Ich seufzte laut auf, als ich an zwei Wirbeln drehte. Sanft strich ich über die Saiten meiner Gitarre und entlockte ihr somit einen Klang, welcher in mir den Gedanken aufkeimen ließ, dass sich meine Gitarre vielleicht im Stimmbruch befand. Ich drehte erneut an einem der Wirbel und hoffte auf eine Verbesserung - doch genau wie bei mir damals war der Stimmbruch nicht von jetzt auf gleich verschwunden. Ächzend schloss ich die Augen und legte meine Gitarre auf den Boden. Ich saß mittlerweile mehr als eine ganze Stunde auf dem Teppich in meinem Schlafzimmer und versuchte mich mit Musik abzulenken, was jedoch schwerer war als gedacht. Meine Gitarre befand sich in der Pubertät und verweigerte sich vehement auf mich zu hören. Es war, als hätte ich plötzlich verlernt auf ihr zu spielen, als hätte meine Leidenschaft Risse bekommen.
Als ich meine Augen wieder öffnete, stiegen Erinnerungen in mir auf - damals waren es schöne, heute waren es Qualen. Mir kam der Blickwinkel von hier unten bekannt vor. Genau an diesem Fleck saß ich, als ich mit Sam den halben Tag über musiziert und gesungen hatte. Doch das war auch schon das einzige, was dieser Tag mit dem heutigen gemeinsam hatte. Weder von meiner Stimme, noch von meiner Gitarre konnte ich heute Gebrauch machen. Auf Gesellschaft verzichtete ich lieber.
Ich stützte mich auf der Bettkante ab, als ich mich aufrichtete. Meine Beine und Füße kribbelten und prickelten wild, als würden sie innerlich anfangen zu kochen. Viel zu lange saß ich im Schneidersitz und nichts hat es gebracht. Ich knirschte mit den Zähnen und schüttelte sachte meine Beine, um das mehr als nur unangenehme Gefühl loszuwerden. Als es sich tatsächlich zurückzog, blickte ich mich im Raum um. Unter meinem Tisch, auf welchem ich nun meine Gitarre ablegte, tummelte sich ein Gebirge von schmutzigen Klamotten. Davor und überall im restlichen Zimmer verteilt, lagen benutzte Taschentücher, zusammengeknüllt und weggeworfen, wie Konfetti zum Karneval - nur das es hier nichts zum Feiern gab, im Gegenteil.
Ich stöhnte genervt auf und machte mich widerwillig daran die Legionen von Taschentüchern aufzusammeln. Ich nahm so viel ich konnte und trottete in die Küche, um sie dort in den Mülleimer zu schmeißen. Augenblicklich fiel mein Blick auf das dreckige Geschirr, welches sich neben der Spüle stapelte. Wie auch die letzten Tage nahm ich mir wieder fest vor, es so bald wie möglich abzuwaschen - doch ich glaubte mir selbst kein Wort. Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief in das angrenzende Wohnzimmer und ließ mich auf dem Sofa zwischen zwei Bücherstapeln nieder. Das halbe Bücherregal war leergefegt, da die meisten Romane im ganzen Zimmer verstreut lagen.
Ich hatte seit Freitag nichts anderes gemacht, als zu lesen. Unbehelligt stürzte ich mich aus einer in die nächste Welt und versank völlig in den Intrigen und Streitereien der Bücher. Ich flüchtete mich in weite Welten, wo Zucker auf Baumkronen wuchs, allerlei Diebe und Meuchelmörder gejagt und schließlich gehängt wurden, wo Scharen von Piraten unschuldige Handelsschiffe überfielen und plünderten. Es versprach Linderung für meine aufgescheuerten Wunden. Dem Blut, welches aus alten Narben sickerte, wurde vom Geruch der Fantasy Einhalt geboten und die Wunden konnten verheilen. Sobald ich ein Buch aufgeschlagen hatte, las ich es von der ersten bis zur letzten Seite - nicht einmal meine Blase, meine Augen oder mein Magen konnten mich daran hindern. Lediglich wenn sich zwei Personen näherkamen, schlug ich das Buch schnell zu und griff nach einem neuen.
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Tanz für mich, Sing für uns!
RomanceLeichte Bekleidung, gedimmtes, violettes Licht, gaffende Augen und eine jede Menge Spaß - das ist die Welt von Sam, einem 17-jährigen schlanken Burschen mit knackigem Po und spitzer Zunge. Ein täglicher Schluck vom Gebräu der Wollust ist für ihn ein...