Kapitel 7: Zu zweit und doch allein

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Es begann zu regnen. Erst sanft, dann immer stärker. Aragorn lief durch den Wald, die Kapuze seines Umhangs tief über den Kopf gezogen.
Er blickte sich wachsam um, doch nichts war zu sehen. Dann auf einmal stach ihm durch den Regenschleier, der alles unscharf machte, etwas ins Auge. Etwas blondes, das ganz nach durchnässten Haaren aussah.
Sein Herzschlag verdoppelte sich, er wusste nicht wieso. Mit schnellen Schritten ging er auf Legolas zu.
Der Elbenprinz lag auf dem Boden und schlief. Sein Gesicht war besorgt, aber auch irgendwie niedlich.
Der Waldläufer hatte ein Lächeln auf den Lippen, als er sich hinunterbeugte und ihm vorsichtig eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Legolas seufzte leise im Schlaf. Seine Kleidung war durchnässt und klebte an ihm.
Aragorn lächelte und setzte sich neben ihn. Er war froh, ihn gefunden zu haben. Irgendwie hatte er ihn vermisst. Wieso, konnte er sich nicht erklären, doch er wollte ihn bei sich haben. Hoffentlich würde er ihm verzeihen können.
Legolas murmelte wieder etwas im Schlaf, was Aragorn als "Bleib hier..." interpretierte. Ein breites Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er schüttete etwas Wasser aus seiner Kapuze, nahm den Umhang ab und legte ihn schützend um Legolas. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an einen Baum und schloss die Augen. Das Prasseln der Regentropfen machte ihn schläfrig und er war müde. Schon nach wenigen Sekunden sank er in den Schlaf.
Doch noch mitten in der Nacht weckte ihn ein Geräusch. Er blinzelte und neben ihm regte sich Legolas.

Der Elb setzte sich auf und bemerkte den braunschwarzen Umhang, der auf ihm lag. Mit gerunzelter Stirn blickte er sich um - und direkt in die blauen Augen des Waldläufers. Er wollte etwas sagen, doch kein Laut kam über seine Lippen.
"Legolas.", hörte er Aragorn sprechen. "Es tut mir leid. Ich war nur am Fluss, doch dann sah ich Orkspuren und bin ihnen gefolgt. Bitte verzeih mir, ich hätte dir Bescheid geben oder dich mitnehmen sollen."
Die saphirblauen Augen des Elben glänzten. "Ich mache dir keinen Vorwurf, Aragorn."
Der Waldläufer lächelte ihn erleichtert an. In dem Moment zuckte ein Blitz über den Himmel und gleich darauf ein gewaltiger Donner.
Legolas überlegte einen Augenblick und meinte dann: "Lass uns schlafen. Es ist besser, wir reden morgen."
Doch das Gewitter tobte noch die ganze Nacht und der Elb fand keinen Schlaf mehr.
Seine Gedanken kreisten wieder einmal. Aragorn war wieder da, er hatte ihn nicht allein gelassen! Es war bloß ein Missverständnis! Einerseits erfüllte ihn dieser Gedanke mit einem warmen Gefühl, doch er dachte auch an etwas anderes. Er hatte sich geschworen, niemanden mehr an sich heranzulassen. Würde er noch einmal verletzt, hätte ihn das wahrscheinlich umgebracht. Also musste er sich von allen, auch von Aragorn, fern halten. In seinem Inneren kämpfte er gegen sich selbst. Er wollte Aragorn vertrauen, wollte bei ihm bleiben, doch dieses Risiko durfte er nicht eingehen. Nicht mehr.
Seufzend schloss er die Augen und versuchte zu schlafen.
"Legolas?", hörte er eine leise Stimme neben ihm.
"Aragorn?", fragte er zurück und setzte sich auf. Er hatte beschlossen, dass er diese Nacht sowieso nicht mehr schlafen würde.
Der Waldläufer sah ihm direkt in die Augen. "Ich wollte nur...wenn ich irgendetwas tun kann, dann sag es mir und ich werde es tun."
Dem Elb wurde sofort warm ums Herz. Jemand sorgte sich tatsächlich um ihn, er war ihm nicht egal... aber er durfte so etwas nicht mehr eingehen.
"Das ist...nett von dir und bedeutet mir sehr viel, doch ich glaube nicht, dass du etwas tun könntest." Lüge!, schallte es durch seinen Kopf. Du lügst! Warum ließ er sich nicht einfach helfen? Das klang verlockend einfach, doch er wusste, dass der einfachste Weg nicht immer der richtige war. Er musste sich selbst schützen. Er schwor sich, niemanden mehr an sich heranzulassen und niemandem mehr zu vertrauen. Ich tue bloß das richtige, redete er sich ein. Natürlich war es das richtige.

In den nächsten Tagen redete Legolas nicht viel. Aragorn hatte ihn schon mehrmals gefragt, was los war, doch er antwortete immer mit "Alles in Ordnung", "Geht schon" oder "Du weißt doch, Tauriel..."
Dabei ging es ihm gar nicht mehr so viel um Tauriel.
Nach einiger Zeit merkte er, dass er Aragorn noch immer vermisste, auch wenn er wieder da war. Doch er sagte sich dann, dass es so besser war. Er konnte nichts mehr riskieren.

Aragorn merkte, dass etwas mit dem Elb nicht stimmte. Geredet hatte er auch sonst nicht übermäßig viel, doch jetzt schwieg er fast nur noch. Man bekam keine Antworten aus ihm heraus. Der Waldläufer gab sich selbst die Schuld daran. Er war weggelaufen, er hatte den Fehler gemacht. Legolas hatte ihm versichert, dass er nicht böse war deswegen, aber Aragorn glaubte das nicht mehr so richtig.
Sie mussten sich einfach aussprechen und alles klären, doch keiner der beiden tat es. So schwiegen sie weiter.

Mit der Zeit sehnte sich Legolas immer mehr danach, dem Waldläufer einfach alles zu sagen. Ein paar mal war er sogar kurz davor, doch dann hatte er sich selbst wieder aufgehalten. Er litt darunter, doch war überzeugt, dass es so besser war. Seine Gefühle taten immer mehr weh und nichts konnte ihn mehr aufmuntern. Langsam sank er in ein dunkles Loch, das ihn nach und nach verschluckte.

Aragorn tat es Legolas nach und schwieg, auch wenn er nur zu gerne etwas gesagt hätte. Legolas war so abweisend und kalt, als würden sie sich überhaupt nicht kennen. Das bereitete dem Waldläufer zunehmend Sorgen. Er musste ihm helfen, doch wie, wenn sie nicht redeten?
Es war zum verzweifeln.












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Jaa, das Kapitel ist nicht das fröhlichste, aber es kann ja nicht gleich von einem Moment auf den anderen alles wieder gut werden. Also, wartet ab...

Das Bild oben ist übrigens mein Profilbild☺😂

Und ich bin heute endlich mal wieder dazu gekommen, Herr der Ringe zu schauen😍❤ Immer noch so toll wie vor einem Jahr, als ich es zum ersten Mal gesehen habe😊

With you - Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt