Kapitel 25

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jacks pov


Ich wendete mich schwerfällig von Aclatis' leblosen Körper ab und rannte, so schnell ich eben als Mensch konnte, zu meiner Mate.

Ihr Puls war nun noch schwächer als zuvor und Blut tropfte aus ihrer Schnauze. Um die große, klaffende Wunde am Bauch schwirrten nun schon einige Fliegen, die sich schon darauf freuten Rubys Körper zerfallen zu lassen. Doch das würde ich nicht zulassen.
Auf einmal verwandelte Ruby sich wegen ihrer Schwäche wieder in einem Menschen. Da ich nicht viel Ahnung von Erster Hilfe hatte, schob ich meine Arme unter ihre Kniekehlen und ihren Rücken und hob sie hoch.
In der Nähe hörte ich einen Fluss oder ähnliches rauschen und eilte mit großen Schritten in die Richtung, aus der das Geräusch des plätschernden Wassers war. Dort konnte ich ihre Wunde erstmal ausspülen und etwas säubern.

Ich nahm Rubys Herschlag nur alle paar Sekunden in meinen Ohren war. Viel Zeit blieb ihr nicht.
Ich wurde wieder schneller und versuchte dabei das nervende Gesurr der Fliegen und den ätzenden Blutgeruch zu ignorieren.
Wir kamen dem Fluss oder Bach immer näher, während wir uns von der Lichtung immer mehr entfernten. Später würde ich zurückkehren und Aclatis ein schönes Grab graben und gestalten. Sicher würde er sich darüber freuen.

Nach weiteren fünf Minuten, so verriet es mir jedenfalls meine innere Uhr, erreichten wir endlich einen kleinen Bach und ich suchte nach einer seichten Stelle. Dort legte ich Ruby dann ins Wasser, trottete ebenfalls in das kalte Wasser und achtete darauf, dass sie mir nicht fortschwamm.
Schon nach wenigen Sekunden vermischte sich das klare Quellwasser mit dem Blut meiner Seelenverwandten und verfärbte sich blutrot. Man konnte den Grund nicht mehr erkennen und ich hoffte, dass das Wasser wenigsten etwas half.
Ich wartete einige Zeit, bis ich sie wieder aus der Kälte fischte und ans Ufer brachte.

Vorsichtig lehnte ich sie gegen einen alten Baumstamm und sah mir die Wunde an. Der meiste Schmutz war weg, aber sie blutete noch immer unaufhörlich. Da ich nun wirklich planlos rumstand, keine Ahnung von Erster Hilfe hatte und nichts hatte, um Rubys Wunde zu versorgen, benutzte ich als Mensch - ja, das ging - mein Alphaheulen, sodass mich jeder Werwolf in einem Umkreis von zwei Kilometern hören konnte.
Mein lauter Hilferuf ließ Ruby ängstlich zusammenzucken.

Ich presste meine Hände auf ihren Bauch, um so die Blutung ein wenig zu stoppen.
Mir fiel nichts besseres ein, außer meine Rudelmitglieder per Mindlink zu kontaktieren. Und so rief ich in Gedanken: ,Hey! Ruby und ich sind an irgendeinem Fluss! Wenn ihr wisst, wo der ist, dann kommt zu uns! Sie ist schwerverletzt und braucht dringend professionelle ärztliche Versorgung!'
Von den Werwölfen kamen überraschte Zustimmungen und verwirrte Fragen, aber ich brach die Verbindung ab und musste wohl oder übel - eher übel - hoffen, dass einer aus meinem Pack wusste, an welchem Fluss wir waren und welcher das überhaupt war. Aber am meisten hoffte ich, unter ihnen einen zurechnungsfähigen Arzt zu finden, der meiner Seelenverwandte helfen konnte.

Es vergingen einige Minuten. Mit jeder Sekunde wurde Rubys Hrrschlag schwächer und mir wurde schrdcklick kalt ums Herz. So, als würde sie sich immer weiter von mir entfernen. Sich in den Tod entfernen. Das durfte ich nicht zulassen. Ich würde es nicht ertragen, sie sterben zu sehen und lassen.
Ein weiteres mal jaulte ich verzweifelt auf. Diese Strohköpfe sollten sich mal beeilen!

Nero war ganz ruhig, wobei er immer panischer wurde, bis er plötzlich eine Idee bekam. ,Lauf zurück zu Aclatis, hol seine Kleidung und benutz sie als Verbandzeug!', rief er. ,Nein!', rief ich entgeistert. ,Wir können sie doch jetzt nicht alleine lassen! Was, wenn ihr etwas passiert oder sie stirbt!' Nero murrte widerwillig in meine Kopf und meinte: ,Wir sollten etwas tun, bevor es zu spät ist. So, wie es die Mondgöttin gesagt hat. Sie ist unsere Mate, also tu gefälligst etwas dafür, dass sie ss auch bleibt, oder ich übenehme die Kontrolle!' Er hatte ja recht. Aber ich konnte Ruby doch nicht einfach so hilflos hier liegen lassen! Um seinen zweiten Satz scherte ich mich nicht. Das Wohlergehen meiner Auserwählten war wichtiger.

Zögernd verwandelte ich mich zurück in einen Wolf und zog nochmal die Gerüche der Umgebung ein. Keine Gefahr war zu spüren. Die Lichtung war vielleicht zwei Kilometer entfernt. Da konnte ich in einer Viertelstunde wieder zurück sein.
Ich atmete tief durch, wendete mich gegen meinen Willen von Ruby ab und sprintete in den Wald zurück zur Lichtung.

Hoffentlich würde ich die Entscheidung nicht bereuen.

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