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Bunte Farben, die mich erhellen sollten, Freude in mir bereiten sollten.
Aufgedrehte Musik bis in die unangenehme 110 Dezibel - Grenze, die mein Trommelfell beinahe zum platzen brachte.

Besoffene, schwitzende Menschen, einfach überall, die ihre Körper - mehr oder weniger zum richtigen Takt der Töne bewegten.

Zwischen den Menschen befanden sich Yoongi, Jimin und ich an der Bar, wo wir uns gegen die Theke lehnten, unseren Cocktail schlürften und Anderen hinterherblickten.

,,Wow, du hast dich heute eindeutig selbst übertroffen, Tae!"
So lachte Jimin, der uns mit seinem Auto begrüßte, während er ausgiebig mein Aussehen unter die Lupe nahm.

Ein erstickendes Gefühl, sobald ich mich anschnallte und nur ein Schmunzeln aus mir bringen konnte, da Yoongi gleich die startende Konversation unterbrach.

Vom Rücksitz schallte seine tiefe, kräftige Stimme zu uns und sein Köpfchen streckte sich durch die beiden Vordersitze hindurch.

,,Ich will mich wirklich nicht beschweren, aber warum bist du mit Auto, Jimin?"
Zögerlich presste Yoongi seine Lippen zusammen, als sich die Blicke der beiden durch den Rückspiegel trafen.

Es wurde für einen Moment still, in dem ich nur verwirrt vor Jimins Augen umherschnipsen musste, denn eine Antwort hätten wir andernfalls nicht mehr erwarten können.

,,Ein Kumpel von mir wohnt direkt neben der Bar und kommt später auch noch vorbei, bei ihm dürfen wir glücklicherweise übernachten."

Verschluckt von der vorherrschenden Ruhe, schaute ich aus dem Fenster, wo die Wohnblöcke nur an mir vorbeizogen.
Veraltet, verbraucht und zerstört, so sahen die meisten dieser aus.
Es lebten Menschen drin! Überall!
Ihre Kinder zogen sie dort groß, da sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden, trotzdessen dass fast jeder von ihnen arbeitsfähig war und auch eine Arbeit hatte.

Verdienen konntest du in dieser Nähe jedoch nicht viel, weshalb die meisten Menschen in die Innenstädte zogen, aber dafür brauchtest du das Geld, was sie nicht hatten.
Ein ewiger Kreis, der niemals seinen Weg nach draußen fand.
Sie hungerten, sie starben.
Die Reichen wurden nur reicher.
Die Armen verarmten.
Das experimentierten sie auch an meinem eigenen Leibe.

Eines Tages würde auch ich an den Folgen meiner Lebensweise krepieren.
Wer war aber daran Schuld?
Der hohe Stand vielleicht?
Meine Eltern, die mich möglicherweise verlassen hatten, aus welchem Grund auch immer?
Irgendwo in Korea hockten sie bestimmt auf ihren Geldbündeln als reiche Schnösel, weshalb sie keinen Sohn vertragen konnten und mich deshalb ins Heim steckten.

Ich wollte sie gar nicht kennenlernen.
So viel Leid hatten sie über mich gebracht.
Immer musste ich alleine durch die Runden kommen, war der, der durch Prügeleien auf dem Schulhof Geld anschaffte, nie zum Unterricht erschien, da ich eh schon abgesunken war. Unter keinen Umständen hätte ich mich noch hocharbeiten können.
Wir werden in unsere Stände hineingeboren und können nur schwer aus diesen entkommen.

Die Schlägereien sollten jedoch in der Vergangenheit ruhen.
Siyeon änderte mich zu einem besseren, dennoch verarmten Menschen.
Bei ihr konnte ich das erste mal richtige Liebe empfangen, die sich dann doch als reine Verfälschung herausstellte.

,,Achso, Jimin. Wie lief eigentlich dein Date?"

Ich wollte meinen Gedanken ein Ende setzen, da ich schon wieder merkte, worauf es hinauslief, weshalb ich mich an den Kleineren wand, der kurz während der Fahrt zu mir schielte.

,,Frag am Besten nicht. Hätte ich gewusst, dass sie noch Schülerin ist und sich als 23 ausgab, obwohl sie 15 Jahre alt ist, dann hätte ich sie niemals auf einen Kaffee eingeladen"

,,Omg, was?", platzte es lachend aus mir heraus, weshalb sich gleich ein Schmollen über sein Gesicht zog, "Eine Minderjährige und du hast nichts gecheckt?"

,,Ja, Ha Ha Ha ! Wie witzig, ne im ernst jetzt! Die hat auf dieser Drecksapp einfach ein falsches Alter angegeben. Ich suche mir nie wieder Dates im Internet"
Ein enttäuschtes Seufzen von ihm, als er in die rechte Straße einbog, die auf eine Autobahn führte.

Die Verwirrung war mir ins Gesicht geschrieben, da ich mir bis dahin sicher war, dass er in die Kneipe in unserer Nachbarschaft wollte.

Hätte ich jedoch gewusst, dass er in die bekannteste Disco Seouls wollte, hätte ich nicht zugesagt, da ich niemals das Geld dafür besäßen hätte.
Ein Schnäppchen für die Leistungsgesellschaft, jedoch ein Preis, von dem ich mich normalerweise eine Woche ernähren konnte.

Every March || VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt