Wills Sicht
Eine Woche später
Ich liebe die Nachtschicht. Es ist meist wenig zu tun und wenn nicht gerade eine Naturkatastrophe, ein Terroranschlag oder eine Massenkarambolage auf der Tagesordnung steht, schaffe ich es sogar ein paar Stunden zu schlafen und dafür auch noch bezahlt zu werden.
Das Sofa in meinem Büro ist wirklich mehr als bequem und ich bin über die Anschaffung umso glücklicher, weil so niemand davon Wind bekommt, dass ich die Augen, für die eine oder andere Stunde schließe.
Besonders heute Nacht wäre es von Vorteil, wenn ich noch ein bisschen Schlaf bekommen würde. Ich habe morgen den ganzen Tag Bereitschaftsdienst, weil Dr. Sherman mit seinem unfähigen Praktikanten ab Morgen auf einer Fortbildung ist. Somit muss ich die ganze Station allein stemmen und die ganze Arbeit bleibt an mir hängen, aber ich bin mir sicher, dass Eliza auch einen Teil übernehmen kann.
Eine Woche ist es jetzt her, dass sie hier aufgetaucht ist und ich muss sagen, auch wenn ich es anfangs wirklich überhaupt nicht erwartet hätte, sie hat wirklich was im Köpfchen und ist nicht einfach nur in das Studium eingekauft worden. Das wäre auch wirklich noch schöner, wenn die Ergebnisse des MCAT jetzt mithilfe von Geld gefälscht werden können. Ohne diesen Test zu absolvieren in dem verschiedene naturwissenschaftliche und sprachliche Gebiete abgefragt werden, wird man gar nicht erst zum Studium zugelassen. So soll schnell aussortiert werden, wer nicht geeignet ist.
Ich schüttele den Kopf und lasse mich in meinem Stuhl fallen, als es an der Tür klopft und ich frage mich, wer ausgerechnet um zwölf Uhr nachts etwas von mir wollen könnte.
»Ja?«
Zaghaft wird die Tür geöffnet und ich bin überrascht, als ich Eliza hereinkommen sehe. Sie schließt leise die Tür hinter sich und ich bin wirklich gespannt, was sie jetzt von mir wollen könnte.
Seitdem ich in der Umkleide einen Moment der Schwäche gezeigt habe, haben wir nicht groß miteinander gesprochen, was auch daran liegt, dass sie mich auf Abstand hält. Ich kann es ihr auch nicht verübeln. Ich wollte mich bloß entschuldigen und muss mich ausgerechnet dann von meinem Schwanz steuern lassen. Aber was soll ich tun? Sie hat einfach diese Wirkung auf und mich und dass ich weiß, wie gut sie sich in jeder Weise anfühlt, macht es nicht wirklich besser.
Was würde ich dafür tun, wenn ich nur noch einmal ihre-
»Ich wollte fragen, was wir jetzt machen, während wir darauf warten, dass die Schicht zu Ende ist. Ich fühle mich ein wenig nutzlos, wenn ich ehrlich bin«, sagt sie und ich lache leicht, deute auf den Stuhl.
»Daran solltest du dich gewöhnen. Die meisten Patienten schlafen und melden sich, wenn etwas sein sollte. Wenn keine Notfälle reinkommen, wie Geburten oder Ähnlichem, dann ist es wirklich relativ unspektakulär. Die Schwestern kümmern sich auch um das meiste, wenn ich ehrlich bin. Ich bin eigentlich nur hier, falls wirklich ein Arzt gebraucht wird. Du kannst dich also mit Fachliteratur beschäftigen, dich schlafen legen, Snacks essen und viel Trinken, um bei Kräften zu bleiben und das Tief zwischen zwei und fünf Uhr zu überwältigen«, sage ich und sie lacht leicht.
»Das heißt, wir haben heute nicht viel zu tun?«
»Wenn kein gynäkologischer Notfall reinkommt? Nein. Wenn sie möchten, können sie unten in der Notaufnahme helfen«, sage ich und sie lacht nur und schüttelt den Kopf.
»Nein, ich denke ich werde mich dann mal an die Fachliteratur machen. Kann ja nicht schaden«, sagt sie grinsend und ich nicke.
Sie will gerade aufstehen, ehe ich sie wieder anspreche.
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The Secret I Hide
ЧиклитWilliam ist der Älteste der Morrison-Geschwister und arbeitet als Oberarzt in einem Krankenhaus in San Francisco. Seine Arbeit spannt ihn viel ein, sodass für eine Frau gar keine Zeit übrig bleibt. Als Eliza jedoch in sein Leben stolpert, beginnt er...