Kapitel 16: Gespräche...

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In den nächsten Tagen kehrte zwar wieder Ruhe ein, doch innerlich war Legolas schon wieder - oder immer noch - aufgewühlt.
Warum musste Aragorn gehen? Warum konnte er nicht bei ihm bleiben? Noch dazu, wenn er nicht wusste, ob der Waldläufer wiederkehren würde...
Der Prinz vermisste ihn jetzt schon. Er brauchte ihn bei sich, er brauchte ihn mehr als alles andere. Aragorn hatte ihm das Leben gerettet und ihn wieder glücklich gemacht, doch ohne ihn würde Legolas nicht mehr fröhlich sein können. Aus lauter Sorge würde er nicht stillhalten können, bis sie sich wiedersahen. Er war neugierig, was sich hinter dem Auftrag verbarg, doch viel mehr war er um Aragorn besorgt. Er wusste, dass er auf sich aufpassen konnte, doch da draußen lauerten noch viel größere Gefahren als Orks.

In diesen Tagen trafen sie sich heimlich, wenn niemand es mitbekam. Legolas fühlte sich noch nicht bereit, es seinem Vater zu erzählen. Aragorn akzeptierte das und sie verhielten sich möglichst normal, wenn andere dabei waren.
Normal... Legolas wusste nicht einmal mehr, was normal eigentlich bedeutete. Aber er war normal.
Er liebte Aragorn, doch das konnte kein Verbrechen sein, sie waren lediglich etwas...anders.
Sie waren anders.
Legolas war es egal, für Aragorn würde er alles tun. Doch auch wenn er es selbst nicht verstand, hatte er das Gefühl, dass sein Vater das nicht als "normal" abstempeln würde.

Aragorn merkte, dass der Elb unruhig war, und versuchte, ihn aufzumuntern. Er versprach, zu ihm zurückzukehren, sobald er den Auftrag erfüllt hatte. Wann das allerdings war, konnte er noch nicht wissen.
An einem Abend begegneten sie sich draußen im Wald. Es war nahe des Tors und Legolas kam von seiner Wachschicht zurück.
Aragorn war eigentlich nur draußen, um einen Spaziergang zu machen.
Der Prinz lief zu ihm und sie gingen gemeinsam ein Stück.
"Und, mal wieder den Wald von Orks gesäubert?", fragte der Waldläufer lächelnd.
"Nur wenige diesmal, dafür ein paar Spinnen. Es ist uns immer noch nicht gelungen, sie ganz zu vertreiben." Legolas hielt inne und sagte dann leise, aber eindringlich: "Ich weiß, dass ich es dir schon oft gesagt habe. Aber gib auf dich Acht. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt."
Aragorn nickte. Er konnte die Besorgnis nachvollziehen, doch wusste er sich durchaus zu verteidigen und meinte, er würde es schon schaffen.
"Doch nun lass uns nicht über traurige Dinge reden.", sagte er dann.
Legolas lächelte sofort wieder und sie unterhielten sich eine Weile.

Bis der Elb plötzlich stehenblieb. Er legte eine Hand an seinen Bogen und drehte sich langsam um. Aragorn umschloss den Griff seines Schwerts fester. Beide sahen sich wachsam um.
Es raschelte und aus dem Gebüsch trat elegant eine rothaarige Elbin. Sie trug ein grünes Gewand, einen Bogen und zwei kürzere Dolche. Als Legolas sie sah, entspannte er sich sofort wieder.
"Legolas.", sagte sie ernst und murmelte ein paar elbische Worte, von denen Aragorn nur etwas wie "Wir müssen reden" verstand.
Der Prinz nickte und erwiderte: "Aber nicht hier, Tauriel."
Da fiel es Aragorn wie Schuppen von den Augen. Das war Tauriel, diejenige, die Legolas geliebt hatte! Aber jetzt waren die beiden...er wusste es nicht. Nur, dass Tauriel einen Zwerg geliebt hatte, welcher aber in der Schlacht der fünf Heere gestorben war.
Legolas warf ihm einen Blick zu. Der Waldläufer verstand und meinte rasch: "Geht nur. Ich warte im Palast."
Ein kleines bisschen besorgt sah der Elbenprinz aus, als er Tauriel folgte. Aragorn konnte ihn im Moment sehr verstehen und hätte ihm auch geholfen, wenn sie nicht hätten allein sein wollen.
Augenblick, war das gerade Eifersucht in ihm gewesen? Dazu gibt es keinen Grund, sagte er sich. Legolas hatte ihm selbst versichert, dass er keine Gefühle mehr für Tauriel hatte. Doch konnte er das noch so genau wissen, jetzt, wo sich die beiden wiedersahen?

Legolas folgte Tauriel ein Stück in den Wald. Dann blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und meinte leise: "Wir können sehr wohl hier reden, Legolas."
Er nickte und begann vorsichtig: "Wir...ich weiß nicht so richtig, wie wir jetzt zueinander stehen..." Er fand einfach nicht die richtigen Worte.
Tauriel betrachtete ihn. Er hatte sich kaum verändert in der Zeit, doch etwas war trotzdem anders. Sie konnte nicht sagen, was es war. Vielleicht war es auch im Innern des Prinzen. "Es tut mir Leid, dass ich deine Gefühle nicht erwidern konnte. Jetzt..." Bewusst hatte sie 'konnte' gesagt.
"Es ist...du kannst nichts dafür. Gib dir nicht die Schuld. Es war meine." Auch er verwendete bewusst 'war'.
Die Elbin ließ ihren Blick schweifen und meinte dann: "Gerade eben, als ihr spazieren wart. Verzeih mir, ich habe euch ein wenig beobachtet. Du wirkst sehr glücklich bei ihm."
Legolas nickte. Sollte er es Tauriel verraten? Sie waren Freunde und kannten einander wie niemand anderes, doch trotz alledem hatte er Zweifel.
"Legolas, mellon, kann es sein, dass da etwas zwischen euch ist?", fragte sie behutsam.
Der Elb schwieg unsicher. War es wirklich richtig, ihr von ihrer Beziehung zu erzählen? Er wusste es nicht.
"Weißt du, woran ich es erkannt habe?", fuhr Tauriel unbeirrt fort. "An der Art, wie du ihn ansahst, deinem Lächeln. Mach dir nichts vor, mellon, du liebst ihn. Und das ist für mich mehr als nur okay. Ich will, dass du glücklich bist."
Legolas wollte etwas sagen, überlegte es sich dann anders. Und wollte wieder etwas sagen. Schließlich brachte er nur ein: "Danke." hervor.
Nach kurzem Schweigen fragte er: "Und du findest es nicht... unnormal?"
Sie schüttelte den Kopf. "Was einen glücklich macht, ist immer normal. Du musst dich selbst so akzeptieren, wie du bist."
Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er lächelte Tauriel an.
Dann machten sie sich auf den Weg zum Palast und Legolas hatte das Gefühl, als wäre alles wie früher. Genau so sollte es sein.

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt