Mit Engelszungen hatte ich auf Julia eingeredet, dass sie mir ihren Wagen leihen würde. Natürlich verriet ich ihr nicht wohin ich unterwegs war, denn dann hätte ich mit Sicherheit den Bus nehmen müssen.
Mit langen Schritten nahm ich die Treppen in das kleine Praxisgebäude.
Eine junge Blonde saß am Empfang und telefonierte gerade. Geduldig wartete ich darauf, dass sie das Gespräch beenden würde und ihre Aufmerksamkeit endlich mir galt.„Hat mich gefreut. Sehr gerne, Ihnen auch einen schönen Tag, auf Wiederhören." Endlich! „Hallo, was kann ich für dich tun?", trällerte sie und sah mich aufmerksam an. In dem Augenblick sammelte ich meine Gedanken, bevor ich ihr mitteilte, dass ich auf der Suche nach Kennedy James war.
„Mister James ist leider hier auf unbestimmte Zeit nicht zu erreichen. Kann ich dir sonst noch mit irgendetwas~"
„Wo kann ich ihn den erreichen? Es ist wichtig. Er ... war bis vor kurzem mein Therapeut und ich ... muss mit ihm noch einiges klären."
„Wie ich schon sagte, er ist nicht zu erreichen."
„Miss, es ist wirklich wichtig. Vielleicht sagen Sie mir seine Adresse? Dann könnte ich zu ihm gehen und es klären."
Das Lächeln der jungen Frau verschwand und sie schüttelte schwach den Kopf. „Nein, tut mir leid. Ich kann dir keine Auskunft über unsere Angestellten geben. Das verstößt gegen unsere Vorschriften."
Vorschriften? Scheiß auf die Vorschriften! Hier ging es um einen Fall von Liebe! Doch ich ahnte, das ich hier nichts erreichen würde, also ging ich. „Na dann trotzdem, Danke."
Missmutig trottete ich die Straße entlang, auf dem Weg zum Auto, als ich Kennedys Jeep sah. Ein junger Kerl der nicht Kenny war, saß in ihm und parkte gerade. Er stieg aus und meine Augen folgten ihm. Er ging in das Praxisgebäude, schnell setzte ich an, um ihm zu Folgen. Er fuhr Kennedy Jeep, also würde er ihn auch kennen.
„Hey Mindy. Hast du die Unterlagen von Kennedy? Er sagt er hat mit dir telefoniert?"
„Hey Jack. Ja einen Moment, ich habe sie hier."
Ich stand etwas abseits und belauschte die beiden. Der Typ war ziemlich groß und muskulös. Blondhaarig und überall tätowiert. Seine Haut hatte sehr viel Farbe, was darauf schließen ließ, dass er gerne und oft am Strand in der Sonne badete. Auch seine Tattoos wiesen darauf hin, dass er Surfte. Denn seine Arme zierte nicht nur ein Surfbrett und Wellen.
„Danke. Grüß Amber und Luise von mir."
Der Tätowierte kam zurück und ich eilte zu meinem Wagen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt Kennedy zu finden und wenn ich dafür diesem Kerl folgen müsste, dann sollte es so sein.
„Nein Theo. Du bist kein Stalker. Du ... bist ... ach Scheiße. Egal. Was soll's!" Ich wollte Kenny unbedingt sehen, also verfolgte ich den weißen Jeep quere durch die Stadt.
Es ging etwas weiter raus, bis nach Miami Beach. Ich ließ mich weiter zurück fallen, als wir die Brücke im Norden passierten, die auf die Insel führt.
Dann plötzlich setzte der Typ den Blinker und bog rechts ab. Ich bremste und blieb erneut etwas weiter hinter ihm, denn hier gab es weit und breit nichts weiter, als dieses weiße Strandhaus, dessen schwarzes Dach hinter einer der Sanddünen hervor ragte. Ich ließ meinen Wagen ausrollen und hielt. Meine Augen folgten der Staubwolke des weißen Jeeps.
Ich saß nun schon mittlerweile zwei Stunden im Wagen und beobachtete das Geschehen aus der Ferne, als plötzlich dieser Typ die Straße herauf gefahren kam. Hastig kramte ich im Handschuhfach und bekam eine Stadtkarte zu fassen, die ich auseinander faltete und geschäftig meine Nase in ihr vergrub, als der Tätowierte an mir vorbei fuhr.
Er war alleine im Auto. Was bedeuten konnte, das Kennedy alleine im Strandhaus war. Ich startete das Auto und fuhr den Weg zum Haus hinunter. Ich spürte diese Aufregung in mir. Als würde mein Herz, jeden Augenblick, stehen bleiben.
Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich aus und verschloss den Wagen. Kurz zögerte ich, doch dann setzte ich an, um die Stufen hinauf zu gehen und die Veranda zu überqueren, um an der offenstehenden Glastür stehen zu bleiben. Still lauschte ich den Geräuschen im Haus, doch nichts war zu hören.
»Hallo?« Ich nahm meinen Mut zusammen und klopfte an die Glasfront. »Kennedy? Ich bin's, Theodore!«
Langsam ging ich hinein und sah mich weiter um. Alles war sehr hell eingerichtet. Alles folgte einer weißen Linie. Hier und da durch ein marineblaues Dekostück unterbrochen.
»Kennedy?«, versuchte ich erneut auf mich aufmerksam zu machen.Als ich durch den Wohnraum ging entdeckte ich eine geöffnete Hintertür, die auf die Rückseite des Hauses führte. Um so weiter ich auf sie zu ging, um so deutlicher konnte ich einen Liegestuhl am Strand erkennen. Jemanden lag auf ihm und sah sich den Sonnenuntergang an. Dieser schwarze Haarschopf kam mir ziemlich bekannt vor und ich ging nach draußen und die wenigen Treppenstufen hinunter. Ich zog meine Sneaker auf der letzten Sprosse aus und lief barfuß durch den warmen Sand auf Kennedy zu.
Als ich dicht hinter ihm zum stehen kam räusperte ich mich kurz und lächelte, als er sich zu mir umsah und seine honigfarbenen Augen von meinem Gesicht zu meinen Beinen hinunter wanderten.
»Janson?«
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Six reasons to live
Teen Fiction„Ich werde dir sechs Gründe zeigen ... für die es sich zu leben lohnt, Theodore." Theodore Janson ist Wettkampfschwimmer. Seit er denken kann, liebt er das Wasser. Als beliebtester Schüler der Highschool, lebt er ein unbeschwertes Leben. Bis zu jene...