JOKER Die Geschichte der Violet Summer

Kapitel 18

Eine Woche später

Violet geht aus dem Supermarkt mit zwei Papiertüten. Die frühe morgen Sonne scheint ihr ins Gesicht. Sie lächelt zufrieden und geht in Richtung Gary's Haus. Da sieht sie an einer Straßenlaterne auf der anderen Straßenseite einen Fleier, auf dem ein Gesicht gedruckt ist, hängen. Interessiert geht sie auf die andere Seite der Straße und schaut sich das Papier genauer an. Ein Schauer fährt durch ihre Adern. Fast lässt sie die Papiertüten fallen. „Das...bin ja ich. Auf einem Vermissten-Fleier?! Aber...das muss ein Fehler sein." Sie liest sich die Details durch. „Violet Summer...Da steht wirklich Violet Summer! Mein Alter! ALLES! Das kann nicht sein!!" Sie reißt unbeobachtet das Papier von der Laterne und beginnt, so schnell wie es geht, zurück zu Gary's Wohnung zu kommen.

Panisch öffnet Violet die Tür mit einer Hand. Arthur kommt ihr gerade aus dem Bad entgegen. „Woah! Violet! Guck mal, ich habe meinen Bart endlich rasiert. Ich sehe gleich viel jünger aus!", sagt er und grinst. „Sieht er wirklich...Gefällt mir. Warte...Ich schweife ab. Ich muss doch mit ihm reden!", denkt sie sich und geht ins Wohnzimmer. Gary sitzt vor dem Fernseher und trinkt Kaffee. Violet macht den Fernseher leise und stellt sich vor diesen. „Ey! Was soll das?", fragt Gary launisch. Arthur kommt nun auch ins Wohnzimmer und setzt sich zu Gary. Fragend blickt er zu Violet. „Ich...Ich war doch gerade einkaufen...und...da habe ich das an einer Laterne gesehen.", sagt Violet außer Atem und holt mit zittrigen Händen aus ihrer Jackentasche das zerknüllte Papier. Sie überreicht es Arthur. Dieser entfaltet es verwirrt. „Vermisst, Violet Summer...", liest er in Gedanken. Er blickt wieder hoch zu Violet. Auch Gary liest das Blatt. Bei jeder Zeile weiten sich seine Augen ein Stück mehr. „W...Was heißt das?", fragt er aufgeregt. „Ich weiß es nicht...Anscheinend hat irgendwer mich vermisst gemeldet...", antwortet Violet und fasst sich an die Stirn. Arthur steht auf und geht ein Stück an sie ran: „Aber wer würde dich denn vermisst melden? Ich dachte du hast niemanden gehabt, der sich für dich interessiert." Violet guckt ihn fragend an. „Das hätte er jetzt auch echt netter formulieren können..." „Keine Ahnung...Vielleicht die Nachbarn? Die Schule? Oder...Rachel.", raunt sie. „Wer ist Rachel?", fragt Arthur interessiert. „Meine beste Freundin...oder so. Quasi wie Gary für dich ist.", antwortet Violet und setzt sich auf den Sessel. „Ich habe gerade so viele Fragen...", sagt Gary. Arthur wirft ihm einen etwas zornigen Blick zu. Dann hockt er sich vor Violet und fasst an ihre Knie: „Hör zu...Sie suchen dich. Aber als Vermisste! Wir müssen uns noch nicht so große Sorgen machen!" Er lächelt. „Als was sollten die Violet denn sonst suchen?", fragt Gary neugierig. Arthur dreht sich zu diesem um, und auch Violet blickt zu Gary. Keiner von den dreien sagt etwas. „Ich bekomme langsam so ein Gefühl, als hätte Violet auch nicht so ein sauberes Leben geführt...", denkt Gary. Langsam blickt er wieder runter zu dem Zettel. „Sie ist auch noch nicht mal volljährig?! Aber sie und Arthur...Das ist doch krank!" Gary schaut wieder auf zu Arthur und Violet. Seine Panik spiegelt sich immer mehr in seinen Augen wieder. Immer noch blicken Violet und Arthur einfach nur zu ihm. „Die werden mich bestimmt auch gleich zum schweigen bringen! Oh mein Gott...Was habe ich mir nur dabei gedacht, zwei Mörder aufzunehmen?!" Fast zeitgleich erhebt sich Gary mit Arthur. Beide atmen tief ein. Gary nimmt all seinen Mut zusammen und geht an Arthur vorbei ins Schlafzimmer. Arthur guckt ihm einfach nur hinterher.

„Er weiß jetzt was abgeht, oder?", fragt Violet, obwohl sie die Antwort genau weiß. „Ich rede mit ihm", antwortet Arthur und folgt Gary ins Schlafzimmer. Violet lässt sich nun richtig in dem Sessel fallen und guckt zur Decke. „Jetzt kann noch nicht mal ich unerkannt raus...Na toll. Das war bestimmt Rachel. Eigentlich gut zu wissen, dass sie mich immer noch mag, obwohl ich, ohne ihr Tschüss zu sagen, gegangen bin."

„Gary, was ist?", fragt Arthur einfühlsam, als er zur Tür ins Schlafzimmer kommt. „Ihr...Ihr habt mir verschwiegen, dass Violet auch eine düstere Vergangenheit hat! Ist doch so, oder?", sagt Gary und geht einen Schritt zurück. „Ja...Sie hat eine düstere Vergangenheit. Sie dachte nur, dass die Info für dich nicht so wichtig wäre, da du und sie euch gar nicht kannten! Und das sagt man ja nicht als Gesprächseinstieg.", erklärt Arthur und versucht zu lächeln. „Und...Und was ist das mit euch beiden?! Sie ist noch minderjährig! Sie ist noch nicht mal 18!! NOCH NICHT MAL 17!!", schreit Gary, eher aus Verzweiflung, als vor Wut. Arthur runzelt die Stirn: „Ich...sie...Es ist..." Gary atmet tief aus und fasst sich an die Stirn. „Ich realisiere jetzt erst, was ich getan habe! Ich habe zwei Mörder aufgenommen...Und einer davon ist auch noch pädophil!", sagt er und setzt sich aufs Bett. Arthur's Blick verfinstert sich. „Ich...bin nicht...pädophil.", knirscht er durch seine Zähne. Gary guckt ihn ängstlich an. „Arthur ist so ein Psycho! Gleich wird er mich auch töten...wie Randall!"

„Gerade du müsstest doch verstehen, wie es ist, anders zu sein!", schreit Arthur nun. Gary steht empört auf: „ANDERS?! Mörder?! Pädophile?! Die sind nicht anders...DIE SIND KRANK!" Arthur's Blick verfinstert sich immer mehr. „Du wusstest doch, auf was du dich einlässt...", sagt er und starrt Gary, ohne einmal zu blinzeln, an. Dieser guckt auf den Boden und ächzt verzweifelt. „Ja...Ja ich wusste es. Ich wusste es...Ich wusste es...", spricht er zu sich selbst. Violet kommt zur Tür rein: „Hey, alles okay? Ihr schreit zu laut rum! Die Nachbarn können euch sonst hören." Sie erblickt den verzweifelten Gary und geht zu ihm. Liebevoll umarmt sie ihn. „Es tut mir leid, dass ich dir das verschwiegen habe. Ich wusste nur nicht, wie ich es anbringen soll.", sagt Violet mit beruhigender Stimme. „Ist schon okay...Ein Mörder, zwei Mörder...Wen interessiert das schon?", antwortet Gary und versucht zu lächeln. Er blickt zu Arthur und hört sofort auf zu lächeln: „Doch das mit euch Beiden...Das ist der größte Schock." Violet schaut zwischen Arthur und Gary hin und her. „Ey, er ist nicht pädophil! Ich möchte das alles. Und wenn ich das will, ist das okay! Ich darf lieben wen ich will!", sie stockt. „Ups...habe ich das jetzt laut gesagt?"