Kapitel 5: Allein

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In den nächsten Tagen war Legolas, so fühlte es sich an, völlig durch den Wind. Seine Gefühle für Tauriel verblassten nicht und er war ständig unruhig.
Der Waldläufer versuchte, ihm zu helfen, über sie hinwegzukommen. Doch der Elbenprinz konnte sie nicht vergessen; unablässig kreisten seine Gedanken.
Aragorn kümmerte sich ein wenig um den Elben.
In einer Nacht, als Legolas endlich etwas Schlaf fand, saß Aragorn neben ihm und betrachtete ihn mitleidig. Was konnte er nur tun? Er fühlte, dass er Legolas retten musste. Elben können an einem gebrochenen Herzen sterben, schoss es ihm durch den Kopf. Er durfte nicht zulassen, dass Legolas diese Welt verließ. Er musste ihm helfen, er war sich sicher.
Legolas murmelte etwas im Schlaf. Er sah selbst jetzt niedergeschlagen und völlig kaputt aus. Vorsichtig strich der Waldläufer über die Hand des Elben. Sie fühlte sich kühl an.
Verzweifelt sah Aragorn den Elbenprinz an. Was, bei allen Valar, konnte er tun, um ihm zu helfen? Hätte er gewusst, was zu tun war, hätte er es ohne zu zögern getan. Er hatte Legolas in den letzten Wochen ebenfalls lieb gewonnen.
Der Elb murmelte wieder etwas unverständliches. Er kämpfte mit schweren seelischen Schmerzen, die viele andere wohl nicht ertragen hätten.
Aragorn saß die ganze Nacht lang nur da und grübelte, wie er Legolas helfen konnte. Gelegentlich flüsterte er ein paar beruhigende Worte auf elbisch, wenn Legolas einen Alptraum zu haben schien.

Am Morgen erwachte der Elb mit pochenden Kopfschmerzen. Er setzte sich auf und streckte sich. Merkwürdigerweise fühlte er einen kleinen Stich, als würde ihm etwas fehlen. Oder eher jemand.
Er blickte sich um und musste feststellen, dass Aragorn nicht zu sehen war. Gestern war er doch noch hier gewesen...
Das Feuer war erloschen. Keine Spur mehr von dem Waldläufer. Legolas suchte mit den Augen die Umgebung ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
Wo war er? War er nur kurzzeitig weg? Oder hatte er ihn verlassen?
Legolas wartete. Er blieb da und hoffte.
Alle hatten ihn stehengelassen, niemand wollte ihn. Aber Aragorn, den er erst seit ein oder zwei Monaten kannte, war bei ihm geblieben. Er hatte sich um ihn gekümmert, ihm geholfen. Seine Worte hatten ein warmes Gefühl hinterlassen. Auch wenn der Elb immer noch nicht über Tauriel hinweg war, hatte der Waldläufer ihm geholfen. Bei ihm fühlte er sich besser, alles war nicht mehr so schlimm. Und jetzt war er fort.

Bis zum Mittag saß der Elb noch an der Stelle, wartete, dachte nach. Er sehnte sich danach, wieder mit Tauriel durch den Düsterwald zu streifen und ihn von Orks und Spinnen zu säubern. Damals waren sie Freunde gewesen und alles so einfach. Vielleicht war es besser so und er verbannte die Liebe völlig aus seinem Leben. Denn, so war er sich sicher, es gab nichts Schlimmeres als ein gebrochenes Herz. Körperliche Schmerzen konnte er ertragen, doch Seelische fraßen sich in ihn hinein und töteten ihn von innen. So normal er auch aussehen mochte, innerlich war er auf dem besten Weg zum Tod. Hätte er nicht in den letzten Wochen Aragorn gehabt, mit dem er reden konnte, der ihm wenigstens etwas geholfen hatte - er wäre ganz sicher gestorben. Und wenn nicht von allein, dann hätte er dafür gesorgt. Solche Schmerzen konnte er nicht ertragen, er wollte sich davon erlösen.
Auf die Idee, Aragorn könnte etwas passiert sein, kam er gar nicht. Durch die Art, wie man ihn behandelt hatte und was ihm passiert war, dachte er nur noch, der Waldläufer hätte ihn allein zurückgelassen und sich davon gemacht. Und er konnte ihn auch verstehen - wer verbrachte schon gerne Zeit mit einem Elb, der ständig mit trübem Blick vor sich hin starrte, nichts mehr auf die Reihe bekam und wenig redete? Legolas musste nun allein zurechtkommen.
Er stand auf und wanderte weiter. Wäre Aragorn nur kurz irgendwo gewesen, wäre er spätestens jetzt zurück. Doch das war er nicht, also war der Elb wieder auf sich allein gestellt.

Es war früh am Morgen gewesen, als Aragorn aufstand. Legolas schlief noch und sah dabei fast genauso leidend aus wie in wachem Zustand. Der Waldläufer strich ihm kurz übers Haar und berührte dabei seine Stirn, ehe er davonging. Er wollte zum Fluss, um sich ein wenig zu waschen. Die ganze Nacht hatte er wach gesessen und vorherige ebenfalls, was man ihm auch ansah.
Er lief ein paar Minuten und erreichte dann den Fluss. Er wählte eine Stelle etwas von den Dörfern entfernt, ließ seinen Umhang fallen und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Das kühle Wasser tat gut und war wunderbar erfrischend. Er schloss die Augen und lauschte dem Rauschen des Flusses.
Als er sich wieder seinen Umhang überwarf, bemerkte er etwas auf dem Boden. Es waren Spuren.
Er kniete sich nieder und sah sie genauer an. Orks. Es waren viele, mindestens zwanzig. Sie waren in der Nacht hier vorbeigegangen, es war höchstens ein paar Stunden her.
Ohne zu zögern folgte er ihren Fußstapfen. Sie konnten noch nicht weit sein.
Aragorn rannte, immer darauf bedacht, die Spuren nicht zu verlieren. Manchmal sah man die Fußabdrücke deutlich, manchmal konnte man sie nur erahnen. Er wusste, dass er sie noch einholen konnte.

Legolas zog nun allein umher. Er wusste nicht recht, was er tun sollte. Alle waren sie fort, hatten ihn allein gelassen.
Er mied die Dörfer und Städte, streifte stattdessen durch den Wald. Hier fühlte er sich besser, hier gehörte er hin. Auch wenn es nicht der Düsterwald war. Er vermisste ihn, wie er feststellte. Vielleicht vermisste er auch nur Tauriel, das konnte er nicht wirklich sagen.
Und dann vermisste er noch jemanden.
Er fragte sich, warum, doch Aragorn fehlte ihm. Sie kannten sich noch nicht sehr lange und der Waldläufer hatte ihn wie alle anderen auch verlassen, doch bei ihm hatte Legolas sich sicher gefühlt. Bei ihm hatte er das Gefühl, nicht allein zu sein.
Jetzt jedoch war er allein.

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt