Tobias
Das blaue Licht brannte in den Augen des Mannes und die Kälte hinterließ eine Gänsehaut auf seinem Körper.
Abermals war die Heizung ausgefallen. Man konnte es fast schon Tradition nennen.»Miaaauu!«
Der Blick glitt zu seinem fetten Kater, welcher ihn aus missmutig gelben Augen anstarrte.
»Du hattest grade was und überhaupt muss ich diesen Bericht noch zu Ende schreiben.«, murrte er ehe er sich begleitet von einem Gähnen wieder dem Laptop zuwandte.
Zwei Tage war bereits der Einsatz alt und trotzdem wollte ihn dieses seltsame Gefühl nicht loslassen. Als ob es sich wie eine Krankheit in ihn eingenistet hätte, die man nicht mehr los wurde - egal was man auch versuchte.
Vielleicht war das auch der Preis, den er nun zurecht zahlen musste.
Wie oft hatte er sich über die Kollegen lustig gemacht, wenn sie von schlaflosen Nächten erzählt hatten?
Bei dem Gedanken entglitt ihm ein Seufzen. Er hatte keine Zeit für so etwas.Dass sowas auch während meiner Partyzeit hätte passieren können, jeden Moment hätte das gleiche irgendeinem Freund, Bekanntem oder gar mir selber wieder fahren können.
Ich fuhr mir durch die zu lang geratenen Haare, während ich nachdachte.
Von keinem der Studenten hatte ich auch nur irgendwas herausbekommen.
Halt.
So konnte man das auch wieder nicht sagen.
Jeder hatte die selbe Geschichte erzählt, wenn derjenige überhaupt in der Lage dazu war.
Ich runzelte die Stirn.
Was war hier anders, was war hier falsch?
Irgendwo war ein Leck, ein Leck wo die Wahrheit scheinbar unbemerkt durchsickern konnte, dass es niemand sah.
Doch wo war dieses Loch nur?
Ich lehnte mich in dem Ledersessel zurück, ging den Vorgang so konzentriert durch wie ich eben in der Verfassung gerade war.
Der junge Student mit dem Namen Vincent Stein, hatte kein einziges Wort gesprochen.
Kein einziges.
Entweder er stand unter Schock, oder er hatte etwas zu verbergen, etwas was wohl all meine Vermutungen in den Schatten stellen würde.
Ich stand vom Stuhl auf holte mir ein Blatt Papier und schrieb all das nieder, was ich in den nächsten Tagen erledigen müsste.
Krankenhaus.
Zeugenaussagen.
Uni.
Eltern.
Kollegen.
Tatort.
Ich nahm einen großen Schluck meines Kaffees und musste würgen.
Kalte Pampe mehr war das nicht mehr.
»Okey, mach morgen weiter, so wird das eh nichts...«, kam es dann von einer Stimme die ich schon so lange nicht mehr gehört hatte, dass es mich herumfahren ließ.
»Seit wann bist du da?«, stöhnte ich auf, fuhr mir durch das Gesicht, bevor ich aufstand und mich zu ihm drehte.
»Ne Weile beobachte ich das Spektakel schon.«, erwiderte der Blondschopf mit runzelnder Stirn.
»Geh nicht immer so scheiße spät ins Bett, Tobi!«
Ich verdrehte die Augen.
Im Grunde wäre ich früher im Bett, würde nicht immer der Junge von vorhin in meinem Kopf herum spucken.
Immer wieder durchlebte ich seine Schreie aufs Neue.
Immer wieder.
»Arbeit?«
Nickte, speicherte die Datei und zog ihn dann in eine kurze Umarmung.
Doch war klar, dass ich gleich alles an ihm auslassen würde, auch wenn es ein Akt der Liebe sein sollte, war es für mich ein Akt alles zu vergessen und einfach abzuschalten.
Mehr konnte ich einfach nicht fühlen.
Konnte ich noch nie.
Es war stickig in unserem Schlafzimmer und die Kälte die vorerst hier vorzufinden war, war nun definitiv nicht mehr hier.
Ich löste mich aus seinem Klammergriff und stieg so leise wie es in dem Moment zuzulassen war von dem Bett, nahm mir einen Hoodie, der zerknüllt am Boden lag ehe ich ins Wohnzimmer lief und dort die Tür zur Terrasse öffnete, um für eine Weile über das kleine Dorf zu blicken.
Auch wenn es arschkalt in Boxershorts und dem Pulli war, war mir die Luft definitiv lieber als die Nähe zu ihm, die ich einfach nicht erwidern konnte, die mir einfach nur unendlich weh tat.
Heute war das erste Mal, dass es vorbei war.
Vorbei in dem Sinne, dass es nicht mehr als Ablenkung diente, dienen konnte.
Die Stimme von ihm, von dem Jungen, hatte sich in meinen Kopf verankert und ließ nicht los, egal was ich tat.
Ich hörte seine Schreie wie auf repeat, bloß, dass ich nicht auf Pause drücken konnte.
Die langen Haare hingen mir in der Stirn, fühlten sich furchtbar ölig an, wie zu alt gewordene Pommes.
Seit vorgestern hatte ich mich kein einziges Mal geduscht, geschweige denn irgendwas gegessen oder mich aus meinem Büro getraut.
Das erste Mal, das ich mich bei meinem Arbeitgeber krank gemeldet hatte.
Und das nur wegen einem Erlebnis, das mich einfach nicht los ließ.
Was war ich nur für ein Versager, der sich auch noch traute Polizist zu nennen?
Ende von Kapitel 1.
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Was bin ich ohne dich?
FanfictionEine ganz normale Studentenparty. Doch als die Polizei gerufen von einer Nachbarin eintrifft, findet man mehrere Krankenwagen und untere den vielen anderen jungen Erwachsenen einen wieder, der brüllt, er müsse zu ihm. Aber was ist passiert? Und waru...