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,,Bitte, zeig' mir den richtigen Weg. Ich möchte wieder glücklich sein dürfen." Der Mondschein erleuchtete besonders meine Nasenspitze, sobald ich verträumt den kühlen Nachthimmel beäugte.

Fest hielt ich die Kerze, die mir all' meine Wünsche erfüllen sollte, in den Händen.

Das Fenster sperrweit offen trotzdessen, dass ich vor Kälte zitterte und mich wahrscheinlich für die nächsten Wochen Krankschreiben lassen müsste, aufgrund des Grippevirus', was sich besonders in den letzten Februartagen am meisten verbreitete.

Nur für meine Wünsche hielt ich mich hier auf.
Sie würden mithilfe der Kerze den Weg Richtung Mond anbahnen und dort in Erfüllung gehen.
Jedenfalls erhoffte ich mir das.
Gerade deshalb, weil der März Siyeons Hassmonat war, wollte ich umso mehr, dass er zu meinem Lieblingsmonat mutieren würde.

Der neunundzwanzigste Februartag verbrauchte meinen letzten Mut und die letzten Nerven, aufgrund des Einkaufes.

Erst diese Blicke, die sich durch meine mickrigen Klamotten bohrten, später noch der Moment, dass doch ein höherer Geldbetrag rauskam, als ich errechnet hatte und ich bei 9 Euro bereits die Hälfte der Produkte weglegen musste. Mathe war nie so wirklich meine Stärke, umso peinlicher, dass diese Schwäche genau vor den ganzen Leuten zum Vorschein kam.

Zum Schluss verpasste ich auch noch den letzten Zug, sodass mich Seunghoon, ein Arbeitskollege von mir mit dem ich normalerweise überhaupt gar keinen Kontakt pflegte, abholen musste, da Jimin auf ein Date war und dort nicht einfach wegkonnte.

Ich wollte auch nicht der Grund dafür sein, dass er dann doch Single blieb und, wie ich, traurig und alleine sterben musste.

Zum Glück verlangte Seunghoon kein Geld von mir, auch als ich ihm 2 Euro vor die Nase hielt, wollte er den Betrag nicht annehmen und meinte nur zu mir:  ,,Ich habe bei dir einfach was gut, okay? Du kannst mich ja irgendwann mal auf einen Tee einladen".

Auch wenn meine Einkäufe erledigt waren, sah der Kühlschrank so bedauernswert wie vorher aus.
Nur ein paar Brote, Nudeln, Reis und kleine Soßentüten füllten meine winzig kleine Küche in der ich nicht mal einen Ofen, geschweige denn eine Mikrowelle besaß.
Zwei Herdplatten und ein Wasserkocher reichten mir zum knappen Überleben.

Sachen wie Vitamine nahm ich ewig nicht mehr zu mir, da die Preise für Obst und Gemüse letztes Jahr in ganz Korea drastisch anstiegen.
So blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Magen mit Reis und Nudeln zu füllen, auch wenn ich diese nicht mehr sehen konnte, so sehr hatte ich sie mir übergegessen.

,,23:58", säuselte ich, hielt die Kerze fest in meinen Händen und warf einen kurzen Blick durch den dunklen Raum, was mein Zimmer darstellen sollte.

Eine Matratze auf dem Boden, ein einfacher Kleiderschrank und ein paar Pflanzen waren wohl die einzigen, wirklichen Sachen, die ich hier besaß. Ein paar kleine Bilder, die ich mit meiner verpixelten Handykamera machte.

Normalerweise schmückten Selfies mit Familien und Freunden die Zimmer der Jugendlichen, doch ich fotografierte nur Pflanzen und die Innenstädte, da ich keine anderen Motive hatte.

Wen sollte ich noch fotografieren?
Ich war auf mich alleingestellt.
Nur Bilder mit Siyeon hingen einst an meiner Wand, doch als ich das letzte mal betrunken war, riss ich diese voller Frust ab und schmiss sie in den Mülleimer. Ich wollte sie nie wieder sehen! Mein Herz hätte das nicht ertragen. Allein der Gedanke daran, dass sie mit einem anderen Typen rummachte, brach mir das Herz.

Ein letzter Blick wand sich zur Uhr, die neben meinem Bett stand und mich täglich an die Arbeit erinnerte, mit der ich mein weniges Geld verdiente.

0.00 Uhr

Es soll sich alles zum Guten wenden...
Es muss sich alles zum Guten wenden.

Tief ließ ich die Luft durch meine Lungen wehen, bevor ich mit einem kräftigen Zug das lodernde Licht ausbließ und in der Dunkelheit meines Zimmers verschwand.

Every March || VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt