Kapitel 7

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Ein Schrei schallt durch die kleine Wohnung. Violet schreckt sofort auf und schmeißt dabei ausversehen das Feuerzeug, was auf ihr lag, auf den Boden. „Oh nein! Papa hat Arthur entdeckt!" Schnell steht sie auf und geht in den Flur. Dort sieht Violet ihren Vater im Türrahmen ihres Zimmers stehen. „Wer sind Sie?! Was machen Sie hier?! Wo ist meine Tochter?!", schreit er. Violet rennt auf ihn zu und zerrt ihn von der Tür weg. Erschrocken fällt ihr Vater gegen die Wand. Arthur steht vorsichtig aus dem Bett auf: „Alles ist okay. Ich werde Ihnen nichts tun!" Violet's Vater blickt sie entrüstet an: „Was...Wer...Wo?! Was macht dieser fremde Mann hier?! Ist das dein Neuer?! Der ist doch locker 20 Jahre älter als du!" „Er tut nur so, als ob es ihn interessiert, mit wem ich zusammen bin...Er fühlt sich dadurch total in seiner Vaterrolle. Obwohl er sonst nie da ist.", denkt Violet. „Dad, das ist alles nicht so wie du de...", Violet stoppt mit reden. Ein harter Schlag trifft ihre Wange. Sie blickt geschockt zu Arthur. Dieser guckt zu ihr mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen. Langsam wendet sich Violet's Blick wieder ihrem Vater zu. Pure Finsternis spiegeln ihre Augen wieder. „Und jetzt zu dir. Du vergehst dich nicht an meiner Tochter, verstanden! Du schläfst nicht einfach unter meinem Dach!", schreit Violet's Vater Arthur an. Er taumelt auf Arthur zu. „Sie sind ein schrecklicher Mensch, wissen sie das?!", sagt dieser, und sein Gesicht strahlt pure Bosheit aus. Schon kassiert Arthur einen Schlag. Er und Violet's Vater beginnen miteinander zu kämpfen.

Mit blutender Nase blickt Arthur zu Violet, während er ihren Vater im Schwitzkasten hat. Doch dieser befreit sich und wirft Arthur zu Boden. Beide schlagen weiter auf dem Boden auf sich ein. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Arthur für mich kämpft." Violet blickt mit verunsichertem Blick zu den Beiden. Ihr Vater schlägt mehrmals mit der Faust in Arthur's Gesicht. Dieser ruft kurz auf und lässt seinen Kopf auf den Boden sinken. Ihm fließt Blut aus der Nase und dem Mund. Und trotzdem, er grinst. „Er wird lachend sterben. Ich werde ihm helfen...müssen."

Mit schnellen Schritten geht Violet in die Küche und zieht aus dem Messerblock das schärfste Messer. Sie rennt zurück zu ihrem Zimmer. „Ist das richtig? Kann ich das tun? Er ist schließlich mein Vater!" „DAD! HÖR AUF IHM WEH ZU TUN!", schreit Violet, so, dass ihr Hals weh tut. Sie stürzt sich auf ihn. Doch ihr Vater schlägt sie weg. Violet prallt mit dem Kopf an der Wand an. „Ich...alles...ist so...verschwommen. Ich muss..." Sie schaut zu Arthur. Dieser lacht sie direkt an. „Seine Augen sind so...als könnte ich in seine Seele sehen. Will er mir etwas sagen?"

Violet fasst sich schmerzend an ihren Kopf. „I'll always love you and make you happy..." Langsam wird ihre Sicht wieder scharf. Sie sieht, wie Arthur immer schwächer wird. Mit zittriger Hand greift sie nach dem Messer, was sie bei dem Sturz fallen gelassen hat. „If you will only say the same..." Violet erhebt sich langsam vom Boden und geht auf ihren Vater zu, der mit dem Rücken zu ihr auf Arthur sitzt, und versucht, diesen zu schlagen. Nun ergreift Violet das Messer fest mit beiden Händen. „But if you leave me and love another..." Sie geht immer näher an ihren Vater heran. Ein letztes Mal guckt sie zu Arthur. Dieser hat nur noch einen abwesenden Blick. Sein Gesicht ist mittlerweile voll mit Blut verschmiert. Violet's Miene wird immer dunkler und wütender. Sie blickt Arthur tief in die Augen. „You'll regret it all some day!"

Schwer atmend schaut Violet auf ihre Hände. Sie sind voller Blut. Das Messer, was sie in der Hand hatte, liegt auf dem Boden, ebenfalls voll mit Blut. Langsam beginnt sie zu realisieren, was sie gerade getan hatte. Ihr Blick wandert von ihren Händen hoch. Sie sieht Arthur, der mit Blick nach oben auf dem Boden liegt. Auf ihm liegt der regungslose Körper von Violet's Vater, der sich nur leicht auf und ab bewegt, wegen Arthur's Atmung. „Was...was ist passiert? Habe ich...Habe ich meinen Vater umgebracht?!"

Violet sackt erschöpft zusammen. Der Körper ihres Vaters blutet durch 30 Messerstiche aus. Arthur bewegt vorsichtig seinen Arm in Violet's Richtung. Er nimmt ihre Finger in seine Hand. Langsam blickt Violet zu ihm auf. Er nickt ihr zu. Violet umfasst schlagartig seine Hand fest. „Fühlst...Fühlst du dich...besser?", fragt sie Arthur noch außer Atem. Violet denkt kurz nach. „Frei...", haucht sie. Arthur wendet seinen Blick wieder von ihr ab und schließt erschöpft seine Augen.

„Hier, trink.", sagt Arthur und reicht Violet eine warme Tasse Kakao. Eingehüllt in einer Decke, sitzt diese auf der Couch und starrt ins Nichts. Arthur setzt sich neben sie, wirft seine handtuchtrockenen Haare zurück und zündet sich eine Zigarette an. „Bin ich ein Monster?", fragt Violet und durchbricht damit die Stille. Arthur guckt zu ihr: „Er war das Monster. Er hat dir nie gedankt, sich nie um dich gekümmert, dir nie Liebe gegeben...Du bist kein Monster. Du bist ein Clown." Violet wendet ihren Blick von der Wand ab und schaut Arthur tief in die Augen: „Ich dachte immer, dass ‚Clown' eine Beleidigung wäre. Alle machen sich lustig über mich. ‚Guckt mal! Da kommt Violet, der Clown!'. Ich hatte immer Spaß daran, ein Clown zu sein..." „Es ist keine Beleidigung. Guck nach draußen! Es gibt noch mehr Clowns! Die Menschen sollten sich nicht über diese lustig machen.", erwidert Arthur und zieht von seiner Zigarette. „Also bin ich nur einer von denen?", fragt Violet fast schon traurig. Arthur kratzt sich am Kinn. Eine Stille entsteht zwischen den Beiden. Arthur durchbricht diese wieder, durch ein Räuspern: „Du bist ein Clown. Aber keiner von denen, die nur die Stadt in Schutt und Asche legen und demonstrieren. Oder sogar sinnlos töten! Nein. Du bist ein Joker." Violet's Augen funkeln kurz auf. Arthur bemerkt dies und lächelt sie an. „Sie ist wie ein Spiegelbild von mir...Wie kann es sowas überhaupt geben? Ich dachte immer, ich sei ganz allein mit meinen Sorgen. Die Clowns da draußen beweisen mir zwar, dass es noch mehr unzufriedene Bürger gibt, aber...Violet kennt wirklich die Kehrseite des Lebens. Sie hat ähnliches erlebt wie ich. Sie ist...wie ich. Wieso macht mir das Angst?"

JOKER Die Geschichte der Violet Summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt