33. Kapite

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Dag

Die Tür ging auf und Mama drehte sich erschrocken um als würde sie erwarten einen Mann mit einer Kettensäge zu sehen und nicht einen Pfleger, oder Arzt.
Ich starrte an Mama vorbei und erkannte sie beide, auch wenn ich ihnen im echten Leben nie wirklich begegnet war, hatte ich sie dennoch schonmal gesehen.
»Aluna, Herr Löw.«, sagte ich, doch endete es in einem Hustenanfall.
»Alles gut?«, und schon spürte ich eine warme Hand auf meinem Arm und hatte diesen Duft von Vincents Shampoo in der Nase.
Hatte sie etwa bei ihm geschlafen?
Hatte sie etwa all das was so viel Zeit in Anspruch genommen hatte, dieses Vertrauen und all den Scheiß, in wenigen Tagen, vielleicht ja auch nur Stunden hinbekommen?
»Schon gut.«, nuschelte ich, sah zu meiner Mutter.
»Kannst du kurz uns allein lassen? Ich glaub Papa wollte in die Cafeteria.«
Sie sah uns alle zweifelnd an, verständlich.
»Frau Kopplin, ich bin Arzt am Klinikum hier. Ich habe zwar meinen Doktortitel noch nicht, aber ich bin trotzdem einer.«, er reichte ihr die Hand.
»Na dann. Aber ich bin in 15 Minuten wieder da, ja?«
»Schon klar, Mama.«
Sie verschwand und die Ungewissheit breitete sich nur noch mehr aus, denn wusste keiner wie man zu reagieren, mit dem jeweils anderen umzugehen hatte.
»Wie gehts Vincent? Und wo ist er?«, brach ich dann schließlich das Schweigen, schaute in ihre Gesichter.
»Der...Der...«, stotterte Aluna, bekam keinen richtigen Satz hin, konnte mich nicht anschauen, heftete ihre flackernden Augen irgendwo anders hin.
»Er wurde gestern in die Erwachsenenpsychiatrie eingeliefert.«, sagte schließlich der Arzt und ich konnte nicht anders als erleichtert den Kopf in die Kissen fallen zu lassen.
All die Anspannung der letzten Monate wich aus meinem Körper.
Endlich.
»Endlich.«, entfuhr es mir, war zu froh, um mich zurückzuhalten zu können.
»Wie lange?«
Ich lachte ironisch auf.
»Fast ein ganzes Jahr erlebe ich den Scheiß schon mit.«
»Und warum hast du nichts gesagt? Warum hast du nichts getan, du hättest die Möglichkeit gehabt.«
Schüttelte mit dem Kopf.
»Nein. Nein, die hatte ich nicht. Wissen Sie, dieses Verhältnis zwischen ihm und mir war anders, anders durch die Stimmen in seinem Kopf, die nur er hören, wahrnehmen konnte, mir verwehrt blieben. Es war ein Abenteuer, das ungefährlich begonnen hatte und dann, als es schlimm, bedenklich geworden war, kam ich nicht mehr heraus. Ich musste bei ihm bleiben als hätte ich mich mit einem Eid dazu verpflichtet. Wir konnten in der Zeit nicht ohne einander sein. Er schlief öfter bei mir als in den letzten neun Jahren er es getan hatte, weil es anders nicht ging, nicht möglich war. Wir waren so anders und trotzdem hat es sich so normal angefühlt.«, die letzten Worte waren nur noch ein leises Flüstern.
War schlecht in Dinge erklären wie diesen.
»Co Abhängigkeit.«
Verwirrt starrte ich den jungen Arzt mit den langen Haaren an.
»Was?«
Er seufzte.
»Die Co Abhängigkeit bezeichnet ein sozialmedizinisches Konzept, nach dem Bezugspersonen eines Suchtkranken, beispielsweise als Co-Alkoholiker, von der suchtkranken Person seelisch abhängig sind und deren Sucht durch ihr Tun oder Unterlassen zusätzlich fördern oder selber darunter in besonderer Form leiden. Ihr Verhalten enthält seinerseits Sucht-Aspekte.«
»Vincent ist und war nie süchtig nach irgendwas.«
Er starrte mich an.
»Bist du dir da sicher? Es muss nicht immer Koks, Alk, oder sonstiges sein. Du weißt ganz genau was ich meine. Sonst hättest du das Alles nicht erzählt, weil du leidest.«

Ende von Kapitel 33.

Was bin ich ohne dich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt