Kapitel 29 - Leere Gläser

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Die Musik im Club dröhnte in meinen Ohren und stellte keine Versuche an in den nächsten Stunden zu verstummen

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Die Musik im Club dröhnte in meinen Ohren und stellte keine Versuche an in den nächsten Stunden zu verstummen. Die meisten Leute hier tanzten vergnügt miteinander auf der weiten Tanzfläche in der Mitte des Raumes. Sie lachten angeregt, witzelten, neckten einander, flirteten, schütteten sich massenhaft irgendwelches Gebräu in den Rachen. Ich hingegen war unheilbar froh, dass mir kein Wasserfall mehr im Gesicht hing. Verächtlich zog ich die Nase hoch. Sie fühlte sich verstopft an, zugeklebt mit Matsch und Kleister. Ich atmete schwer durch den Mund.


All die bunten Lichter und die vielen Menschen zogen immer wieder aufs Neue meine Aufmerksamkeit auf sich, sodass ich keine Gefahr lief von irgendwelchen Gedanken bedrängt zu werden. Die laute Musik übertönte indessen jede Stimme in meinem Kopf, wodurch sich letzterer leer, aber dennoch schwer wie ein Felsklotz anfühlte. Das Licht der Scheinwerfer wechselte von einem Gemisch aus roten und gelben Lichtern zu einer Flut an Blautönen. Ich kam mir vor, als hätte ein Orkanwind mich von meinem Schiff geschleudert. Nun trieb ich in den weiten Meeren und sank immer tiefer auf den Grund des Meeres, genau dorthin, wo sich meine Stimmung bereits befand.


Ich hatte mich in der hintersten und dunkelsten Ecke des Clubs an einen Tisch gesetzt - vollkommen allein. Mir war übel. Es fühlte sich an, als hätte ich ein ganzes Huhn bei lebendigem Leibe heruntergeschluckt. Mein Bauch rumorte und fröstelte wie im tiefsten Winter - und dennoch war mir warm genug, sodass ich nicht zitterte. Mit geknicktem Rücken stützte ich mich auf der Tischplatte ab und spielte mit meinen Fingern. Ich versuchte akribisch die Fingerkuppen wegzukratzen.


»Hey.« Ich zuckte unerwartet zusammen und warf einen hasserfüllten Blick auf den ungebetenen Gast. Ein Student vielleicht. Nicht viel älter als... als... Kilian...
Ich rümpfte erneut die Nase und schluckte schwer, um den Stein in meiner Kehle hinfortzuspülen.


»Was willst du?«, fragte ich mit nasaler Stimme.
»Dir einen Drink spendieren, Kleiner.« Man verstand ihn kaum wegen der lauten Musik. Ungefragt stellte er ein Glas direkt vor meine Finger. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Mit einem breiten Grinsen fixierte er mich. Es war eine Einladung... eine Einladung ihm in die Fresse zu schlagen...


»Ich trinke nicht«, war meine plumpe Antwort. Darauf bedacht, mich nicht an dem eisigen Glas zu verbrennen, schob ich die Mixtur mit meinem Mittelfinger fort.
»Ach Quatsch, komm schon.« Der Typ schob das Glas wieder näher zu mir heran. Sein Elan veranlasste es beinahe dazu, seinen Inhalt über meinen Schoß zu kippen.
»So wie du aussiehst, würde es dir echt gut tun.« Ich nahm einen tiefen Atemzug, darauf bedacht nicht das leiseste Geräusch zu machen. Meine Oberlippe hob sich vor Ekel, aber dennoch nahm ich das Glas in die Hand und schwenkte es, sodass die dunkle Flüssigkeit gegen die Glaswände geschleudert wurde. Der Typ musterte mich eindringlich. Ich führte das Glas zum Mund und nippte daran. Alkoholischer Geruch, dann ein süßlicher Geschmack - und sofort zwickte mich ein bitteres Aroma in die Zunge.

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