Elizas Sicht
Schichtende. Endlich.Alles, was ich will ist mein Bett und eine fettige Pizza. Durch die OP bin ich nicht mehr dazugekommen zu essen, weshalb mein Magen fast ununterbrochen knurrt. Will sagt, dass es am Anfang hart ist, aber ich mich schon noch daran gewöhnen würde. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, den Rest meines Lebens so zu leben, wie er es tut.
Wenig Schlaf, wenig Essen, viel Kaffee. Er als Arzt sollte es doch eigentlich genau wissen, dass Schlaf und gute Ernährung wichtig sind, oder? Zumal ich manchmal das Gefühl habe, dass Will nur für seinen Job lebt, aber diese Vermutung behalte ich lieber für mich, denn gerade scheinen sich die Wogen zwischen uns geglättet zu haben.
Ich drücke die schwere Tür auf und zucke zusammen, als ich den ersten Schritt nach draußen wage. Es schüttet wie aus Eimern und zwischen den dunklen Wolken erkenne ich immer wieder Blitze. Scheinbar sind die Wettergötter heute genauso gut gelaunt wie ich es bin.
Einen Moment blicke ich nach oben in den Himmel und hoffe noch wenigsten ein oder zwei Sonnenstrahlen zu sehen, als sich hinter mir jemand räuspert.
Ich fahre herum und erblicke Will, der mich anlächelt.
»Scheinbar war meine Idee mit dem Fahrrad zu Kommen wohl ein Griff ins Klo«, sagt er und ich lache leicht.
»Das hast du gut erkannt. Vielleicht solltest du mal in die Wettervorhersage schauen, bevor du bereits morgens um sechs so erpicht darauf bin, sportlich aktiv zu sein«, sage ich und er nickt mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen.
Dann zieht er sich seine Kapuze auf den Kopf und läuft an mir vorbei.
»Bis Morgen!«, höre ich ihn noch sagen und sehe, wie er losläuft, um nicht allzu nass zu werden. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass es nichts bringt – nicht bei diesem Regen.
Eine Idee kommt mir in den Sinn, die ich lieber wieder verwerfen sollte. Ich könnte ihn fragen, ob ich ihn nach Hause bringen soll, nur hoffe ich, dass er dann keine falschen Schlüsse zieht. Immerhin wäre das ein weiterer Schritt in die falsche Richtung, aber ich möchte ihn ungern einfach so fahren lassen.
Es ist zu gefährlich bei einem Gewitter.
»Will!«, rufe ich, ehe ich mich davon abhalten kann. Er stoppt in einigen Metern Entfernung und sieht mich fragend an. Ich will gerade die Frage stellen, als mir auffällt, dass ziemlich viel Klinikpersonal gerade kommt und geht. Ich laufe ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich schließlich vor ihm stehen bleibe.
»Kann ich... dich vielleicht nach Hause bringen? Ich meine, es blitzt, es donnert und es regnet. Das ist wirklich kein Problem für mich«, sage ich und sehe ihn unsicher an. Einen Moment sieht er mich an, bevor er nach oben in den Himmel sieht und direkt danach wieder zu mir.
»Okay, ja. Das wäre sehr nett von dir«, sagt er und ich lächle erleichtert. William erwidert es und zuckt dann mit den Schultern und blickt auf den Parkplatz. Vermutlich sollten wir dann gehen und nicht länger im Regen stehen. Mittlerweile bin ich nämlich auch schon nass geworden.
»Ich habe heute Morgen weiter hinten geparkt, weil ich ein bisschen spät dran war«, sage ich und er nickt.
»Was für ein Auto fährst du?«
»Ein Cabrio von Audi«, sage ich, weil ich nicht möchte, dass er wieder denkt, ich sei eine verwöhnte Prinzessin. Das bin ich nicht. Ich hätte mich über jedes Geschenk gefreut, dass meine Eltern mir vor Kurzem geschenkt haben. Egal, was es gewesen wäre.
Will schmunzelt leicht und nickt. »Verstehe. Von deinen Eltern?«
»Ja, sie haben es mir zu meinem 21 Geburtstag geschenkt«, sage ich und er nickt. »Ein großzügiges Geschenk«, meint er daraufhin bloß.

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The Secret I Hide
ChickLitWilliam ist der Älteste der Morrison-Geschwister und arbeitet als Oberarzt in einem Krankenhaus in San Francisco. Seine Arbeit spannt ihn viel ein, sodass für eine Frau gar keine Zeit übrig bleibt. Als Eliza jedoch in sein Leben stolpert, beginnt er...