Kapitel 10: Freundschaft...oder mehr?

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Legolas erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen auf sein Gesicht fielen. Er blinzelte, öffnete die Augen und sah, dass Aragorn neben ihm lag. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Vorsichtig setzte er sich auf und schob behutsam den Arm des Waldläufers zur Seite. Dann stand er auf, rückte seine Kleidung zurecht und ging zum nicht weit entfernten Fluss. Er ließ sich auf einem Stein nieder und starrte in das fließende Wasser. Es plätscherte vor sich hin, sodass es nicht allzu still war.
Er dachte nach. Über vieles.
Oder über eine Person. Aragorn.
In seiner Gegenwart fühlte er sich gut und irgendwie auch sicher und geborgen. Er dachte an die Höhle zurück und wie der Waldläufer von dem Schwert getroffen wurde. In diesem Augenblick hätte er alle Orks vor Wut umbringen können.
Und dann war da noch dieses Lächeln und dieser Blick, mit dem Aragorn ihn jedes mal anschaute. Es war ein Lächeln, bei dem einem warm ums Herz wurde und man gleichzeitig alles um sich herum vergaß. Er hatte sich um Legolas gekümmert, als es ihm schlecht ging. Er war eindeutig der beste Freund, den man sich wünschen konnte.
Freund... Das Wort -
Ein Rascheln ließ ihn herumfahren. Niemand anderes als die Person, über die er nachdachte.
Aragorn setzte sich neben ihn und blickte ebenfalls in den Fluss. Das Wasser war klar, man konnte bis auf den Grund sehen. Beide schwiegen und hingen ihren Gedanken nach.

Aragorn sah den Elb an. Sein Gesicht war eher ernst, wie immer, doch etwas an ihm hatte sich verändert. Die Traurigkeit war aus seinen Augen verschwunden. Stattdessen sah er irgenwie unbeschwert aus. Seine blonden Haare wurden durch den Wind wunderschön zurückgeweht.
Warte, was hatte Aragorn gerade gedacht? Okay, er war schön, das musste sich der Waldläufer eingestehen. Aber das war...das war alles merkwürdig.
"Wie geht es dir?", fragte Legolas und Aragorn schreckte aus seinen Gedanken.
"Mir?" Ihm wurde klar, dass der Elb seine Verletzungen meinte. "Oh. Besser."
Legolas hob eine Augenbraue, strich etwas Blut aus den Haaren des Waldläufers und lächelte leicht. Sie wechselten einen Blick und Aragorn schöpfte etwas Wasser aus dem Bach, um das Blut abzuwaschen.

Den restlichen Tag wanderten sie umher und redeten so viel wie noch nie. Endlich war alles geklärt und beide fühlten sich so unbeschwert und leicht. Alles schien auf einmal so einfach zu sein.
Legolas war überrascht, dass er ausnahmsweise gar nicht mehr an Tauriel dachte. Er hatte das Gefühl, endlich mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Das freute ihn, obwohl er nicht wusste, wie genau es dazu gekommen war. Nur irgendetwas musste es wohl mit Aragorn zu tun haben.
Die Verletzungen des Waldläufers heilten recht schnell und schon nach ein paar Tagen konnte er wieder normal gehen. Durch einige Heilkräuter, die Legolas schließlich doch gefunden hatte, ging es ihm noch besser.

In den letzten Tagen hatte wieder alles seine Richtigkeit bekommen und alles war normal. Langsam begann Legolas, den Schmerz hinter sich zu lassen. Er fühlte sich von Tag zu Tag besser und dachte gar nicht mehr daran, Mittelerde zu verlassen. Wieso sollte er auch?

Manchmal besuchten sie sogar eines der Dörfer. Dort waren seit dem Kampf in der Höhle keine Orks mehr aufgetaucht und die Menschen lebten ihr Leben weiter.
Ein bisschen langweilte sich Legolas; ein weiterer Kampf gegen die Orks hätte ihm gefallen. Doch Aragorn ging es noch nicht ganz so gut und er musste sich gedulden. Der Elb kümmerte sich um die Verletzungen des Waldläufers.
Mittlerweile waren die beiden nie mehr getrennt, sondern streiften immer zusammen durch den Wald.
Legolas mochte den Waldläufer wirklich. Es war seltsam, aber seine Gedanken drehten sich fast nur noch um ihn. Wenn sie abends nebeneinander lagen und zu schlafen versuchten, pochte sein Herz schneller, aber er fühlte sich auch sicher bei Aragorn. Er hatte das Gefühl, hier hinzugehören. Zu ihm.
Irgendwann kam er auf den Gedanken, dass sie vielleicht einfach zusammen gehörten. Nicht nur als Freunde, vielleicht sogar...
Doch diesen Gedanken schob er ganz schnell wieder weg. Wie sollte das denn gehen? Das war...das ging nicht. Das ging ganz einfach nicht.

Aber dann passierte etwas, das seiner Beziehung zu Aragorn eine entscheidende Wendung gab.
Es war in einer Nacht, in der Legolas doch einmal von Alpträumen geplagt wurde.
Aragorn saß neben ihm, hatte einen Arm um ihn gelegt. Er sah in das leidende Gesicht des Elben und wünschte, er könnte ihm helfen. Das einzige, was er jedoch tun konnte, war, ihn tröstend an sich zu drücken und zu hoffen, dass es ihm bald wieder besser ging.

Als Legolas aus dem Traum schreckte, bemerkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Er öffnete die Augen und sah Aragorn. Der Waldläufer hatte einen Arm um ihn gelegt und blickte ihn an.
Legolas starrte zurück. In seinem Inneren herrschte gerade völliges Chaos.
Aragorn murmelte leicht verlegen: "Legolas, du...also, falls du...ich meine nur, du kannst immer..."
Doch der Elb umarmte ihn einfach. Er wusste nicht genau, warum er das tat, aber ihm war gerade danach. Er brauchte einfach jemanden, an dem er sich festhalten konnte.
Er sah es zwar nicht, doch der Waldläufer lächelte dabei.
Als sie sich voneinander lösten, fühlte sich Legolas plötzlich ganz leicht. Warum machte er sich Sorgen? Aragorn war hier, es war doch alles gut.
Sie lächelten sich an und Legolas fühlte sich, als würde er plötzlich schweben. Merkwürdig...
"Vielleicht sollten wir...schlafen...", murmelte er und blickte unauffällig nach unten, damit niemand sah, dass er rot wurde.
Es war seltsam, doch auf einmal war er so müde, dass er einfach zur Seite kippte. Vielleicht waren es die vielen Alpträume, oder doch etwas anderes.
Jedenfalls klappten ihm sofort die Augen zu und er hörte nur noch halb, wie Aragorn "Gute Nacht..." flüsterte.

Der Waldläufer hatte immer noch beide Arme um Legolas gelegt und flüsterte leise ein "Losto vae*, Legolas", als der Elb auch schon in den Schlaf gesunken war. Kein Wunder bei dem, was er in den letzten Monaten durchgemacht hatte. Aragorn hatte sich geschworen, auf ihn aufzupassen und ihn nie mehr im Stich zu lassen.
Vorsichtig strich er über das Haar des Elben und seufzte leise. Irgendwas war mit dem Elbenprinz, das ihn nicht mehr losließ.
Während Legolas in seinen Armen schlief, dachte der Waldläufer nach.
Was er für den Elb empfand, war offensichtlich mehr als nur Freundschaft...doch sosehr er es sich auch wünschte, so etwas ging nicht. Außerdem würde Legolas seine Gefühle gar nicht erwidern, redete er sich ein.
Doch was der Elbenprinz, der in seinen Armen lag und jetzt keinen Alptraum mehr hatte, wirklich für ihn fühlte, konnte er nicht einmal ahnen.












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*Schlaf gut

So langsam kommt in der Geschichte etwas mehr Aralas😂👍

Und, oh Gott, ich habe schon Angst vor dem nächsten Kapitel, weil ich weiß, dass ihr mich vermutlich dafür hassen werdet...
Aber mal sehen.

Man liest sich,
Namárië💕👋

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt