Adrian hatte mich an dem Tag abends wieder nach Hause gebracht. Nach meinem Ausbruch hatten Kira und Chris versucht die Stimmung aufzulockern, aber so ganz klappte das nicht mehr.
Heute Abend würde ich nach Wochen endlich einmal wieder einen Mädelsabend mit meinen besten Freundinnen Ida und Trine machen. Wir hatten das vor dem Anschlag um die zwei Wochen gemacht. Da wir drei ziemlich unterschiedliche Leben führten versuchten wir uns immer dadurch auf dem neusten Stand zu setzen. Außerdem war es unsere ganz persönliche Flucht vor dem Alltag.
Die beiden würden zu mir kommen. Wir würden einige Filme schauen, ungesundes Essen in uns rein stopfen und irgendwann in ein Fresskoma fallen.
*
"Das hast du nicht wirklich einfach so gesagt!", warf Trine mir aufgebracht vor, als ich meinen beiden Freundinnen erzählte, was zwischen Adrian, Kira, Chris und mir passiert war. "Bist du eigentlich bescheuert?!"
"Dieser Adrian fragt dich ja fast schon nach einem Date und du sagst ihm, dass du es manchmal bereust ihn und seine Freunde nicht da zum Sterben zurückgelassen zu haben, um Simon da raus zu schaffen?!", wiederholte Trine noch einmal vorwurfsvoll.
"So war das aber nicht gemeint!", versuchte ich mich zu verteidigen, "Außerdem war das kein Date!"
"Das wissen wir, aber das ist, was bei denen wahrscheinlich ankam", murmelte Ida, die schon ziemlich betrunken an ihrem selbstgemixten Cocktail nippte.
"Du bist echt ein hoffnungsloser Fall. Sowas ist genau der Grund, warum du keinen Freund hast. Manchmal muss man einfach den Mund halten, nicken und sagen "oh ja, es war sehr schwer, aber ich lebe immerhin noch und es ist so toll, dass ich so vielen Menschen helfen konnte"!", brummte Trine missmutig.
"Und das aus dem Mund derjenigen, die nie ihre Klappe hält!", lachte ich meine Freundin aus, "Nein, mir ist es lieber, dass sie sauer sind, als das ich sie angelogen hätte."
"Cheers, dazu!", kicherte Ida und prostet uns mit ihrem Glas zu.
"Ok, ich denke, du hattest genügend Alkohol für einen Abend", erklärte Trine ernst und nahm unserer Freundin ihren Cocktail weg.
Beleidigt beobachtet Ida, wie ihr Cocktail in der Küche verschwand. Als ihr Glas außer Sichtweite war, wand sie sich mir zu.
"Aber jetzt mal zu diesem Adrian. Wie sieht der eigentlich so aus?", grinste sie mir anzüglich zu.
"Ich habe ihn schon auf Insta gestalked. Der sieht mega heiß aus!", ertönte Trines aufgeregte Stimme auf meiner Küche.
"Uhhhhh!", rief Ida grinsend und schüttelte mich an meinen Schultern, "Warum hast du denn nichts gesagt."
"Sie wollte diese Sahneschnitte wahrscheinlich für sich ganz alleine haben", lachte Trine. Dabei hielt sie Ida ihr Handy entgegen, auf dem bereits der öffentliche Account von Adrian zu sehen war.
Peinlich berührt sah ich weg.
"Heilige Scheiße!", stieß Ida aus, "Sagt es nicht Markus, aber diese junge Mann ist ein Gott!"
Meine Freundinnen sabberten schon fast auf die Bilder.
"Er hat eine Freundin, also jetzt hört auf damit", versucht ich den beiden das Handy aus der Hand zu nehmen.
"Wie die männliche Spezies immer so schön sagt, das ist ein Grund, aber kein Hindernis", grinste Trine mir zu.
"Ganz bestimmt nicht! Ich habe genügend eigene Probleme, da brauche ich nicht auch noch einen Typen, der in einer Beziehung ist!", rief ich wütend aus, "Was denkt ihr denn eigentlich. Ich würde mich niemals zwischen zwei Liebende drängen!"
"Na dann nimm seinen Freund. Chris", kicherte Ida und hielt mir ein Bild von Adrian und Chris unter die Nase.
"Los, du solltest auch mal ein bisschen Spaß haben. Niemand sagt, du sollst direkt eine Beziehung anfangen. Aber ein bisschen Spaß haben kannst du doch wohl", stimmte Trine in Idas Kichern mit ein.
"Du bist ja witzig. Falls du es vergessen hast, ich spüre unterhalb meiner Gürtellinie nichts mehr", murmelte ich peinlich berührt.
"Also kannst du keine Orgasmen mehr haben?", fragte Ida schockiert, als wäre es das schlimmste in der ganzen Welt. Auch Trine beobachtete mich, mit weit aufgerissenen Augen.
"Ehrlich gesagt, keine Ahnung", antwortete ich verwirrt.
"Ok, das finden wir jetzt heraus!", meinte Trine fest entschlossen. Grinsend klatschte sie in die Hände, als hätte sie schon den perfekten Plan ausgeheckt. "Dafür solltest du aber erst noch ein bisschen was trinken." Immer noch grinsend schob sie mir ein volles Shotglas zu.
Erst nach dem fünften Glas ließ sie endlich von mir ab. Normalerweise trank ich keinen oder nur sehr wenig Alkohol. Dadurch fühlte ich mich gerade so, als würde sich alles um mich herum drehen.
"Das Internet sagt, du kannst noch einen Orgasmus haben", kicherte Ida mir ins Ohr.
"Und warum musste ich dann so viel trinken, wenn das Internet uns das sagen kann?", fragte ich mit belegter Stimme.
"Deswegen", antwortete Trine und zeigte dann auf den Fernseher. Entsetzt sah ich von ihr zum Bildschirm und zurück.
"Ist das ein Porno?!", fragte ich sie entsetzt.
"Stell dich nicht so an. Ich weiß, du schaust auch mal welche. Dann können wir das jetzt auch gemeinsam machen und dabei herausfinden, ob dich sowas noch anturned", erklärte meine Freundin Schulter zuckend, als wäre es etwas ganz normales, dass man sich mit seinen Freunden zusammen Pornos ansieht.
"Und spürst du schon was?", flüsterte Ida mir nach nicht einmal einer Minute zu.
"Außer Unbehagen? Nein", antwortete ich sarkastisch.
Das Klopfen an meiner Tür holte mich aus dieser fürchterlichen Situation. Umständlich rutschte ich zurück in meinen Rollstuhl und öffnete die Tür.
Erst zu spät wurde mir klar, dass hinter mir immer noch das Stöhnen aus den Lautsprechern kam.
"Hey!", begrüßte ich übertrieben fröhlich Jan. Dabei versuchte ich, ihn zurück zu drängen, um die Haustür hinter mir wieder zu schließen.
"Tut mir leid, ich weiß du hast deinen Mädelsabend, aber du bist nicht ans Handy gegangen und ich wollte dich daran erinnern, dass wir morgen Mittag unsere Aussage bei der Polizei machen müssen", meinte Jan freundlich.
"Mila!", brüllte da Trine von drinnen, "Komm schnell wieder, das musst du sehen! Was der mit seinen Hüften machen kann! Wuuuuuh!"
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu Jan und versuchte schnell die Tür hinter mir ins Schloss zu ziehen, aber der junge Mann war schneller.
Erstaunt sah er von mir zum Porno, der auf meinem Fernseher lief und dann zu meinen kichernden Freundinnen.
"Ich hatte ja vieles erwartet, aber nicht das ihr euch bei einem Mädelsabend Pornos reinzieht!", lachte Jan laut los. Mit knallroten Wangen sah ich ihn an.
"Wir versuchen herauszufinden, ob Mila noch einen Orgasmus haben kann", erzählte Ida Jan grinsend. Sie war wirklich stolz auf diese Situation, während ich einfach nur im Erdboden versinken wollte.
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Der Anschlag *pausiert*
General FictionEs sollte ein ganz normaler Tag werden. Ein spannendes Fußballspiel zwischen der Eintracht und Schalke, während ich ehrenamtlich einen Dienst als Sanitätshelferin absolvieren würde. Niemand hatte mich darauf vorbereitet, was ich an diesem Tag zu Ge...