Kapitel 2: Antworten?

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Legolas saß in einem Gasthaus. Es waren, zu seinem Vorteil, nicht viele außer ihm da. Er aß und trank etwas, jedoch nur, um sich die Zeit zu vertreiben.
Als spät nach Mitternacht endlich die letzten Gäste gegangen waren, trat er zielstrebig an die Bar.
Ein Kopf tauchte dahinter auf und eine Hand, die ein Glas sauberwischte.
"Hm?", machte der Wirt, während er weiter das Trinkgefäß schrubbte.
Legolas, der den Mann um einiges überragte, senkte die Stimme und begann ohne Umschweife: "In dieser Gegend lebt ein Mann. Sein Name ist Streicher. Habt Ihr je von ihm gehört?"
Auf dem Gesicht des Wirts spiegelte sich ein merkwürdiges Gefühl. Auch er dämpfte seine Stimme. "Er wird gesehen, da und dort. Es heißt, er bliebe nie an einem Ort. Die Leute erzählen manchmal Geschichten über ihn, doch was er wirklich tut, darüber streitet man sich." Mit Misstrauen, aber auch etwas Neugier blickte der Wirt den Elben an. "Was wollt Ihr von ihm?"
"Das geht Euch nichts an.", erwiderte Legolas schroff.
Nach einem Moment Stille, in dem nur das Geräusch des Lappens zu hören war, fragte der Elb: "Wo finde ich ihn?"
"Warum sollte ich Euch das verraten?", stellte der Mann die Gegenfrage. Sein Misstrauen war dabei nicht zu überhören.
Legolas beugte sich so weit vor, dass der Wirt zurückweichen musste. Angst spiegelte sich jetzt in dessen Gesicht.
"Weil ich Euch jederzeit erschießen könnte, wenn Ihr es mir nicht sagt.", zischte der Elb.
"D-das würdet ihr nicht tun", stammelte der erschrockene Wirt und umklammerte nervös das Glas.
"Ach ja? Würde ich nicht?" Blitzschnell spannte Legolas seinen Bogen. Ein Pfeil war direkt auf die Nase des Mannes gerichtet.
Dieser hob langsam die Hände. Legolas blickte ihn misstrauisch an und senkte den Bogen nicht.
"Er wurde zuletzt in den Dörfern am Fluss gesichtet. Etwa eine Tagesreise von hier, nordwestlich.", flüsterte er angstvoll und noch bevor Legolas etwas gesagt hatte, floh er ins Hinterzimmer des Hauses. Das Glas hatte er vor Schreck losgelassen, welches jetzt mit einem Scheppern auf den Boden krachte.
Legolas drehte sich auf der Stelle um und rannte hinaus. Er schlug die Richtung ein, die der Wirt ihm gesagt hatte, und folgte einem schmalen Pfad.
Er rannte wieder, rannte bis ihm der Schweiß tropfte und seine gesamte Ausdauer aufgebraucht war. Er rannte die ganze Nacht und als es morgen wurde, erreichte er eine Schlucht. Sie reichte tiefer als man sehen konnte.
Außer Atem stand er da und schaute nach unten. Sein Sport hatte ihn wunderbar von Tauriel abgelenkt, doch nun war sie wieder da, in seinen Gedanken.
Er trat bis ganz an den Rand und atmete tief aus und ein.
Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich aufraffte und weiterging.

Am Nachmittag erreichte er die besagten Dörfer. Ein blaugrau glitzernder Fluss schlängelte sich durch den Wald und an seinen Ufern hatten sich Menschen angesiedelt.
Legolas durchschritt eilig das kleine Dorf. Er sah sich nach allen Seiten um, als erwartete er einen Angriff. Alles war ruhig, dennoch versprühte dieser Ort eine bedrohliche Atmosphäre. Etwas Dunkles war hier geschehen.
Zügig lief der Elb zwischen den kleinen Häusern hindurch.
Als er um eine Ecke bog, überkam ihn das Gefühl, beobachtet zu werden. Er legte eine Hand an seinen Bogen und drehte sich langsam um.
Doch da war niemand zu sehen.
Das Gefühl blieb jedoch. Er beschleunigte seine Schritte und tauchte wieder im Wald unter.
Das Etwas war immer noch hinter ihm, er spürte es ganz deutlich. Legolas huschte, so leise wie ein Schatten, hinter einen Baum und wagte kaum zu atmen, um sich nicht durch Geräusche zu verraten.
Ein Knacken ließ ihn aufschrecken. Er wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und spürte noch im selben Augenblick einen Luftzug hinter sich.

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt