Kapitel 17: Der Abschied

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Die Tage vergingen viel zu schnell und schon kam der, an welchem Aragorn abreisen musste.
Legolas wich fast nicht mehr von seiner Seite. Er war ständigbunruhig und der Schmerz lastete bereits auf ihm.
Thranduil sprach ein paar Abschiedsworte, bevor sie nach draußen gingen.
Legolas holte eines der Pferde aus dem Stall. Er führte es zu Aragorn. Alles was er tat, geschah wie mechanisch. Er fühlte sich merkwürdig leer.
Schließlich war alles vorbereitet und es gab kein Zurück mehr. Bedrückte Stimmung herrschte über ihnen. Legolas nahm das Pferd am Zügel und führte es ein Stück in den Wald. Aragorn ging schweigend neben ihm. Dann blieben sie stehen und sahen sich an. Beide wollten sich nicht voneinander trennen, man sah es deutlich, doch sie mussten es.
"Es ist soweit.", flüsterte der Waldläufer und seufzte.
Legolas seufzte auch. Und dann zog er Aragorn plötzlich und ohne Vorwarnung an sich und küsste ihn. Es würde das letzte Mal für sehr lange Zeit sein.
In diesem Moment spürte der Elb alles noch viel stärker. Die merkwürdige Leere von vorhin war verschwunden, stattdessen herrschte nun Trauer, Sorge und Liebe in ihm. Er strich über Aragorns Haar und spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen.
Sanft wischte Aragorn sie fort und lächelte. Es war ein wehmütiges, trauriges Lächeln. Er griff nach der Hand des Elben und raunte leise: "Ich gehe, doch mein Herz wird für immer bei dir bleiben."
Legolas schaffte nur ein Nicken. Mit den Worten: "Du fehlst mir jetzt schon, meleth nîn..." legte er erneut seine Lippen auf Aragorns. Sie hielten sich aneinander fest und der Waldläufer legte eine Hand an Legolas' Wange. Der Prinz wünschte sich einfach, dieser Moment würde nie enden.
Doch das ging natürlich nicht und viel zu schnell war es vorbei.
Sie verharrten einige Sekunden so, vielleicht waren es auch Minuten, und sahen sich einfach in die Augen. Beide versuchten, den Abschied hinauszuzögern.
Bis das Pferd, es war ein dunkelbrauner Hengst, den Waldläufer anstupste. Der seufzte und meinte leise: "Du hast ja Recht. Wir sollten los."
Er wandte sich noch einmal zu Legolas. Der Waldläufer sah den Schmerz in seinen Augen und die jetzt schon vorherrschende Sorge um ihn. "Mach dir keine Sorgen um mich. Versuch einfach...glücklich zu sein." Er wusste genau, dass das mit dem glücklich sein nicht so einfach war, wie man es sagen konnte. "Wir werden uns wiedersehen. Dessen bin ich mir sicher."
Dann schwang er sich auf den Rücken des Pferdes.
Legolas hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Mit einem traurigen Lächeln sagte er: "Non galu govad gen*, Aragorn."
Der Waldläufer nickte, versuchte ebenfalls ein Lächeln und ritt nun endgültig los.
Der Elbenprinz sah ihm hinterher. Bis Aragorn nicht mehr zu sehen war, und noch etwas länger. Dann seufzte er unfreiwillig auf, drehte sich um und lief zurück zum Palast.
Was sollte er jetzt tun? Er wusste es nicht. Morgen würde er wieder im Wald sein, Orks jagen und sich davon ablenken. Doch bis dahin war es noch lang.
Er wusste nichts, womit er sich die Zeit vertreiben konnte. Also saß er einfach nur da und schwelgte in Erinnerungen.

Die nächsten Tage verliefen normal. Nun, normal für alle Elben um ihn herum, doch nicht normal für Legolas.
Er vermisste Aragorn so sehr, dass er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Offenbar war das auch anderen aufgefallen, denn ein paar Wochen später sprach Tauriel ihn während einer Wachschicht darauf an.
Sie waren allein, wessen sich die rothaarige Elbin mit einem Blick versicherte. Dann senkte sie die Stimme. "Legolas, mellon."
Bevor sie überhaupt mit dem Eigentlichen anfangen konnte, wandte sich der Prinz ihr zu und meinte: "Tauriel, du musst nicht-"
"Ich versuche dir zu helfen!", entgegnete sie und fuhr fort, als hätte er das eben nicht gesagt: "Dich bedrückt etwas. Ich weiß um deine Gefühle, doch warum-"
Erneut wurde sie unterbrochen. Mit leiser Stimme fragte Legolas: "Du weißt, auf welcher Mission Aragorn ist?"
"Nein."
Der Elb seufzte. "Ich auch nicht."
Überrascht blickte ihn Tauriel an. Dann nickte sie verstehend.
"Und das ist das Schlimme. Ich kann nicht ahnen, mit welchen Gefahren er sich gerade herumschlägt oder ob er überhaupt noch am Leben ist." Bei seinen Worten trat Angst in seine Augen. Was, wenn Aragorn schon längst...
"Ich kann dich verstehen, Legolas. Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Ich verstehe, dass du dich zurückziehst. Aber er wird dich nicht allein lassen. Glaub mir, mellon, Liebe ist stärker als der Tod." Als sie das sagte, spiegelte sich tiefe Trauer in ihrem Gesicht. Legolas blickte sie direkt an und erkannte Erinnerungen in ihren Augen.
Kili. Sie hatte ihn geliebt. Das verstand er jetzt endlich. Er verstand, wie man ein Geschöpf lieben konnte, auch wenn es anders war und man damit gegen alle Gesetze verstieß.
"Ich gehe, doch mein Herz wird für immer bei dir bleiben.", hauchte er unbewusst.
Tauriels Augen glänzten, doch sie blinzelte die Tränen weg und neigte leicht den Kopf.
"Aragorn sagte es zu mir, bevor er..." Legolas vollendete den Satz nie.
Stattdessen trat er einen Schritt näher zu Tauriel und strich tröstend über ihre Wange. Es war freundschaftlich und das wussten beide, doch im Moment brauchten sie einander einfach.
"Ich weiß, wie du dich fühlst.", flüsterte der Elbenprinz und nun musste auch er die Tränen zurückhalten. Beide sahen sich in die Augen. Sie verstanden einander, denn sie fühlten genauso. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Kili tot war und Aragorn am Leben. Noch.

Sie verbrachten viel Zeit zusammen in den nächsten Wochen. Sie waren immer schon Freunde gewesen, doch jetzt gerade war der jeweils andere der einzige, der sie verstand.
Sie trösteten sich gegenseitig und Legolas war wieder etwas mehr von Hoffnung erfüllt.

Doch an einem Tag entschied Thranduil, der König des Düsterwaldes, dass Tauriel zusammen mit ein paar anderen Elben die Grenzen des Reiches bewachen sollte. Sie würde für die nächste Zeit nicht mehr im Palast wohnen.
Legolas betrübte das sehr. Die einzige Person, der er sich anvertraut hatte und mit der er reden konnte, war ihm genommen worden.
Er dagegen lebte weiterhin im Palast, auch wenn er es nicht mehr wollte.
Langsam, aber sicher begab er sich in ein tiefes Loch der Hoffnungslosigkeit. Er fürchtete jeden Tag, dass Aragorn etwas passiert sein könnte, obgleich er sich sicher war, seinen Tod spüren zu können. Und er vermisste ihn. Er vermisste ihn, wie er sonst niemanden vermisste. Er wusste, dass sie sich wiedersehen würden, doch wann das sein mochte, konnte er nicht vorhersagen.
So verbrachte er seine Zeit und saß meistens in seinem Zimmer, wo er versuchte, sich mit lesen von seinem Schmerz abzulenken.
Bis eines Tages sogar der König darauf aufmerksam wurde.







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*Möge Glück dich begleiten.

Wieder mal bin ich nicht vollständig zufrieden mit dem Kapitel, vielleicht überarbeite ich es später noch mal.

Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, was Thranduil zu dem ganzen sagt...

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt