Kapitel 15: Rückkehr

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Sie waren noch ein paar Tage unterwegs, dann erreichten sie den Düsterwald.
Sie ließen die Pferde frei, welche sich mit einem Wiehern verabschiedeten und über die Ebene davongaloppierten.
Legolas sah ihnen nach, wahrscheinlich um die Ankunft noch etwas hinauszuzögern. Der Wind strich über sein Gesicht.
Schließlich drehte er sich zu Aragorn um und seufzte leicht. "Dann sind wir wohl angekommen."
Der Waldläufer sah ihn aufmunternd an. "Freust du dich denn gar nicht, deinen Vater und all die anderen Elben wiederzusehen?"
Legolas ging ein paar Schritte, sodass er genau am Waldrand stand. "Einerseits schon. Doch sie werden uns nicht so akzeptieren, wie wir sind. Lieber würde ich in der Wildnis mit dir leben."
"Aber du bist ein Prinz."
"Was ich bin, macht keinen Unterschied."
Der Elb sah dem Waldläufer fest in die Augen, um zu verdeutlichen, wie ernst er es meinte.
"Legolas. Du kannst nicht...du kannst nicht deine Zukunft aufgeben. Du wirst später den Düsterwald regieren, genau wie dein Vater.", sagte Aragorn bedächtig.
"Vielleicht werde ich das.", meinte der Elb, "Doch sicher nicht ohne dich. Indem du mir das Leben gerettet hast, hast du mich an dich gebunden. Ohne dich kann ich nicht mehr glücklich sein, nicht mehr leben."
Vielleicht war das etwas übertrieben, doch in diesem Moment fühlte es sich genau so an.
Aragorn sah ihn an und flüsterte: "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit es dir gut geht."
Und dann legte er seine Arme um Legolas und drückte ihn an sich. Der Elbenprinz hielt ihn ebenfalls fest und lächelte, zwar ein bisschen traurig, aber gleichzeitg von Glück erfüllt.
Als sie sich voneinander lösten, wurde es langsam wirklich Zeit, zum Palast zu gehen. Legolas kannte sich aus, er führte Aragorn sicher durch den Wald.

Nach nicht allzu langer Zeit erreichten sie die Brücke, die zum Palast führte.
Legolas überquerte sie schnurstracks, während Aragorn sich noch kurz umsah und ihm dann folgte. Nun standen sie vor einem Tor.
Der Elbenprinz legte schon eine Hand an den Griff, raunte dem Waldläufer aber noch zu: "Am besten, wir erwähnen vorerst nichts von...uns."
Dieser nickte und sie traten ein. Die Wachen, an denen sie vorbeiliefen, musterten die beiden und besonders Aragorn leicht argwöhnisch. Legolas ignorierte es und lief mit schnellen Schritten auf den Thron seines Vaters zu.
Thranduil saß auf diesem, hatte ein Stück Pergament in der Hand und las mit etwas gelangweilter Miene, was daraufstand. Er blickte jedoch auf, als Aragorn und Legolas eintraten.
"Adar*, ich bin zurück.", sagte der Elbenprinz.
Sein Vater nickte ihm nur zu. "Ich hatte dich eher erwartet."
Legolas' Gesicht blieb ausdruckslos und verbarg all seine Gefühle, während er sprach. "Es kam etwas dazwischen. Das ist jedoch unbedeutend."
Thranduil nickte wieder und faltete nebenbei das Pergament zusammen. Dann fasste er Aragorn ins Auge. "Und wie ich sehe, warst du mit deiner Suche erfolgreich."
Aragorn trat einen Schritt näher und sagte: "Ich bin Aragorn, Arathorns Sohn. Ihr schicktet nach mir."
"Diesbezüglich würde ich mit Euch unter vier Augen sprechen.", wandte der König ein und machte eine Handbewegung.
Legolas verstand sofort und verließ den Raum. Er machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer, in welchem er jahrelang gewohnt hatte.
Alles war noch genau so, wie er es verlassen hatte. Wann war das gewesen? Es musste schon ein halbes Jahr her sein. Wegen den vielen Ereignissen in letzter Zeit hatte er vollkommen vergessen, welchen Tag sie überhaupt hatten.
Er betrachtete kurz sein Bücherregal, den Tisch und das Fenster, dann ließ er sich auf sein Bett fallen.
Ja, er hatte den Düsterwald vermisst, das musste er zugeben. Doch solange Aragorn nicht dort war, konnte er keinen Ort mehr sein Zuhause nennen. Bei dem Thema kamen seine Gedanken er auch gleich wieder zu seinem Vater zurück. Sollte er ihm nicht doch von ihrer Beziehung erzählen?
Vielleicht würde er ja auch verständnisvoll reagieren und seinen Sohn so akzeptieren, wie er war?
Unbewusst schüttelte Legolas den Kopf. Es war etwa so wie als würde er Thranduil erzählen, sein bester Freund wäre ein Zwerg.°
Aragorn und er, diese Beziehung war eben nicht wie eine von anderen Elben. Sie waren anders, das wusste der Prinz, doch das war eigentlich nichts schlimmes. Eigentlich...
Sein Vater hatte noch nie viel von Außenseitern gehalten. Vermutlich würde er wütend werden und ihn bezeichnen als...nein, dieses Wort dachte er bewusst nicht, denn er wusste, dass er so etwas nicht war.
Denn schließlich ging es doch nur um Liebe, das würde sein Vater sicher verstehen. Immerhin hatte er auch einmal geliebt...
Durch ein Klopfen an der Tür wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Froh darüber stand er auf und öffnete.
Vor ihm stand Aragorn. Er wirkte wie sonst auch immer, doch ein bisschen so, als würde er gleichzeitig über etwas wichtiges nachdenken.
Legolas lächelte, zog ihn herein und schloss die Tür wieder.
"Ist das dein Zimmer?", fragte der Waldläufer und sah sich um.
Der Elb nickte. Dann konnte er seine Neugier nicht mehr bändigen. "Worüber habt ihr gesprochen?"
Aragorn lehnte sich an die Wand und sah ihm in die Augen, wobei Legolas ein warmes Gefühl durchströmte. Dann erzählte er: "Er hat eine Art Auftrag für mich. Was es ist, darf ich niemandem sagen, das hat er betont. Es tut mir leid, doch auch dir nicht." Bedauernd blickte er zu Boden.
"Und was für eine Art Auftrag?", wollte Legolas wissen.
"Ich werde in ein paar Wochen losziehen. Wie lange es dauert, ist noch ungewiss."
"So bald schon?" Der Elb schaute auf und wieder direkt in die Augen des Waldläufers. Er wollte Aragorn nicht wieder verlieren. Sie hatten so wenig Zeit zusammen gehabt...
"Ich kann dich begleiten.", sagte er.
Doch Aragorn schüttelte den Kopf. "Ich darf nicht. Es ist...wenn du nur wüsstest, worum es geht, dann würdest du es verstehen."
Legolas sah zu Boden. Warum konnte er nicht mitkommen? Er wollte nicht von Aragorn getrennt sein, nicht jetzt. "Aber ich...", begann er schwach zu protestieren.
Der Waldläufer seufzte auf. "Es geht nicht. Sosehr ich es mir wünsche, der Auftrag ist wichtiger." Er hielt inne und fügte ein leises: "Es tut mir leid, melethron**", hinzu.
Der Prinz blickte ihm tief in die Augen. Die Worte von Aragorn und die bedauernde Art, mit der er sie gesagt hatte, berührten sein Herz. Er stand auf, griff nach der Hand des Waldläufers und zog ihn an sich.
Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, als Aragorn auch die andere Hand des Elben nahm und ihn dann sanft küsste.
"Ich werde dich vermissen", flüsterte Legolas dann und der Waldläufer erwiderte genauso leise: "Du wirst mir ebenfalls fehlen. Sehr sogar."










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*Vater
**Geliebter/Liebster (auf Deutsch klingt das voll doof...)

° Hehe, wir alle wissen, was später in HdR passieren wird xD

Und jaah, ich muss ihr Glück leider bald wieder zerstören.😅
Es tut mir... nein, es tut mir nicht leid.
Aaaaber wartet ab, wir haben ja noch ein paar Kapitel vor uns.

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt