03 | Das erste Kind

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Elizas Sicht

So weit, so gut.

Bisher läuft alles ganz gut und ich bin froh, dass Will und ich nicht weiter aneinander geraten sind. Dennoch kann ich nicht glauben, dass er so unglaublich arrogant ist. Das war er zwar auch in der Bar, als wir uns das erste Mal gesehen haben, doch sobald ich auch nur ansatzweise mit seinem besten Stück beschäftigt war, hat er mir aus der Hand gefressen.

Ich weiß wirklich nicht, was sein Problem ist. Ich habe auch nicht gedacht, dass ich ihn ausgerechnet hier wiedersehen werde und überzeugt von unserer Zusammenarbeit bin ich auch noch nicht. Trotzdem wird schon nichts schief gehen, wenn wir beide unsere Klappe halten und mit niemanden drüber reden, was sich zwischen uns schon angespielt hat.

Er war doch derjenige, der mich um Professionalität gebeten hat, also kann ich das Gleiche sicherlich auch von ihm erwarten, richtig? Es ist nicht so, dass ich jetzt noch Interesse an ihm hätte. Das zwischen uns war von Anfang an nur ein einmalige Sache und daran wird sich auch jetzt nichts mehr ändern. Da ist es egal, dass er gut aussieht und ich vermutlich immer wieder daran erinnert werde, was genau sich zwischen uns abgespielt hat.

Dr. William Morrison ist ein verdammt arrogantes Arschloch. Mehr gibt es nicht über ihn zu sagen.

Ich sitze am vorderen abgetrennten Bürobereich und lese mir ein paar Akten durch, als sich die Türen des Fahrstuhls öffnen und ich einen ohrenbetäubenden Schrei wahrnehme. Sofort springe ich auf und entdecke ein junges Mädchen, das ihren Bauch hält. Ihre Haare sind schon leicht verschwitzt und ihre Kleidung nass.

Ach du scheiße. Sie bekommt ein Kind.

Ich sprinte auf sie zu und will mich ihr vorstellen.

»Oh Gott sei Dank. Meine Fruchtblase ist geplatzt und-«, beginnt sie und stöhnt schmerzvoll auf.

»Okay, wir kümmern uns jetzt um Sie. Ich bin Ms. Kingsley«, sage ich schnell und schlinge einen Arm unter ihre Schulter, um sie ein bisschen zu stützen, weil ich befürchte, dass sie schwach auf den Beinen ist. »Ich brauche mal schnell einen Rollstuhl«, rufe ich und drücke gleichzeitig am Pager Wills Nummer, bevor ich der Frau unter die Arme greife und sie langsam in den Rollstuhl gleiten lasse. Ihre Bein zittrig und sie ist eiskalt.

»In die Eins«, sage ich zur Schwester. Diese nickt bloß und schiebt los. Ich schnappe mir ein Klemmbrett mit einem Anamnesebogen und hoffe, dass Will endlich seinen Arsch hierher bewegt. Als könne er Gedanken lesen, kommt er im nächsten Moment angelaufen.

»Was ist?«

»Eine Frau mit Wehen. Fruchtblase ist geplatzt. Sie ist in der Eins«, erkläre ich ihm und er nickt.

»Okay. Sie nehmen den Anamnesebogen und alles andere erkläre ich ihnen gleich. Wir müssen nachsehen wie weit sie ist. Spannend, nicht? Ihre erste Schichte und Sie werden mir heute helfen ein Kind zur Welt zu bringen«, weist er mich an und ich nicke schnell, ehe ich ihm folge. Schnellen Schrittes folge ich ihm.

Als wir den Raum betreten, setzt sich die Frau gerade mit etwas Hilfe auf der Liege ab.

Will wirft einen Blick auf sie und hält ihr dann die Hand hin.

»Hallo, Ms. Lincoln. So schnell sieht man sich wieder«, sagt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Die junge Frau lacht leicht und schüttelt dann seine Hand.

»Scheinbar hat sie es doch ein wenig eiliger«, sagt diese nur und er nickt.

»Wir kümmern uns jetzt um sie. Sind sie allein hier?«

»J-ja. Ich bin allein hier und werde das allein durchziehen«, sagt sie leise und stöhnt im nächsten Moment wieder auf. »Es tut so weh!«

»Ms. Kingsley – sie können den Bogen weglegen. Ich brauche ein CTG. Sie legen die Gurt um den Bauch«, sagt er und ich nicke, folge seinen Anweisungen. »Noch ein bisschen höher!«, korrigiert er mich und ich tue, was er mir sagt.

The Secret I HideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt