Kapitel 7

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Es war komplett leer, sah aber so aus, als ob schon lange nicht mehr Staub gewischt wurde. Ich ging gerade um eine der Säulen herum, als ich abrupt stehen blieb. Mitten im Raum stand ein Spiegel. Der war aber eben nicht dagewesen. Oder? Drehte ich jetzt völlig durch?

Langsam ging ich auf den alten, großen Spiegel zu. Der Ramen war schon leicht angelaufen, die Spiegelfläche nicht mehr die Neuste.
Dann sah ich die Inschrift auf dem Spiegel, und mir wurde klar, daß ich den Spiegel Nerhegeb gefunden hatte. Treffer beim ersten Versuch. Ich hatte wohl einen Glücksttag.
Doch bevor ich den Spiegel näher betrachten konnte, hörte ich zum dritten Mal an diesem Abend Schritte. Ich wirbelte auf dem Absatz (meine Stiefel hatten wirklich einen kleinen Absatz) herum und stürmte aus dem Raum, durch die Gänge, zurück in meinen Schlafsaal. Nur bemerkte ich allerdings nicht, dass Astorias Augen weit offen waren, während ich mich in mein Bett kuschelte. Deshalb war ich, erschöpft durch die Rennerei, sobald mein Kopf das samtene und bestickte Kissen berührt hatte, auch sofort eingeschlafen, ohne mir weiter Gedanken zu machen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß Astoria schon in ihrer Uniform auf ihrem Bett und sah mich abwartend an. ,,Was'n los?'', wollte ich verschlafen von ihr wissen. ,,Wo warst du gestern Abend?'' ,,Beim Abendessen, wie du.'' ,,Ich präzisieren meine Frage. Wo warst du gestern Nacht Juni?'' Wut durchschoss mich, plötzlich und unvorhergesehen. ,,Nenn mich nicht Juni! Das darf nur mein Bruder! Und wo ich gestern war, geht dich gar nichts an!'' Mit diesen Worten sprang ich aus meinem Bett und stürmte ins Bad. Die Tür ließ ich extra laut knallen. Bei solchen Eltern wie meinen lernt man schon von klein auf, wie man eine Tür wütend knallt.
Ich stützte meine Hände auf dem Waschbeckenrand ab, und funkelte mein Spiegelbild an. Was ich dabei nicht bemerkte, meine Augen waren nicht grün, sondern schimmerten rötlich. So sprang ich ohne einen Gedanken daran zu verschwenden unter die Dusche. Was ich in meiner Wut vergaß, ich hatte nicht wie sonst das Wasser warm gedreht. Und so kam es, dass ich jetzt schreiend unter dem eiskaltem Wasserstrahl hervorsprang und mir bibbernd mein Handtuch um den schmalen ( bei näherer Überlegung vielleicht etwas zu schmal ) Körper wickelte , um wenigstens wieder etwas Wärme zu spüren. Ich rubbelte, aber das Gefühl der Kälte wich nicht ganz. Tief in meinem Inneren spürte ich, und dies hatte bestimmt nichts mit einer kalten Dusche zu tun, wie etwas Kälte sich in meinem Inneren festsetzte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hi. Es ist zwar mal ein etwas kürzeres Kapitel, aber mir gefiel der Schlusssatz so gut. Und, wie ihr wahrscheinlich bemerkt habt, da neues Kapi, ich habe meine Schreib Blockade überwunden! 😃 Einen gewissen Teil dazu hat @migaliujg beigetragen, da mich ihr Kommentar so motiviert hat. Vielen Dank dir nochmal!

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