13. Kapitel

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Tobias

»Guten Abend, Herr Stein und Frau Stein, freut mich, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich erübrigen konnten.«, schüttelte beiden die Hände mit dem aufgesetzten Lächeln.
»Was können wir für Sie denn tuen, Herr Kommissar?«
Herr Stein sah seinem Sohn unverwechselbar ähnlich, zwar nicht auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten und dritten Blick, aber beim genauen Hinsehen, konnte man es nicht mehr leugnen, dass man den Vater vor sich hatte.
Bei der Mutter war es genauso.
»Sie haben sicherlich erfahren, was Ihrem Sohn passiert ist, nehme ich an?«, das Lächeln verschwand, wich einem ernsteren Blick, während ich die Hände in die Hosentaschen meiner Jeans schob.
»Wir... Wir haben von dem Unfall erfahren, ja, aber da Vincent nicht an sein Handy geht und sich auch nicht meldet, haben wir uns nicht weiter erkundigt.«
Sie sagte es so als ob es etwas ganz normales wäre, etwas was jeden Tag in irgendeiner Stadt dieser Welt vorkommt, so für sie nicht von Bedeutung war.
»Wollten Sie denn nicht wissen wie es Ihrem Sohn, denn geht?«
»Er ist erwachsen und es ist sein Leben.«, ihr Blick war hart und undurchdringlich, ohne irgendwelche Lücken, durch die ich mich hindurch bewegen könnte.
»Sehen Sie dies auch so, Herr Stein?«
»Ich kenne meinen Sohn und weiß, dass, wenn er mit uns reden will, es von sich aus tut. Ich dränge ihn zu nichts. Vor allem bei so etwas nicht.«
Er legte den Arm um seine Frau, drückte sie enger an sich, die Angst war mit Händen greifbar.
»Schade nur, dass Ihr Sohn sich weigert zu sprechen und das mit 21 Jahren.«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass unser Sohn seinen besten Freund absichtlich die Treppe runtergestoßen hat, damit er ins Koma fällt und sich im Nachhinein an nichts zurück erinnern kann? Wollen Sie das Vincent wirklich unterstellen?«
Fassungslosigkeit zeichnet sich in ihrem Gesicht.
»Jemanden zu Verdächtigen gehört zu meinem Job, so leid es mir auch tut«
»Es wäre jetzt besser für Sie, wenn Sie unser Haus verlassen, bevor ich mich noch ganz vergesse!«
»Schatz, bitte bleib ruhig!«
Doch Frau Stein wirft ihrem Mann nur einen vernichtenden Blick zu ehe sie mir den Blick schenkt.
»Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, oder warum stehen Sie immer noch hier als wären sie mit dem Boden verwachsen?«
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, wusste nicht, ob ich tatsächlich gehen sollte, aber war es wohl die beste Alternative.
»Auf Wiedersehen und einen schönen Abend Ihnen noch!«, verabschiedete ich mich noch ordnungsgemäß, bevor ich schnellen Schrittes aus dem Haus ging.

Es war spät geworden und die Kälte schlug einem ins Gesicht.
Ich vergrub meine Hände in der Jacke meines Mantels und lief den Weg, den ich vor einigen Minuten erst gekommen war.
Dass Vincent am Unfall seines besten Freundes schuld gewesen war, war nur eine Idee von vielen die sich in meinen Kopf gebrannt, mich nicht wieder los gelassen hatte.
Kniff die Augen zusammen und bog in die Seitenstraße ein, in welcher ich einen Imbiss vermutete.
An der Reaktion seiner Eltern war irgendetwas falsch, passte nicht ins Bild wie ein Puzzleteil eines anderen Puzzles.
Ich betrat den Schnellimbiss, hatte großen Hunger, weswegen ich sogar in einem Laden wie diesem essen wollte.
Es war heiß und ich machte meinen Mantel auf, wobei ich nach einem Platz suchte.
»Sorry, aber für Bullen gibts hier nix und für Schwuchtel schon gar nicht!«, knurrte mich die Kellnerin an und auch all die anderen Menschen warfen mir Blicke zu von denen ich nicht erwartet hatte, sie zu bekommen.
Und erst da fiel mir ein, dass ich meine Uniform unter dem Mantel trug.
»Na los, raus, oder du lernst die Faust meines Kollegen kennen!«
Ich schluckte und ging hinaus, mein Stolz spielte in solchen Situationen keinerlei Rolle, denn war es mir am meisten von Wichtigkeit mich zu schützen und nicht wild um mich zu schlagen zu müssen.
Schlussendlich entschied ich mich für eine Tiefkühlkost von dem Laden in meiner Straße, auch wenn Antonio heute vielleicht wieder kommen und sich nur erneut Vorwürfe machen würde, dass er zu wenig da wäre und ich mich deswegen von sowas ernähren müsste.
Ich nahm das gefrorene Gemüse aus der Kühltruhe, holte noch Orangensaft ehe ich Richtung Kasse lief und hoffte, er würde erst in ein paar Tagen kommen, nur weil ich nicht wusste wie ich mit ihm umzugehen hatte.
Nur, weil ich nicht richtig mit ihm umgehen konnte.

Ende von Kapitel 13.

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