Kapitel 1: Der Aufbruch

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"Ich kann hier nicht länger verweilen." Legolas wandte sich zum gehen.
"Wohin gehst du?" Sein Vater Thranduil blickte ihm direkt in die Augen, welche den gleichen Blauton hatten wie seine.
"Ich weiß es nicht."
"Geh nach Norden und suche einen jungen Waldläufer. Sein Vater Arathorn war ein guter Mann und sein Sohn...könnte mal ein großer werden."
"Wie ist sein Name?", fragte Legolas.
"In der Wildnis nennt man ihn Streicher. Seinen wahren Namen...wirst du selbst herausfinden müssen." Thranduil nickte seinem Sohn leicht zu.
Legolas erwiderte die Geste und schritt langsam davon. Das war es also. Nicht mehr als ein paar Worte hatte er mit seinem Vater gewechselt. Und auch nur über seinen Auftrag. Er fühlte sich von allen betrogen - Tauriel, ihr liebster Zwerg und auch sein Vater. Hatte er wirklich nicht mehr zu seinem Sohn zu sagen als das? Nicht ein paar aufmunternde Worte, die ihm den Abschied oder sein gebrochenes Herz erleichterten?
"Legolas."
Der Prinz des Düsterwaldes drehte sich um und kam wieder zurück. Er gab sich Mühe, seine ausdruckslose Miene aufrecht zu erhalten, aber ob sein Gesicht diesmal nicht doch seine Gefühle verriet, konnte er nicht sagen.
"Deine Mutter hat dich geliebt. Mehr als alles andere. Mehr als das Leben.", flüsterte der Elbenkönig.
Legolas sah die Trauer in seinen Augen. Sein Vater wusste, wie es war, einen Geliebten zu verlieren.
Er hob langsam eine Hand und streckte sie nach dem König aus, ließ sie jedoch wieder sinken. Kurz überlegte er, etwas zu antworten, doch ihm fiel nichts ein und er ging nun endgültig davon.
Er versuchte, an seinen Auftrag zu denken. Streicher, so wurde der Mann genannt, den er suchte.
Doch beinahe sofort schweiften seine Gedanken ab. Zu einer rothaarigen Elbin mit ausgezeichneten Kampffähigkeiten.
Tauriel.
Er vermisste sie jetzt schon. Doch er konnte nicht bei ihr bleiben. Sie liebte den Zwerg, das wusste Legolas, und er hielt es nicht aus, sie wegen seines Todes leiden zu sehen. Er konnte sie auch nicht trösten - aus naheliegenden Gründen. Sie sah in ihm nur einen Freund, doch er in ihr viel mehr.
Als er gesehen hatte, wie sie weinte und Kili geküsst hatte, war sein Herz zersprungen. Alles hätte er für sie getan, alles. Doch sie liebte ihn nicht.
Legolas beschleunigte seine Schritte und joggte über den Berg. Überall lagen Orkleichen herum.
Er sah den leblosen Körper des Zwergenkönigs, Thorin.
Ein wenig Trauer stieg in ihm auf. Er hatte es nicht verdient, zu sterben. Er war ein Zwerg und verfeindet mit den Elben, doch er hatte Legolas das Leben gerettet. Für so etwas konnte der Elb die Feindschaft ignorieren.
Äußerlich ungerührt lief er weiter. Etwas Blut am Felsen. Er rannte daran vorbei.
Thal durchquerte er ohne anzuhalten. Er spürte, dass ihm jemand hinterher sah. Der Elb drehte seinen Kopf und erblickte Bard, den Bogenschützen. Die Blicke der beiden begegneten sich, dann drehte Legolas sich wieder um und rannte weiter. Sein Haar wehte hinter ihm her.
Er rannte, rannte ohne anzuhalten. Alles ließ er hinter sich; seinen Vater, Tauriel, die Menschen und Zwerge. Der Schmerz aber begleitete ihn weiter.

Die Wälder, durch die er lief, waren wie ein Zuhause. Er machte zwar selten lange Pausen, fühlte es aber trotzdem.
Es war, als würde er vor dem Schmerz eines gebrochenen Herzens davonlaufen - nur ging das nicht.
Langsam wurde ihm klar, dass er nichts mehr auf dieser Welt hatte, das ihn hier hielt. Er wollte weg. Weg, von allen.
Er sagte sich, noch diesen einen Auftrag zu erfüllen und dann zu gehen.
In die Ewigkeit.

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt