24

95 21 1
                                    

,,Ach ja, wen haben wir denn da?"

Worte, die gleich auf mich und Jimin einprasselten und uns peinlich berührt aufhusten ließen.

,,Schwachköpfe seid ihr! Blöde, faule Schwachköpfe!", war das nächste, was Yeonyoon von sich gab, da sie bis eben die komplette Schicht alleine übernehmen musste.

Auch wenn dies ,,nur" 40 Minuten waren, musste sie das Headset übernehmen, diese Notizen zu sich selbst weiterreichen und das Essen anfertigen, gleichzeitig aber auch die Theke beobachten.
Zu viele Aktivitäten für einen einzigen Menschen, dessen Aufgaben nur als Teilzeitarbeit angesehen wurden.

,,Tut uns leid, wirklich!", meinte ich gleich zu ihr, was sie nur abnickte und dann doch ein kleines Lächeln über ihre Lippen brachte.
Nun waren wir hier, um durchzustarten, wenn auch Jimin einen riesigen Kater ankämpfte.

Mein geliebtes Headset wartete bereits auf mich im kleinen abgegrenzten Nebenraum, wo ich alle Bestellungen vom Drive in aufnahm.

Vielleicht war es doch nicht so gut, Jimin arbeiten zu lassen. Yoongi hätte genauso gut seine Schicht übernehmen können, doch weigerte sich seine ,,kostbare" Zeit mit arbeiten zu verschwenden.

Was auch immer zwischen den beiden am Vorabend vorgefallen war, positiv ging der Krieg wohl nicht aus.
Warum war ich auch zu beschäftigt damit, einen etwa gleichaltrigen Jungen am Fenster anzustarren?

Dabei erkannte ich nicht mal alles von ihm, da das Licht in seiner Wohnung nicht sonderlich hell erstrahlte. Eher wie ein typische, heruntergekommende Kellerbeleuchtung, die ihre schönsten Jahre bereits hinter sich hatte.

,,- ihre Bestellung, bitte"

Tag ein, Tag aus sprach ich diesen Satz und notierte die Essenswünsche der Menschen. Überall der Geruch von kochendem Öl, sowie frittierte Gerichte. Fastfood widerte mich stetig an. Irgendwann würde ich dadurch noch erbrechen, die Zeit ließ nicht lange auf sich warten.

,,Das wäre alles?"

Eine tiefe, raue Stimme am anderen Ende, die etwas angsteinflößendes hatte.
Nicht nur das, sie war auch total aufdringlich und versuchte unter allen Umständen an mich heranzukommen, fragte meinen Namen ab, meinen Wohnort, selbst meinen Beziehungsstatus.

Doch mit sowas hatte ich im Leben nicht gerechnet.

,,Ja, es sei denn sie haben einen jungen Singlemann zu bieten, der auf bisschen Spaß hinaus ist?"

Worte, die mich angewidert erschaudern ließen und gleich schmiss ich mein Headset auf den Tisch. Mein ganzer Körper zog sich eklig zusammen und ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus.

,,JIMIN!"

Keine Sekunde verlief, da kam der Braunhaarige in den Raum gestürmt und musterte mein beängstigtes Auftreten.

,,Was ist los? Ist was passiert? Haben wir eine falsche Bestellung ausge-"

,,E-ein Pädophiler!"

Seine Augen weiteten sich und wir beide schauten in Richtung des Headsets, wo immer wieder ein kleines ,,Hallo?" ,,Babyboy?" ertönte.

Zittrig hielt ich mich am kleinen Tisch fest und fuhr mir durch meine leicht zerzausten Haare.

Wie kann ein Mensch nur so ein Verhalten haben? Gibt es bei ihm überhaupt keinen Anstand?

,,Ich kann das nicht...", murmelte ich vor mich hin und stürmte aus dem Raum, um die Anmache zu verarbeiten. Keine Sekunde hätte ich noch diese reudige Stimme verkraften können.

Panisch hielt ich mir die Hand vor den Mund und versuchte mir gar nicht erst vorzustellen, was für ein Mensch sich hinter dieser Stimme verbergen mochte.

Mein Gehirn versuchte die Eindrücke zu verdrängen und meine Hilflosigkeit, die ich ausstrahlte. Alles hätte ich gegen diesen Mann sagen können, doch ich fühlte mich gefangen und machtlos.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, hörte ich seine Stimme immer wieder zu mir sprechen:

,,Babyboy? Ist alles in Ordnung?"

Every March || VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt