Das Dorf der Kokiri

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Das Dorf der Kokiri

„Du willst wirklich noch diese Nacht los reiten?“

„Ja. Je schneller Frodo wieder in seiner Welt ist, desto besser.“

Vorsichtig zog er Malon an sich und strich ihr über ihr weiches Haar.

„Du musst dir keine Sorgen machen. Der Waldtempel ist bei weitem nicht das gefährlichste, was Hyrule zu bieten hat. Ich komme zurück. Das verspreche ist.“

Die junge Frau lehnte ihr Gesicht einfach gegen seine Schulter und sage, ohne zu ihm aufzusehen.

„Wenn es wahr ist, was die Fee gesagt hat und Ganondorf wirklich dort ist, dann ist es momentan der gefährlichste Ort, der Hyrule zu bieten hat. Bitte, Floid, versprich mir nichts, was du nicht halten kannst!“

„Das habe ich noch nie getan, Malon  und ich werde jetzt sicher nicht damit anfangen.“

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Auch, wenn der Tag  sonnig und warm gewesen war hatte die Nacht ihre eigenen Regeln. Ein kalter Wind fuhr Flo durch die kurzen, dunklen Haare, als er mit Epona in Richtung des Kokiri Dorfes ritt. Schließlich wurde es sogar so kalt, dass der junge Mann sogar die grüne Mütze aufzog, die er sonst so unglaublich lächerlich fand.

Jetzt hätte man ihn kaum noch von dem echten Link unterscheiden können, nur dass er nicht unterwegs war, um Zelda zu retten.

In diesem Hyrule war Zelda schon lange tot.

Der pralle Mond tauchte die Lichtung, auf der die Kokiri ihre Häuser gebaut hatte in silbernes, weiches Licht, doch etwas schien anders. Es war nicht allzu lange her, dass Flo hier gewesen war, doch so wie der Marktplatz in Hyrule hatte das Kokiri Dorf sich ebenfalls verändert, allerdings zum schlechteren. Etwas war falsch, so falsch, dass es ihm Kopfschmerzen bereitete. Was genau das jedoch war sah Flo erst, als er das erste Haus betrat.

Alle Bewohner dieses Dorfes alterten nicht, waren daher allesamt älter, als Floid selbst, doch reichten ihm gerade bis zur Hüfte.

Auf dem selbstgewebten Teppich des ersten Häuschens zeichnete sich, in dem silbernen Licht des Mondes, der Umriss eines kleinen Körpers ab. Mit einer bösen Vorahnung in der Magengrube ging er auf darauf zu und wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Große, blaue Kinderaugen starrten durch ihn Hindurch auf einen Punkt, den er nicht sehen konnte.

„Nein…“

Das leise flüstern huschte über seine Lippen, als er sich neben den kleinen Kokiri kniete und seinen Puls prüfte, doch schon, als seine Finger die bleiche Haut  berührten war diese so kalt, dass Flo seine Hand erschrocken wieder zurück zog.

Dieser Junge war tot, aber noch nicht länger, als zwei Stunden.

Flo sprang auf, rannte von Haus zu Haus, in dem silbernen Schein des Mondlichtes, doch jedes Mal erwartete ihn derselbe Anblick.

Jedes Mal erwartete ihn der leblose Körper eines Kokiri.

Dieses kleine Dorf war zu einer Geisterstadt geworden.

Als er schließlich das letzte Haus verlassen hatte trugen seine Beine ihn zu Epona, die, geduldig an einem Grasbüschel kauend, auf der anderen Seite der Lichtung wartete.

„Ich habe so etwas noch nie gesehen.“

Murmelte der Stute leise zu,

„Hier war jemand, oder etwas. Etwas gefährliches und es muss noch in der Nähe sein, aber ich kann es nicht einordnen. Bitte, große, geh zurück zu Malon. Sollte ich dich brauchen, dann spiele ich deine Melodie.“

Für einen Moment schien die Stute ihn entgeistert anzusehen, doch schließlich drehte sie sich zögernd um und trotte denselben Weg zurück, den sie gekommen war.

Flo wartete, bis die leisen Hufschläge des Pferdes verklungen waren, zog dann sein Schwert und schlich vorsichtig die tote Lichtung entlang, zum Eingang der verlorenen Wälder.

Was auch immer die Kokiris umgebracht hatte musste sich dort verstecken.

Make it Rain, FloidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt