Elaina kam heute etwas früher als sonst. Sie war ziemlich ruhig, was wahrscheinlich an meinem Ausbruch lag, den ich vor kurzem hatte. Nur wegen diesem blöden Buch. Immer noch lag es unangetastet auf meinem Nachttisch. Ich sah wie ihr Blick vermied es anzusehen, so wie auch mich. Dennoch ging sie sorgsam mit mir um, wie immer.
„Ist das Wasser so angenehm?", fragte sie.
„Mhm", murrte ich und rutschte tiefer ins Badewasser der freistehenden Wanne. Meine Hände ruhten links und rechts am Wannenrand und ich beobachtete Elaina wie sie meine Anziehsachen zusammen nahm und in den Wäschekorb legte. „Möchtest du einen kurzen Pyjama anziehen oder einen langen?"„Kurz." Sie verließ das Badezimmer und ging nach neben an in mein Zimmer. Ziellos schweifte mein Blick durch diesen fast sterilen Raum. Weiße Fließen. Silberne Amaturen. Einzig das Glas mit den bunten Badeperlen, zog immer wieder meinen Blick auf sich. Drei. Nur noch drei Badeperlen. Meine Mutter musste erneut eine benutzt haben.
Sie wollte meinen Tod wohl schneller herbei führen, als mir lieb war. Ich hatte versucht nicht mehr daran zu denken, schob es noch ein bisschen weiter von mir.Mir war klar weshalb. Er war der Grund warum ich darüber nachdachte, mein Vorhaben noch etwas hinaus zu zögern.
Ein kurzes Klopfen und Elaina kam herein. Sie hantierte am Medikamentenschrank herum und stellte ein Tablettenröhrchen auf die Anrichte. Ich hatte vorhin über Schmerzen geklagt. Dann verabreichte sie mir ab und zu ein Schmerzmittel, dass meine Mutter vom Arzt hatte aufschreiben lassen.
Wie man wohl starb, beim überdosieren dieser Tabletten? Vielleicht ging es schneller, wenn man sie noch mit den andern Mitteln im Schrank, mischte?
„Fertig?" Elaina, du störst - kannst du mich nicht einmal alleine lassen?
„Ja", kam es genervt aus meinem Mund.
Endlich lag ich im Bett und Elaina packte ihre Tasche, um zu gehen.
„Willst du das Buch nicht wieder mit nehmen? Ich lese es ja doch nicht."Die Blondine sah mich an und schwenkte verneinend ihren Kopf. „Irgendwann wirst du einen Blick rein werfen. Da bin ich mir ziemlich sicher", beharrte sie.
Mein sturer Blick sah nur durch sie hindurch, dann nahm sie ihre Strickjacke und ging, ohne ihr Buch mit zu nehmen. Ein alter Mann und ein Wal, Pff. Das ich nicht lache. Mit ziemlicher Sicherheit war dieses Buch, keiner der Gründe für mich, weiter zu atmen.
„Guten Morgen, Theodore! Auf stehen! Ein fantastischer Tag ist angebrochen und heute, Kleiner, werden wir nach draußen gehen. Und keine Widerrede, du hast es mir versprochen."
Schwer atmend rieb ich mir die Augen. Wie konnte man schon so fröhlich gestimmt sein, bei solch unchristlicher Zeit?
Kennedy zerrte die schweren, dunklen Vorhänge zur Seite und öffnete eines der Fenster, so das die Sonne und das Zwitschern der Vögel, in mein Zimmer drang.
„Ich wünschte du würdest weniger enthusiastisch sein. Kannst du nicht auch miese Laune haben, wir jeder normale Mensch, um die Zeit?" Ich war eindeutige kein Freund des frühen Vogels. Der konnte mich mal.
„Heute, wirst du mich noch oft verfluchen, Kleiner. Und jetzt schwing deinen verkrüppelten Arsch aus dem Bett!" Mein Blick schoss in die Richtung dieses Arschs, der mir die Decke von den Beinen zog und sie routiniert mit den Händen massierte. Ich erwischte mich bei dem Gedanken: wie gerne ich sie spüren würde. Doch das würde nie passieren.
Elaina kam herein. „Guten Morgen." Mir fiel sofort ihre viel zu hohe Stimme auf und wie sie Kenny ansah. Beide lächelten verhalten. Mein Gute-Laune-Barometer hatte endgültig seinen Tiefpunkt erreicht.
„Ich brauche deine Hilfe heute nicht. Kenny kümmert sich um mich", entfuhr es mir, als ich sah wie sie an Kennedy vorüber ging und ihre Hand "zufällig" die seine streifte. Ihre Blicke trafen sich und ihre blauen Augen hafteten viel zu lang an den seinen, für meinen Geschmack. „Du kannst gehen", klang ich schon fast boshaft. Ich wollte sie nur schnellst möglichst los werden um mit Kenny alleine zu sein.
Elaina sah von ihm zu mir und wieder zu ihm. „Ich mache das schon, nimm dir doch heute frei. Theodore und ich haben heute eigens vor." Er sah in meine Richtung und zwinkerte mir zu. Ach ja? Hatten wir das?
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Six reasons to live
Novela Juvenil„Ich werde dir sechs Gründe zeigen ... für die es sich zu leben lohnt, Theodore." Theodore Janson ist Wettkampfschwimmer. Seit er denken kann, liebt er das Wasser. Als beliebtester Schüler der Highschool, lebt er ein unbeschwertes Leben. Bis zu jene...