Kapitel 15

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ruby's pov

Und dann bogen die Personen um die Ecke und rannten auf uns zu . . .

Zuerst nahm ich ihre Gerüche war. Sie rochen nach Wald, Silber und einer nicht ganz leichten Blutfahne, deshalb ging ich davon aus, dass es die Angreifer, von denen Aclatis gesprochen hatte, waren.

Die Personen traten aus dem Schatten und mir stockte der Atem.
Vor mir standen fünf Männer, die ihre Gewehre auf uns, oder eher mich gerichtet hatten. Ich spürte, dass es sich bei der Munition um Silberkugeln handelte. Deshalb der Silbergeruch, schoß es mir durch den Kopf. Sobald ein Werwolf von einer Silberkugel ins Herz getroffen wird, stirbt er an einem langsamen, qualvollen Tod. Denn Jäger hatten es nur auf den Tod von unserer Art abgesehen. Sie hielten uns für ,,Monster".

Panisch wich ich einige Schritte zurück, um bessere Fluchtmöglichkeiten zu erlangen. Doch mit jedem Meter, den ich rückwarts ging, kamen die Werwolfjäger einen auf mich zu. Aclatis hielt hinter mir den Atem an, denn auch er als Mensch wusste, wie gefährlich diese Situation war.

,,Na, Wölfchen? Angst?", fragte ein rundlicher Mann mit einem schelmischen Grinsen. ,,Träum weiter", erwiderte ich mit zittriger Stimme. Er lachte ein boshaftes Lachen und die anderen vier stiegen mit ein.

Als ich wieder einen Schritt zurück wich, knallte ich gegen einen weichen Körper. Aclatis. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte, - ebenso wie Aclatis - dass wir den Ende des Ganges erreichten hatten. Eine Sackgasse. Hier würden wir sterben.

Ich wollte dem Jungen aufmunternde Worte sagen, doch ich brachte keine Ton über die Lippen. Mein Hals war ausgetrocknet und meine Augen weit aufgerissen. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Ich wollte Aclatis nur sicher heraus bringen und nun würden wir sterben. Wie schnell das Leben doch um sein kann.

Die fünf Jäger grinsten siegessicher und gingen immer weiter auf uns zu, bis ihre Waffen nur noch zwanzig Zentimeter von unseren Gesichtern entfernt waren. Aclatis und ich senkten gleichzeitig ergeben unseren Kopf. Es gab keine Rettung mehr, wir mussten unser Schicksal akzeptieren.

,,Schaut mir gefälligst ins Gesicht, wenn ich euch umbringe! Ihr habt es verdient, ihr Monster!", brüllte der Rundliche und hob mit dem Lauf seines Gewehres mein Kinn hoch. Bittend sah ich ihn an, doch er grinste nur. ,,Bring mich um, aber tu ihm bitte nichts. Bitte!", flehte ich, doch er ignorierte mein Flehen und sagte: ,,Nein. Ich werde ihn vor deinen Augen töten, Monster!"

Dann entsicherten die Männer ire Waffen. Jetzt ist unser Ende. Es tut mir leid, Jack. Gezwungenermaßen sah ich meinem Gleich-Mörder in die Augen. Sie funkelten vor Begeisterung und Verlangen, mich tot zu sehen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Aclatis ebenfalls in die Augem eines Jägers sah. Er roch nach Panik, Angst und ein ganz klein wenig nach Hoffnung, dass doch noch irgendwer kommen, und uns retten würde. Aber ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Mein Blick war gebrochen, ausdruckslos und stumpf.

Ich wollte endlich, dass dieser Bastard abdrückt und uns, wortwörtlich, nicht mehr so auf die Folter spannt.

,Ruby? Ruby hörst du mich? Bitte antworte!'

Ich zuckte zusammen. Wer war das? Das war nicht Lupa oder die Mondgöttin. Woher wusste die Person, sie schien männlich, meinen Namen. War es vielleicht Jack?

,Ruby? Hallo? Jetzt sag doch bitte was!'

Es konnte nur Jack sein. Mein Mate. Das war sicher ein Teil der Mateverbindung. Aber wir hatten uns doch noch nicht einmal geküsst. Das war alles so unlogsich.

,Jack? Bist du das? Bitte rette uns!', fragte ich schließlich mit neuem Mut und neu entflammter Hoffnung.

,,Noch letzte Worte, Kleines?" Der dicke Mann und hielt den Lauf des Gewehres nun an die Stelle, wo mein Herz saß. ,,Ja." Eine Stimme hinter ihm ließ die Jäger herumfahren. Sie vergaßen Acla und mich und wir rutschten an der Wand entlang - bloß weg von den todbringenden Waffen der Männer.

,,Fahrt zur Hölle!", rief die männliche Stimme und ich erstarrte wieder. Ich wusste genau, wem diese Stimme gehörte, auch, wenn ich sie kaum gehört hatte. Jack. Da war Jack. Mein Mate war hier. Mein Herz raste vor Freude und ich wollte garnicht mehr aufhören, Jacks herrlichen Duft einzuatmen.

Ich hörte viele Knochen brechen und interpretierte daraus, dass er sich gerade verwandelt hatte. Die Lichter im Gang flackerten und gingen schlussendlich ganz aus, weshalb Aclatis und ich das Geschehen nicht mehr beobachten konnten. Schreie waren zu hören, Schüsse ertönten, Männer fluchten und ich wäre beinahe in einer Blutlache ausgerutscht. ,,Danke", hauchte ich in die Richtung, wo ich meinen Seelenverwandten vermutete.

Ich hoffte, dass es nicht Jacks Blut war, das auf dem Boden lag. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn er verletzt wäre.

Aclatis und ich hatten unbemerkt wieder einen der beleuteten Flure. Das Licht blendete mich und stolpernd blieb ich stehen. ,,Das war krass", schnaufte Acla und grinste etwas unbeholfen. Ich nickte. ,,Ja und knapp war es auch." ,,Wer hat uns wohl gerettet?", fragte mein neuer bester Freund nach, während er nachdenklich Löcher in die Luft starrte.

,,Jack. Mein Mate", klärte ich ihn auf. Erstaunt sah er mich an, dann lächelte er und zerrte mich weiter den Gang entlang. Er wusste von dem ganzen Seelenverwandten-Ding.
,,Komm. Wir müssen hier raus. Jack will dich ja schließlich lebend wiedersehen", meinte er. ,,Du glaubst, er lebt noch?", fragte ich verwundert. Acla nickte. ,,Ja. Er ist sicher stark und er würde alles dafür tun, dich wieder zu sehen. Außerdem habe ich da so ein gutes Gefühl."

Ein Gefühl also. Hm. Dann musste ich mich eben auf Aclatis Gefühl verlassen. Hoffentlich hatte er recht und Jack lebte noch. Er musste einfach. Ich könnte nicht ohne ihn leben . . .

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