Kapitel 9: Mellon nîn

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"ARAGORN!"
Blut lief über sein Gesicht und er kniff die Augen zu. Nicht...aufgeben...

Legolas sah Aragorn und auch das Schwert über ihm. Gleich würde er daran stoßen.
"Aragorn!"
Der Waldläufer blickte auf und hob dabei seinen Kopf. Und stieß genau an das Orkschwert. Nein!
Blut überströmte seinen Kopf und der Ork hinter ihm grinste böse.
"ARAGORN!", brüllte der Elb. Er rannte auf ihn zu und schoss den Ork ab. Gerade noch rechtzeitig zog er Aragorn zur Seite, bevor das Geschöpf auf ihn fiel.
"Aragorn - wir müssen - raus hier...", murmelte er und zog den Waldläufer auf die Beine. Dieser schwankte und hielt sich an Legolas fest.
Es waren nur noch wenige Orks im Raum, den Rest hatten sie besiegt.
Legolas warf einen seiner Dolche auf einen, während er Aragorn stützte und zum Ausgang lief. Blut tropfte auf seine Schulter.
"Geht es dir soweit gut?", fragte er besorgt.
Aragorn grinste schief. "Bis auf den Pfeil und meinen Kopf ist alles bestens."
Legolas war jedoch nicht nach Lachen zumute. Er hatte nur kleine Kratzer abbekommen, doch der Waldläufer war schlimmer dran. Ein Pfeil steckte noch immer in seinem linken Bein und über seine Haare rann Blut.
Sie schafften es zum Glück bis hinaus, ohne weiteren Orks zu begegnen. Draußen gingen, beziehungsweise humpelten sie noch ein Stück von der Höhle weg. Dann setzte Legolas Aragorn vorsichtig ab. Der Waldläufer schloss die Augen und seufzte auf.
"Nein, alles in Ordnung.", meinte er auf Legolas' Blick hin.
Doch der Elb war schon in die Knie gegangen und zog mit einer schnellen Bewegung den Pfeil aus seinem Bein. Aragorn biss die Zähne zusammen und schwieg. Legolas trennte ein Stück von seinem Umhang ab und verband es damit. Dann warf er Aragorn einen besorgten fragenden Blick zu.
"Ich kann versuchen, einen Heilzauber anzuwenden, doch dazu brauche ich bestimmte Kräuter. Fürs erste muss leider es so reichen. Die Wunde ist zum Glück nicht so tief, ich glaube, du wirst es schaffen."
Aragorn nickte dankbar und schoss abermals die Augen. Ein paar Minuten schwiegen sie so.
Legolas' Herz pochte noch immer heftig. Er wollte es nicht zugeben, aber er hatte Angst um den Waldläufer gehabt. Denn, wie er dort in der Höhle bemerkt hatte, brauchte er ihn wirklich. Und deshalb hatte er sein Vorhaben, sich von ihm fernzuhalten, einfach ignoriert. Zwar regten sich immer noch leise Zweifel in ihm, aber er schob sie so weit weg von sich wie möglich.
"Wir sollten noch weiter von der Höhle weg.", sagte Aragorn dann. Legolas erhob sich und half ihm wie selbstverständlich. Natürlich war es selbstverständlich, Freunden half man doch. Also waren sie Freunde? Der Gedanke gefiel Legolas irgendwie. Freunde...was war das schon?
Er hatte einen Arm um Aragorn gelegt, damit der Waldläufer nicht umkippte. Sie kamen nicht schnell voran, aber immerhin etwas.
Nach etwa einer halben Stunde laufen sah der Elb Aragorn besorgt an. "Wir sollten eine Pause machen."
"Nein, das geht schon. Wir müssen weiter, falls Orks kommen...", murmelte der Waldläufer verbissen und humpelte weiter. Doch schon nach wenigen Schritten knickte er ein und kippte zur Seite.
"Wie war das nochmal mit das geht schon?", meinte Legolas und hielt ihm eine Hand hin.
"Danke." Aragorn ließ sich aufhelfen und stützte sich an einem Baum ab. Er fuhr sich durch die blutverschmierten Haare und blickte auf seine Hand, die jetzt rot war. Legolas schaute in den Himmel, an dem schon die Sterne leuchteten. Einen Moment verharrte er so und blickte verträumt nach oben.
"Vielleicht sollten wir schlafen.", sagte er leise.

Sie hatten sich einen Schlafplatz gesucht und nun lagen beide erschöpft im Gras.
Nach einer Weile fragte Aragorn: "Legolas...du...kannst du mir sagen, was mit dir los war?"
Der Elb lächelte.
War. Es war also vorbei.
Er seufzte. "Es ist...ich war so egoistisch." Verzweifelt sah er auf den Boden und hob ein Blatt auf. "Ich wollte mich von allen fernhalten, um nicht verletzt zu werden. Doch das geht nicht und genau das habe ich in der Höhle gemerkt, als..." Er hielt inne. So ehrlich war er sonst zu nicht sehr vielen Leuten. Meistens behielt er alles für sich.
Der Waldläufer nickte verständnisvoll. "Du hast mir nicht vertraut. Ich dachte, du wärst immer noch böse auf mich, weil ich weggegangen bin."
"Oh", murmelte der Elb. Er hatte Aragorn Sorgen bereitet, das hatte er nie gewollt. Er war so selbstsüchtig gewesen, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht...der nicht einmal ein Vorteil war.
"Vertraust du mir jetzt?"
Legolas schloss die Augen, als Tränen in diese stiegen. Leise hauchte er: "Ja...und ich habe es schon immer, doch mein..." Er grinste plötzlich. "Mein Kopf hielt das für eine ganz schlechte Idee."
Beide sahen sich an und lächelten. Legolas wurde warm ums Herz und er dachte daran, wie es ohne Aragorn gewesen war. Schrecklich.
Genau dieses Lächeln hatte er vermisst.
Vorsichtig streckte der Waldläufer eine Hand aus und wischte ihm die Träne weg. Legolas konnte den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden. Er sah in seine blauen Augen und spürte etwas. Etwas anderes, etwas tolles. Es war ein warmes Gefühl, ein Gefühl von Geborgenheit.
Als Aragorn sich abwandte, musste der Elb tief durchatmen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er den Atem angehalten hatte.
"Wir sollten schla...ah!" Legolas war genau an Aragorns Schwert gestoßen. Ein dünnes Rinnsaal Blut lief seinen Arm hinunter. Er sog scharf die Luft ein.
Der Waldläufer legte seine Waffe rasch zur Seite. "Hast du dich verletzt?"
"Längst nicht so schlimm wie du!", meinte der Elb und wischte etwas Blut aus Aragorns Haaren. Dabei rückte er ein kleines Stück näher.
"Legolas..." murmelte der Waldläufer. Es schien erst, als wollte er etwas sagen, schwieg dann aber.
Der Elbenprinz schloss die Augen. Erstaunt stellte er fest, dass er seit langem nicht mehr an Tauriel gedacht hatte. Und auch jetzt wollte er sich nicht an sie erinnern.
"Legolas, mellon nîn*...das sind wir doch, oder?" Fragend blickte Aragorn auf. Seine Schulter berührte die von Legolas.
"Es würde mich freuen.", gab der Elb zurück und lächelte. Er schloss abermals die Augen und schlief tatsächlich ein. Sein Kopf sackte auf Aragorns Schulter.
Der Waldläufer strich behutsam über das blonde Haar des Elben. Seit langem fühlte er sich wieder gut.
Legolas hatte irgendetwas mit ihm gemacht. Er tauchte ständig in seinen Gedanken auf und war seine größte Sorge.
Eins stand fest: solange es Legolas gut ging, ging es ihm auch gut.









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*mein Freund (freundschaftlich)

Irgendwie bin ich nicht so ganz zufrieden mit dem Kapitel, weiß aber auch nicht wirklich, wie ich es anders machen kann...

Und sorry, dass das Kapitel erst heute kommt. Ich hab's gestern irgendwie einfach vergessen😂
Und dann war ich gestern Abend noch bei "Der Herr der Ringe und Hobbit - das Konzert" und jaaa😂😍
Es war einfach super❤
Und so verdammt emotional...😭❤

Naja, dann bis zum nächsten Kapitel😂
Eure sweetymuffin234

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt