Kapitel 2

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„Violet! Steh sofort auf! Die Schule beginnt.", schreit Violet's Vater ihr ins Gesicht. Erschrocken schreckt Violet auf. Ihr Vater geht derweil zum Fenster und schiebt die Vorhänge zur Seite. „Irgendwann wirst du Alles zurückbekommen, alter Mann." „Zieh dich jetzt schnell an!", sagt er beim Rausgehen aus Violet's Zimmer. Violet zieht sich ein schwarzes, weites T-Shirt an und eine Ripped Jeans. Noch verschlafen geht sie in die Küche. Ein Teller mit einem grauen Brot steht auf dem Tisch. Ihr Vater sitzt am anderen Ende des Tischs und trinkt aus einer Bierflasche. „Na, was machst du noch heute?", fragt Violet und versucht zu grinsen. Ihr Vater guckt sie fragend an: „Was wohl? Ich werde wieder zum Arbeitsamt gehen und eine Absage bekommen." „War ja nur eine Frage...", denkt Violet und verdreht ihre Augen.

„Mrs. Summer, wieder zu spät.", sagt Violet's Lehrerin als Violet reinkommt. Sie geht ganz schnell zu ihrem Platz und setzt sich hin. Hastig packt sie ihre Schulsachen raus und sieht dabei aus dem Augenwinkel wie sie von den anderen Mädchen ihre Klasse angeguckt wird. Diese lachen und drehen sich wieder um zur Tafel. Die Wut in Violet steigt. „Hey!", flüstert Rachel Violet ins Ohr. Sie sind beste Freunde und sitzen in vielen Kursen nebeneinander. Rachel hat rote Locken in einem Kurzhaarschnitt und immer bunte und ausgefallene Klamotten an. Violet und Rachel sind äußerlich wie Tag und Nacht. Doch sie verstehen sich schon von Anfang an sehr gut. „Hey.", flüstert Violet zurück und lächelt. Doch ihr Blick schweift wieder zu den anderen Mädchen. „Hässlichen Charakter aber Hauptsache einen auf schön tun. Das sind mir die Liebsten..."

„Hey Vio...Wieder zu spät gewesen, weil du zu lange als Clown arbeiten musstest?", stachelt ein Mädchen aus Violet's Klasse, mit dem Namen Elizabeth, sie an, beim Einsteigen in den Schulbus. Violet wirft ihr nur einen finsteren Blick zu. Elizabeth und ihre Freundinnen lachen: „Wenn der Vater halt nur ein Penner ist, und man einen hässlichen Körper hat, muss man sich halt anderwärtig verkaufen!" „Wenigsten kriegt sie es schon hin, eigenständig zu leben. Nicht so wie ihr, die alles in den Arsch gesteckt bekommen.", verteidigt Rachel sie und zieht sie in eine der hintersten Reihen. „Hör nicht auf die...Du bist toll so wie du bist und das, was du tust, macht dich erst zu dem was du bist!", muntert Rachel Violet auf. Diese entgegnet mit hochgezogener Augenbraue: „Zu einem Clown?" „Nein. Zu einem tollen Mädchen mit einem Talent zum entertainen!", entgegnet Rachel und grinst. Violet huscht ein Lächeln über die Lippen. „Manchmal klingt sie so, als ob sie mich nicht kennen würde...", denkt sie. Der Bus fährt los. Violet und Rachel spielen wie immer „Ich sehe was, was du nicht siehst". Da kommen sie an einer Demo von Joker-Unterstützern vorbei. „Hey, Leute! Ich sehe was, was ihr nicht seht: Und das sind Violets beste Freunde!", ruft Elizabeth durch den Bus und zeigt aus dem Fenster. Alle fangen an zu lachen. Rachel schaut mitleidig zu Violet. Doch diese fängt an zu grinsen und steht auf: „Also wenn du meinst, dass meine besten Freunde einen skrupellosen Mörder feiern, und die Stadt in Schutt und Asche legen, dann hätte ich an deiner Stelle eher Angst, dass ich dir kein Messer reinramme oder diese Freunde anheuere es für mich zu tun."

Alle im Bus schauen erschrocken zu Violet. Elizabeth setzt sich ängstlich wieder auf ihren Platz. Und auch Violet setzt sich wieder hin. „Coole Rede.", raunt Rachel und lächelt. „Danke.", entgegnet Violet und schaut auf den Boden. Eine zerfressende Stille herrscht im Bus. Man hört nur die Schreie der Demonstranten draußen. Violet schaut aus dem Fenster. Ein Clown schaut sie direkt an und hält eine Axt hoch in die Luft. „Irgendwie verstehe ich sie langsam.", denkt sie und lächelt leicht.

Gestresst schmeißt Violet hinter sich die Tür des Theaters zu. „Hey! Vio!", ruft ihr Chuck entgegen. Er und Mathew kommen auf sie zu. „Sag mal, Vio, hast du schon einen Plan für die neue Show?", fragt sie Chuck. „Nein. Ich hatte noch nicht genug Zeit, um darüber nachzudenken. Ich hab' schließlich noch Schule.", antwortet sie und stellt ihren Rucksack vor der Bühne ab. „Und was machen wir jetzt?", fragt Mathew nervös. „Keine Ahnung. Denkt doch mal selbst nach!", sagt Violet harsch und setzt sich auf einen der Stühle. Sie zündet sich eine Zigarette an. Genüsslich zieht sie den Rauch ein und legt ihren Kopf entspannt zurück. Langsam lässt sie den Rauch wieder raus. Sie blickt zu Mathew und Chuck: „Sorry, dass ich euch so angegangen bin. Ich überlege mir was." Die Männer grinsen ihr zu. Der Boss der drei kommt zur Tür rein: „So! Violet, ich habe dir gesagt, dass du hier nicht rauchen sollst während deiner Arbeitszeit... Was habt ihr euch ausgedacht?" Violet verdreht ihre Augen. „Welche Arbeitszeit? Wir stehen doch jetzt sinnlos rum...Ohne Ideen." „Also so genau...äh...wissen wir noch nicht was wir machen sollen...", antwortet Mathew verlegen. „Ah...das kann jetzt nicht euer Ernst sein! Wir brauchen schnell Ideen! Ihr müsst schließlich noch trainieren. Da sind zwei Wochen schnell mal um!", entgegnet ihr Boss und setzt sich neben Violet. Er nimmt ihr die Zigarette weg und schnippst sie weg. Violet guckt enttäuscht ihrer Zigarette hinterher. „Und du hast auch keine Idee?", fragt er sie. „Ich...hatte noch nicht die Zeit darüber nachzudenken.", antwortet sie ehrlich. Ihr Boss nickt und steht wieder auf: „Also, morgen will ich von jedem von euch eine Idee hören! Sonst muss ich mir neue Leute suchen."  

Er geht wieder raus. „Wozu hat man überhaupt 'nen Boss, wenn dieser keine Ratschläge gibt und sich nicht selbst was für seine Show ausdenkt?!", fragt Chuck wütend. Violet steht auf und hebt ihre noch glühende Zigarette wieder auf: „Er nimmt nur das Geld. So ist das Leben. Wir sind die Arbeiter-Ameisen und er regiert über uns." Sie zieht wieder von ihrer Zigarette. Mathew geht auf Violet zu: „Bitte, Vio! Du hast immer so gute Einfälle! Bitte hilf uns!" Violet schaut ihn nachdenklich an und bläst ihm den Rauch ins Gesicht. „Er ist ja noch hilfloser als ich..." „Ich denke mir was heute noch aus, versprochen!", sagt sie und lächelt. Mathew umarmt sie: „Danke, Violet!"

JOKER Die Geschichte der Violet Summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt