Kapitel 11

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• ruby's pov •


Der Freitag, und somit auch das Treffen, rückte immer näher. Ich wusste immer noch nicht, was ich davon halten sollte. Aber ich würde mich überaschen lassen.

Die Vorbereitungen liefen schon auf Hochtouren. Eine Gruppe von Jungwölfen schmückte die Lichtung, die Ältesten pflückten Kräuter, die Jäger hielten Ausschau nach Beute für das vorgesehene Festmal und die Welpen wurden von Lucy und mir bespaßt. Wir sollten uns entspannen und unsere Rudelmitglieder arbeiten lassen, hatte eine Wölfin zu mir gemeint. Mir gefiel es zwar nicht nichts zu tun, aber ich wollte meiner Horde dickköpfiger Werwölfe auch mal ihren Spaß erlauben. Und wenn sie unbedingt dieses Fest vorbereiten wollten, dann sollte es so sein.

,,Ruby! Ruby! Ich bin stärker als du!", rief ein kleiner Welpe namens Tristan. Er sprang auf meinen Bauch und versuchte mich zu Fall zu bringen. Natürlich ließ ich mich extra fallen und er bestieg mich siegessicher, während ich lachte. Er war wirklich purer Zucker.

Ich richtete mich auf, sodass der kleine Wolf zu Boden fiel. ,,Ich geh' mir mal die Beine vertreten", berichtete ich Lucy mein Vorhaben und als sie nickte lief ich in den Wald. Dort verwandelte ich mich in einen schwarzen Wolf mit neongrünen Augen und trabte davon.

Ich hatte garnicht gemerkt, wie die Zeit verging und wo ich hin lief. Da ging die Sonne auch schon unter und ich war bei den Klippen nördlich von unserem Revier angekommen.
Zuerst hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Lucy den ganzen Nachmittag alleine mit den Welpen gelassen hatte, doch dann fiel mir auf, dass die Klippen nicht mehr zu unserem Revier gehörten.

Entweder ich hatte Glück oder ich werde umgebracht, weil ich ein fremdes Gebiet eingedrungen bin.
Bei meinem Pech eher Letzteres.

Plötzlich raschelte es in dem Gebüsch hinter mir und Zweige knackten, wie als würde eine Herde Elefanten durch den Wald laufen.
Ich war so gut wie tot, das wusste ich, als die ersten Wölfe aus dem Wald gesprungen kamen. Sie würden mich zu den Klippen drängen und ich würde hinunter stürzen und sterben.

Oh bitte nicht! Bitte, Mondgöttin, das kannst du mir nicht antun!

Sie knurrten mich an und ihre Augen funkelten nur so vor Wut und Mordlust. Mein Schwanz war zwischen meinen Hinterbeinen eingeklemmt. Meine Ohren hatte ich angelegt und den Kopf gesenkt. Mit jedem Schritt, den die fremden Wölfe auf mich zu machten, stolperte ich einen Schritt zurück.
Gerade als einer zum Sprung ansetzten wollte, um mir den letzten Rest zu geben und mich in die Tiefe ins brausende Meer auf die spitzen, scharfkantigen Felsen zu stürzen, sprang auf einmal ein pechschwarzer Wolf mit blutroten Augen hinter den meinen Angreifern hervor.

Zuerst hoffte ich, es sei Jack, aber dem Geruch nach zu urteilen war es ein mir völlig fremder Wolf.
Er war größer als die Anderen und auch größer als ich. Als er ängsteinflößen und bedrohlich knurrte, senkten die Wölfe ihre Köpfe.

Ich wich noch einen Schritt zurück, doch das war ein Schritt zu viel und ich verlor den Boden unter den Füßen. Geschockt riss ich meine Augen auf und jaulte laut auf. Ich kniff die Augen fest zusammen und wartete auf mein erlösendes Ende, doch es kam nicht. Ich spürte keine spitzen Felsen, die mich durchbohrten, kein salziges Meerwasser, das mich umschloss. Nein. Ich spürze nur etwas in meinem Nacken. Aber ich wusste nicht was es war.
Zögerlich öffnete ich meine Augen und sag unter mir die weiße Gischt gegen die Felsen klatschen. Schwebte ich? Nein, denn als ich aufblickte, sah ich den schwarzen Wolf, wie er mich mit seinen gelblichen Zähnen am Nackenfell festhielt.
Langsam zog er mich hoch.

Wieder festen Boden unter den Füßen klappte ich erstmal zusammen und vor Erschöpfung verwandelte ich mich unbewusst zurück. Wieso hatte der Wolf mich gerettet?
Zittrig setzte ich mich auf und schaute zu dem Wolf, der mich anstarrte.
,,Warum ...warum hast du ... mich gerettet?", stotterte ich.
Der Wolf verwandelte sich und vor mir stand ein sehr attraktiver Mann mit wild zerzausten schwarzen Haaren und ozeanblauen Augen.
Ich verlor mich in ihnen. Sie schienen unendlich zu sein und waren so schön.
,,Ein einfaches ,Danke' hätte auch gereicht...", meinte er. Seine Stimme war tief und rauchig. Etwas rau war sie auch und doch fand ich die Stimme wunderschön, wie ihn, und auch so beruhigend.
,,Danke?" Verunsichert richtete ich meinen Blick auf den Boden.
,,Sieh nicht auf den Boden, Schönheit. Ich möchte deine wunderschönen Augen sehen", befahl er und ich gehorchte.
Blau traf auf blau.
Ich blendete die Welt um mich herum aus und verlor mich schon wieder in diesen meerblauen Augen. Ich wurde rot, als ich merkte, dass er mich Schönheit genannt hatte.

,,Komm mit mir mit. Es ist schön spät und es ist gefährlich nachts alleine durch die Wälder zu reisen. Wie lautet dein Name? Ich bin Lucian", stellte er sich vor und reichte mir die Hand. Ich nahm sie dankend an und als ich auf wackeligen Beinen stand, nannte auch ich meinen Namen: ,,Ich bin Ruby."

,,Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau."
Schon wieder wurde ich rot und schaute zu Boden.
Er hob mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen schauen musste.
,,Komm mit", hauchte er gegen meine Lippen. Sein Atem war warm und löste eine Gänsehaut auf meinen Armen aus.
Als Lucian es merkte, grinste er.
Ich hätte leicht mit einer Tomate verwechselt werden können.
Dann nickte ich aber entschlossen und Lucian hob mich im Brautstyle hoch, da er wohl gemerkt hatte, dass mir der Schock noch in den Beinen saß.
(a/n: urgh ich hasse mich für diesen paragraphen, es tut mir leid aahhh)

Zusammen liefen wir also, gefolgt von den Wölfen, zu ihrem Rudelhaus. ,Was würde der Alpha mit mir machen, wenn er erfährt, dass ich in dieses Gebiet eingedrungen bin?', fragte ich mich in Gedanken.

Alpha TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt