Dag
7 Monate zuvor
Der Geruch von Schweiß und Mann vermischte sich mit dem von gemähten Gras und die Luft um uns herum, war nirgends anders so klar, ohne irgendwelche Abgase.
Hier gab es nur den Wald und uns.
»Dag.«
Seine Stimme zitterte nicht wie in den letzten Tagen, klang aber auch nicht unermüdlich stark als gäbe es für ihn kein Aufgeben.
Nein.
In dem Moment klang die Stimme wie die meines besten Freundes.
»Vincent.«
Beide schauten wir in den Himmel, sahen beide das selbe und dachten doch unterschiedliche Dinge, Dinge von denen er oder ich keine Ahnung hatten.
»Siehst du das auch?«
Ich wandte meinen Kopf, starrte ihn an mit einem Blick von dem ich nicht wusste wie er auf ihn wirkte.
»Was siehst du?«, es klang wie eine Frage auf die ich keine Antwort haben wollte, weil jede mich wahrscheinlich nicht in Ruhe gelassen hätte.
»Ach nichts.«, war es dann was er erwiderte, so leise, als hätte es die ganze Unterhaltung nie gegeben als hätte ich es mir bloß eingebildet wie man sich eine Wunschvorstellung einbildet, hofft, dass sie genau so geschieht.
Doch das hier war keine Wunschvorstellung.
Das hier war echt, ohne, dass ich es mir einbilden musste, ohne das ich es wollte.
Vielleicht war das der Moment gewesen, wo ich etwas hätte sagen sollen, wo ich es nicht in den Hinterkopf schieben hätte sollen, es nicht als eine seiner bedenklichen Macken abstempeln sollen.
Ich hätte etwas sagen sollen.
Doch ich hatte nicht.
Warum wusste ich selber nicht.Im Hintergrund läuft Musik, während ich mir die Zähne putze so halbherzig wie es nur ein Student macht, der weiß, dass morgen wieder Montag ist und er so zu irgendwelchen Lesungen muss, um nicht schon im ersten Jahr rauszufliegen.
Ich spucke die zu Schaum gewordene Pasta ins dreckige Waschbecken, dass mich förmlich anschreit, ich solle es putzen.
Doch ich putze es nicht, spüle nur meinen Mund aus, ehe ich samt Musikbox in mein Zimmer der WG laufe, als die Klingle zu schellen beginnt.
Meine Augen blicken zur Küchenuhr, die 23:56 Uhr anzeigt, eigentlich unmöglich, dass jemand was von einem von uns will.
Ich runzle die Stirn, vielleicht ist es auch die alte Dame von neben an, die nur einen Grund sucht uns rauszuschmeißen, meistens versucht sie es mit Ruhestörung, was die Polizisten immer nur auflachen lässt.
Oder es sind tatsächlich die Bullen.
Meine Augenbrauen ziehen sich noch stärker zusammen.
Dennis und André, die mit mir in der WG wohnen, waren der Grund, dass die Polizei hier nicht unberechtigt auftauchen könnte.
Doch ich verpfiff die Jungs auch nicht, weil ich wusste warum sie den Scheiß machten, machen mussten.
Manche Menschen hatten eben kein schönes Leben, keine Unterstützung, hatten einfach keine andere Wahl.
Ich sperrte die schon abgeschlossene Tür wieder auf, konnte erst nicht wirklich glauben, dass er vor der Tür stand.
Er fiel förmlich in meine Arme, zitterte am ganzen Leib als wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen wie lange er sich noch auf den Beinen hätte halten können.
»Was ist los?«
Und mit einem Mal waren die kurzen Sätze wieder in meinem Kopf, die wir im Wald ausgetauscht haben, die die ich so gut wie verdrängt gehalten habe.
»Es sind mehr.«, flüsterte er, so unendlich leise, dass ich eine Gänsehaut am gesamten Körper bekam.
Mein Griff verstärkte sich um seinen Körper, hielt in so fest wie ich konnte, auch wenn er deutlich schwerer als in unserer Kindheit, Jugend war.
»Was siehst du?«, flüsterte ich schließlich ebenso leise zurück.
Doch er sagte nichts mehr, vergrub sein Gesicht nur an meiner Schulter.
Vielleicht war es da schon zu spät, zu diesem Zeitpunkt, vielleicht hätte ich etwas, aber auch machen können, wenn ich nur gewollt hätte.Ende von Kapitel 7.
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Was bin ich ohne dich?
FanfictionEine ganz normale Studentenparty. Doch als die Polizei gerufen von einer Nachbarin eintrifft, findet man mehrere Krankenwagen und untere den vielen anderen jungen Erwachsenen einen wieder, der brüllt, er müsse zu ihm. Aber was ist passiert? Und waru...