir erst einen Schmied suchen, der das wieder hin bekommt!“
Resigniert ließ Florian sich zurück auf den Stuhl ziehen. Malon hatte Recht, doch ihm fiel nur ein einziger Schmied ein, bei dem eine winzige Chance bestand, dass er das Mastersword wieder hin bekam… und dieser lebte beinahe an der Spitze des Todesberges.
Ein Nacht. Mehr gestand er sich an Rast nicht ein. Eine Nacht, doch keine Sekunde länger.
![](https://img.wattpad.com/cover/24740179-288-k719627.jpg)
DU LIEST GERADE
Make it Rain, Floid
FanfictionLeFloid erzählt also, dass die Narben an seinem rechten Arm von einer verpfuschten OP kommen. Er sagt er weiß nicht, warum er so schlecht schlafen kann und woher diese Liebe zu der Zahl 3 kommt. Er erzählt er wäre ein Einzelkind. Nun, er lügt. Er lü...