Vier Badeperlen

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Heute hatte ich einen Arzttermin. Meine Mutter hatte sich extra frei genommen, um ihn mit mir wahrnehmen zu können.

„Wie läuft es daheim? Ist er immer noch so widerspenstig?", fragte er meine Mutter, als würde ich nicht mit im Sprechzimmer sitzen.

„Seit ein paar Tagen macht er Fortschritte, Herr Doktor. Er arbeitet mit und gibt sich sichtlich Mühe."

„Sehr gut. Das freut mich. Jetzt wollen wir uns noch mal die Narbe auf dem Rücken ansehen und dann können wir dich schon wieder nachhause entlassen, junger Mann."

Der Trottel redete mit mit als wäre ich vier Jahre alt oder hätte eine geistige Behinderung. Dennoch, ich ließ alles geduldig über mich ergehen. Um so schneller würde ich hier weg kommen.

„Mrs. Janson. Kann ich noch einmal mit ihnen allein sprechen?", rief der Doc meine Mutter noch einmal zu sich. Währenddessen saß ich draußen im Aufenthaltsraum und wartete.

Eine junge Mutter kam herein. Auf dem Arm ihren Sohn. Der kleine Fratz sah mich ständig an. Er war höchstes vier oder fünf.

„Schau mal Mama. Kann der nicht mehr laufen?"

Die Mutter sah mich entschuldigend an und tadelte ihren neugierigen Sohn.

Meine Finger waren schwitzig und ich rieb sie über meine Schenkel. Dabei dachte ich an alles was ich wahrscheinlich nie wieder tun könnte, wenn bei meinen Beinen keine Besserung eintrat. Eine Rückenmarksverletzung war eben nicht immer heilbar. Der Arzt hatte uns eine neue Therapie vorgeschlagen. Die epidurale Stimulation sollte in binn von Wochen Erfolge erzielen. Ich hatte zugestimmt, auch wenn ich keine Hoffnung hegte.

Mein Plan war etwas in den Hintergrund gerückt. Im Glas befanden sich im Moment noch vier Badeperlen. Doch etwas in mir rückte von dieser Idee ab. Und ich musste mir eingestehen, das es mit diesem aufdringlichem Kerl zu tun hatte, der jetzt gerade zuhause auf mich wartete. Denn heute ging es an meine erste Massage.

Ein zurückhaltendes Grinsen zupfte an meinem Mundwinkel wenn ich daran dachte. Seine Hände auf meinem Körper. Im Unterbewusstsein fasste ich links und rechts an meine Beine. Rieb über meine langen, hässlichen Narben, die von einer weißen Leinenhose verdeckt wurden.

„Da bist du ja endlich. Ich habe schon mal alles vorbereitet."

Kennedy empfing mich schon am Hauseingang. Meine Mutter übergab mich an ihn und er rollte mich quer durch das Haus, bis in mein Zimmer, an das ein Sportraum angrenzte, der früher einmal als Haushaltsraum gedient hatte. Meine Mutter hatte ihn umbauen lassen und nun stand dort einiges an Sportgeräten, deren Namen ich nicht einmal kannte.

„Später habe ich eine Überraschung für dich", verkündete Kenny mir.

„Was für eine? Willst du mich im Fluss ertränken?"

Er lachte auf. „Nicht ganz. Aber lass dich einfach überraschen."

Im Sportraum stellte er meine Bremsen fest und kam zu mir herum, um mir aufzuhelfen.

„Da soll ich jetzt drauf?" Ich starrte auf eine Massageliege. In meinem Kopf stellte ich mir so eine Liege beim Frauenarzt vor.

„Genau da sollst du jetzt drauf. Keine Angst. Ich bin ja bei dir."

Ich hatte keine Angst. Mit Leichtigkeit würde er mich halbes Hemd, auf die Liege befördern, nur, was dann? Würde er mich ausziehen? Hinter ihm auf einem Schrank standen lauter Cremes und Öle. Massage Bälle und anders Zeug.

„Irgendwie muss ich an diese Pornos denken. Massage bis zum Happyend", rutschten mir meine Gedanken raus.

Kennedy packte mich nun und hievte mich auf sie Massageliege. Dabei wurde mein Gesicht gegen seine Halsbeuge gedrückt. Mein Herz begann zu Klopfen und meine Augen schlossen sich. Er roch so gut. Kurz verharrten meine Lippen an seinem Hals und ich war versucht ihn zu küssen.

„Erwartest du jetzt etwa eine Erotikmassage? Nicht mit mir, Kleiner." Er zwinkerte mir zu und ich verzog mein Gesicht zu einem kurzen Grinsen. Unsicherheit stieg in mir auf als ich sah wie er sich an meinen Schuhen zu schaffen machte um sie mir von den Füßen zu ziehen. Dabei sah er mich immer wieder an.

„Keine Sorge. Das ist angenehm. Es tut nicht weh."

Oh man. Gott steh' mir bei. Ich hätte schon bei diesem Anblick einen Steifen bekommen, wenn ich denn in der Lage dazu gewesen wäre. Leider war ich da ebenfalls eingeschränkt.

Six reasons to liveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt