Dag
Grelles Licht stach in meine Augen, kniff sie zusammen, um mich an die Beleuchtung zu gewöhnen.
»Du bist wach.«
Ich rieb mir die Augen, machte sie wieder auf.
Es war ein kleiner Junge mit frechen Augen und Locken, der auf einem Stuhl im Schneidersitz saß.
»Wer bist du?«, meine Stimme fühlt sich kratzig an als hätte ich zu viel gefeiert und zu wenig geschlafen.
Der Junge faste sich ans Kinn.
»Ich bin...«, sah mich an.
»Ich bin du und du bist ich.«
Er kicherte wie als wäre es eine lustige Komödie, die in der Nachmittagsvorstellung im Kino zu sehen ist.
»Bitte was? Willst du mich verarschen?«, fuhr ich ihn an, doch zuckte er so zusammen und sah mich mit aufgerissenen Augen an, dass mir bewusst wurde wie sehr ich ihn gerade verschreckt hatte.
»Sorry, Kleiner sollte nicht so gemeint sein.«
Ich stand auf und lief zu ihm, strich ihm über die kleinen Locken.
»Weißt du wo ich bin?«
Er nickte.
»Du bist in deiner Zwischenwelt, quasi zwischen Leben und Tod.«, wieder schlich sich sein schelmisches Grinsen auf die Lippen, doch ich konnte nicht mit grinsen.
»Zwischen... Zwischen Leben und Tod, was bedeutet das?«, meine Stimme zitterte, ohne, dass es sich wirklich vermieden ließ.
»Erinnerst du dich nicht? An die Party? Und das davor?«
Ich erinnerte mich, die Bilder, die vor meinem inneren Auge vorbeizogen, konnte man nicht aufhalten.
»Und jetzt werde ich sterben?«
»Das weiß keiner, jedenfalls noch nicht.«, sein Grinsen wurde breiter und mir wurde immer klarer, dass er nur ein kleiner Junge war, der keine Ahnung vom Tod hatte und wie man damit umzugehen hatte.
»Ich schau mich ein bisschen um, ja?«
»Geht klar und ich hol uns was Süßes vom Automaten, bin gleich wieder da!«, trällerte er, sprang vom Stuhl und rannte aus dem Zimmer.
Ich drehte den Kopf und sah mich selber im Bett liegen, verkabelt und auf dem Gesicht eine Atemmaske, die mir sonst nur aus Filmen bekannt war.
Zugegeben ich sah ziemlich beschissen aus.
Überall Schnitte im Gesicht und ein Bluterguss auf meinem Hals und der Hand.
Fuck.
In dem Moment kam jemand ins Zimmer und erst dachte ich es wäre der kleine Junge, doch war er es.
»Vincent. VINCENT!«, brüllte ich, wollte meine Arme um ihn schlingen, doch griff ich nur ins Leere.
»Vincent? Verdammt, warum hörst du mich denn nicht?«, voller Verzweiflung starrte ich ihn an, wollte ihm sagen, dass der ganze Scheiß nach hinten losgegangen war, dass er Hilfe bräuchte, wir nicht mehr so weiter machen konnten, doch egal wie laut ich brüllte, er zeigte keinerlei Regung.
»Er kann dich weder hören noch sehen.«, flüsterte die Stimme von dem kleinen Ich meiner Selbst.
»Aber warum? Ich muss mit ihm sprechen, wissen wie es ihm geht und ihm noch so viel mehr sagen!«
»Das kannst du aber nicht, dass ist unmöglich hier in der Zwischenwelt.«, er seufzte, schüttelte mit dem Kopf.
»Es tut mir sehr leid, aber er muss alleine klar kommen, ohne dich.«
Fassungslos starrte ich in die kugelrunden Kinderaugen, die mich sooft auf Fotos angeschaut haben.
»Das schafft er nicht, das kann er unmöglich schaffen, wie soll er denn ohne mich unterscheiden, was real und irreal ist? Wie verdammt nochmal?«
Doch er gab nicht nach, setzte sich auf den Stuhl und riss den Plastikmantel seiner Schokoladentafel auf.
»Er schafft das einfach nicht...«
»Warum bist du dir da so sicher?«
Seine Augen waren auf mich gerichtet, herausfordernd.
»Weil...«Ende von Kapitel 11.
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Was bin ich ohne dich?
FanfictionEine ganz normale Studentenparty. Doch als die Polizei gerufen von einer Nachbarin eintrifft, findet man mehrere Krankenwagen und untere den vielen anderen jungen Erwachsenen einen wieder, der brüllt, er müsse zu ihm. Aber was ist passiert? Und waru...