Kennedy

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Hell! Zu hell! Was war hier los? Meine Augen öffneten sich nur flatternd. Erkennen konnte ich rein garnichts. Die Sonne blendete mich so, dass ich unter meiner rechten Hand Schutz suchte.

„Guten morgen, Theodore. Es ist Zeit zum aufstehen."

Diese Stimme!

„Heute fangen wir mit einigen leichten Übungen an."

Diese verdammte Sonne ließ es nicht zu, das Gesicht des Typen zu erkennen, der mich um meinen Schlaf brachte!

„Möchtest du, dass ich dir auf die Liege helfe, oder magst du erst mal im Bett ein paar leichte Übungen machen?"

Nun hatten meine Augen sich an die Helligkeit im Zimmer gewöhnt. Was riss dieser Idiot auch einfach meine Vorhänge auf!
Mürrisch verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Dabei sah ich diesen Kerl an, der mit dem Rücken zu mir stand und an einer Tasche herum fummelte.

Er hatte rabenschwarzes Haar, wie es aussah war er auch ziemlich groß. Mein Blick haftete an seinen breiten Schultern und wanderte weiter nach unten, zu seinem ...

„Also?", unterbrach er meine Gedankengänge und mein Blick schnellte abrupt nach oben. „Am besten wir fangen ganz locker an. Hier, kannst du die mal für mich über deinen Kopf halten? Einfach strecken."

Er trat an mich heran und drückte mir zwei kleine Hanteln in meine beiden Hände. Ich ließ sie einfach zurück auf die Bettdecke fallen. Schließlich war ich nicht gezwungen, diesen Mist mit zu machen.

Dieser Typ musterte mich. Dabei fiel mir seine merkwürdige Augenfarbe auf. Wie Honig, goldbraun. Was starrte er mich so an?

„Okay. Deine Mutter sagte mir schon, dass du nicht gerade versessen darauf bist, mit mir zu arbeiten. Dennoch will ich dir einen guten Rat geben. Streng dich an, Mann! Lass dich nicht hängen." Er bekräftigte seine Aussage in dem er mir kräftig auf die Schulter klopfte.

„Verpiss dich."

Ich hatte seit Wochen geschwiegen. Und dieser Penner kam in mein Zimmer und entlockte mir gleich zwei Silben auf einmal! Und zu allem übel ... lachte er auch noch!

„Ich glaube, das kannst du vergessen, Kleiner. Ich werde dich ab jetzt den ganzen Tag begleiten. Dir keine einzige freie Minute mehr lassen. Du wirst mich dafür hassen. Dann Hass mich. Du wirst mich dafür verfluchen. Dann verfluch mich. Mir egal. Du, mein Freund, kannst rein garnichts dagegen tun. Also muck nicht auf und tu was man dir sagt. Dann wird alles nur halb so schlimm für dich."

Dieser Kerl regte mich so langsam aber sicher extrem auf. Wie sprach er eigentlich mit mir?!

„Ich sagte du sollst dich verpissen! Raus hier!"

Doch er dachte nicht im geringsten daran zu gehen. Im Gegenteil. Er setzte sich auf einen der Sessel am Fenster und sah zu den Hanteln in meinem Bett.

„Ich will alleine sein! Also raus! Ich sagte raus!"

Nun überschlug er sein rechtes Bein über sein Linkes und verschränkte lässig seine Arme vor seiner Brust. Immer noch sah er zu den beiden Hanteln.

„Mom! Mooooom!" Ich schrie so laut, das man es draußen auf der Straße hören musste. Doch meine Mutter kam nicht.

„Na? Bist du endlich fertig mit deinem Rumgeheule? Können wir endlich anfangen?"

Meine Hände griffen nach den beiden schwarzen Hanteln und mit Schwung warf ich sie in seine Richtung. Mit lautem poltern landeten sie dicht vor seinen Füßen auf dem Boden.

„Ehre friert die Hölle zu, als dass ich mache was du willst!"

Dieser Typ stand auf, trat an mein Bett und beugte sich zu mir vor, dabei umgab mich plötzlich dieser Geruch. Er erinnerte mich an den Geruch von frisch gewaschener Wäsche. Wenn Julia sie draußen in den Garten hing und die Sonne sie langsam trocknete.

„Na dann friert sie eben zu. Spürst du das?", wisperte er an meinem Ohr.

Was? Was redete der da!?

„Wie kalt es hier plötzlich wird."

Ich schluckte hörbar und sah in diese goldbraunen Augen, die mich anfunkelten.

Six reasons to liveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt